Marlene Remen

Die Nr. 2 Geschichte 4. Kapitel

Es dauerte gar nicht lange und wir waren im Nachbarort angekommen. Vor einem großen Haus mit
vielen Fenstern hielten wir an und das Mädchen hob den Korb von ihrem Rad und klingelte an der
Haustür, Sie wurde von einem Jungen und einem kleinen Mädchen geöffnet und wir kamen in einen
langen Hausflur. Es gab viele Wohnungstüren und in einer stand eine junge Frau und begrüßte uns.
In der Wohnung durfte ich aus dem Korb heraus und die junge Frau band mir eine rote Schleife um.
Die Kinder gaben mir ein wenig Milch und streichelten mich, danach kam ich wieder in den Korb.
Dann verließen alle die Wohnung und mein Herz begann ganz schnell zu schlagen, nun würde ich meine
Menschenfamilie gleich kennenlernen. Im Treppenhaus begegnete uns ein Mann in einer Postuniform
und er hatte einen kleinen Hund dabei.  Die Kinder klingelten an einer der Wohnungstüren, es dauerte
eine Weile, dann wurde sie geöffnet. Vor uns stand ein  blonder, kleiner Junge, mit einem schüchternen
Lächeln.
Alle, die im Hausflur standen, begannen zu singen, sogar der Hund des Postboten jaulte mit.
Ich wollte hinaus aus diesem Korb, um endlich den Jungen zu begrüßen, aber ein wenig mußte ich noch
warten, dann war es soweit. Mit einem Satz sprang ich heraus und lief sofort zu ihm. Seine Augen
schauten mich ungläubig an, aber dann strahlten sie.  Er nahm mich auf den Arm und drückte mich fest
an sich. Ich fühlte mich sofort wohl bei ihm und begann laut zu schnurren, so daß alle lachten und sich
mit ihm freuten. Der Hund lief auf uns zu und er hatte einen großen Briefumschlag in seiner Schnauze, den
er dem Jungen gab.  "Wau - wau, sagte er zu mir, ich heiße Seppl und bin ein Dackel. Aber keine Sorge, ich
mag Katzen und tue dir nichts."  "Miau, antwortete ich, vor Hunden habe ich keine Angst, mein bester Freund
ist ein großer, alter Hofhund. Aber sag mal, du scheinst mir ein ganz Netter zu sein, wollen wir Freunde
werden ?"  Während ich das zu ihm sagte, hatte ich mich zwischen seine Vorderpfoten gesetzt und ließ
mich von ihm beschnuppern. Das machte Spaß, wenn er mich mit seiner feuchten Hundenase berührte.
" Klar, sagte er, und wie ist dein Name ?"   "Bis jetzt hieß ich Nr. 2, aber welchen Namen ich heute bekomme,
das weiß ich noch nicht."

Der Postbote sagte etwas zu dem Jungen und er hob mich auf seinen Schoß. " Kessi, Kessi, Kessi, rief er
und so bekam ich meinen Namen !" An dieser Stelle machte Kessi eine Pause und sagte zu meinem
Katerfreund : "Der Kindergarten ist zu Ende und die Kinder kommen. Wenn du morgen noch hier bist,
erzähle ich dir, wie es weiterging."  "Ja, ich komme, sagte er, bin schon ganz gespannt darauf, wie es
weitergeht."  Kessi lief den Kindern entgegen und wurde von Allen gestreichelt. Sie schaute sich um
und zwinkerte ihm zu : "Bis morgen dann !" Er schaute ihnen hinterher und fast bemerkte er die Kinder-
gärtnerin nicht, die schimpfend auf ihn zukam. An dem Klang ihrer Stimme konnte er es hören, sie mochte
keine Katzen. Er beachtete sie nicht, sprang mit einem Satz von der Mauer und lief die Strasse entlang.


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.07.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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