Irene Beddies

Wendel, das Gespenst: Nach Hause




Nach Hause
 
Am nächsten Morgen regnete es. Es regnete auch den ganzen Tag.
Als das kleine Gespenst um Mitternacht aufwachte, schaute es sich verwundert um. Wo war es nur?
Dann fiel ihm ein, dass es wohl noch im Wald sein müsste. Es rappelte sich auf und suchte nach der Eule.
Die aber saß versteckt und trocken in ihrer Höhle im Baum und rührte sich nicht.
Wendel irrte durch den nassen Wald. Der hatte sich im Regen völlig verändert. Ein dicker Baum sah wie der andere aus, dunkel, nass und drohend. Wendel konnte das Nest der Eule nicht finden. Er verspürte auch keine Lust auf ein Abenteuer, er wollte einfach zurück  in seinen Karton.
Nur  mit Mühe fand es den Weg in die Stadt. Ein hellerer Lichtschein, der von den Straßenlaternen und den erleuchteten Schaufenstern stammte, zeigte ihm den Weg. Er trödelte dann doch ein wenig, weil er hoffte, noch einen Menschen zu erschrecken. Aber bei diesem Regenwetter blieben sie alle zu Hause.

Wendel streckte sich diese Nacht in seinem geliebten Pappkarton wohlig aus. Das war doch ganz etwas anderes als am Erdboden unter einer Tanne zu liegen.
 
„Hast du gestern ein Glück gehabt, dass es geregnet hat“, sagte die Eule, als sie in der folgenden Nacht auf das Dach kam.
„Warum?“
„Ja weißt du denn nicht, dass Gespenster schwarz werden, wenn sie von  einem Sonnenstrahl getroffen werden?“, fragte sie verwundert.
„Ist das wahr?“
„So habe ich es vor Jahren von einem Uhu gehört. Der war sehr klug und kannte viele Geheimnisse.“
„Wenn das wahr ist“, überlegte Wendel, „dann muss ich sehr aufpassen, dass ich immer rechtzeitig ein dunkles Versteck finde, wenn ich es nicht mehr nach Hause schaffe.“
                                   
 © I. Beddies




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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.07.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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