Vanessa Henke

Du bist nicht allein..

Sie stand auf dem kleinen Dach des Hauses, in dem sie schon seit ihrer Kindheit mit ihren Eltern wohnte. 
Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie hielt das Messer fest in der Hand. 
Oft genug ging sie an diesen Ort wenn es ihr schlecht ging und sie nachdenken musste. 
Ganz allein, von der restlichen Welt getrennt, das brauchte sie manchmal.
Niemand konnte sie verstehen und sie wollte auch niemanden bei sich. 
Niemand konnte sie von ihrem Vorhaben abhalten.
Sie tat das oft, es war nichts neues mehr für sie.
Wenn die Leute davon wussten, würden sie sie für verrückt halten und versuchen, ihr zu helfen.
Aber sie wollte das nicht.
War es wirklich so verrückt sich selbst weh zu tun? 
War es wirklich so dumm sich zu ritzen?
Für sie war es jedes Mal wie ein Rauschzustand wenn sie das tat.
Sie konnte es nicht ändern, nichts dagegen tun.
Jeder, dem sie davon erzählte, wollte sie davon abbringen, nur hatte es keiner geschafft.
Es war wie eine Sucht, eine Sucht sich selbst zu verletzen.

Viele ihrer Freunde sagten sie hätte keinen vernünftigen Grund, um das zu tun.
Sie sagten sie sei klug, beliebt, hübsch, hätte nie Stress und einen perfekten Freund.
Vielleicht war es so, aber trotzdem hatte sie diese Momente. Momente, an denen es ihr einfach nur schlecht ging.
Es musste einen Grund für ihre Taten geben, nur sie fand keinen.
Es war nur dieser Drang, sich immer wieder weh zu tun.
Sie dachte einfach, sie hätte das gar nicht verdient. Die ganze Liebe von den Menschen, die ihr am meisten bedeuteten.

Sie wurde von Geräuschen aus ihren Gedanken gerissen. 
Es schien so, als ob jemand zu ihr kommen würde. 
Schnell versteckte sie das Messer hinter sich und verdeckte ihren blutigen Arm. 
Wenn das ihre Mutter war, wäre sie verloren. Ihre Mutter machte sich immer zu viele Sorgen.
Aber es war nicht ihre Mutter, es war ihr Freund. Der wahrscheinlich wundervollste Mensch, den sie kannte.
Er hielt immer zu ihr und wandte sich auch nicht von ihr ab, obwohl er von ihren Problemen wusste.
Es stimmte wohl, er war perfekt. Perfekt für sie.

Er sagte kein Wort. Vermutlich wusste er, was sie hier oben getan hatte.
Langsam ging er auf sie zu und nahm sie in seine Arme. 
Die Tränen liefen ihre Wange hinunter und sie drückte ihn ganz fest an sie.
Er nahm ihr vorsichtig das Messer aus der Hand und legte es beiseite.
"Ich hasse es, wenn du dir weh tust."
"Ich weiß, aber ich kann nicht damit aufhören. Ich bin wirklich krank."
"Bist du nicht und du weißt, ich bin immer für dich da."
Sie sah ihn mit feuchten Augen an. Er blieb trotz allem bei ihr, aber sie verstand nicht, warum er das tat.
"Bitte, es ist schrecklich für mich wenn du leidest. Tu dir bitte nicht mehr weh, meine Süße."
"Ich versuch es ja, aber ich bin so schwach."
Sie wollte sich wegdrehen, doch er hielt sie ganz fest an sich und flüsterte in ihr Ohr:
"Du bist stark, du kannst es schaffen. Wir werden es schaffen. Ich bin für dich da."
Er küsste sie sanft auf ihre Stirn.
"Du kannst mich nicht aushalten, das kann keiner."
"Doch, du bist das beste, das mir je passiert ist."

Es herrschte ein kurzer Moment der Stille, dann sagte sie:
"Du würdest mich irgendwann hassen, ganz sicher."
"Süße?"
"Ja Süßer?"
"Ich werde dich für immer lieben.."



 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.07.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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