Sie sind anders
Jeden Tag trafen sie sich in ihren Hauseingang. Beide wollten den Nachmittag nicht in ihrer Wohnung verbringen. Kurz wurde überlegt wie man sich aus der Wohnung schleichen konnte und schon klingelte die Eine bei der Anderen. Ernst schauten sie beide in die Welt, seit Jahren schon. Kleine Mädchen, die anders waren. Schnell schlichen sie bis auf die untere Treppe, kurz vor den Briefkästen von ihrem Neubaueingang, und setzten sich auf die Treppe.
„Sag mal!“, meint Katrin zur anderen. „Gestern abend war wieder bei euch so ein Lärm.“
„Ja, es tut so weh. Ich fühle mich so allein.“ Saft streichelt die Freundin ihr über den Arm.
„Du bist nicht allein, ich bin da.“, flüstert sie ihr zu.
„Ich weiß nicht einmal wieso, er schlug halt zu.“, flüstert Sandra.
„Es ist egal was falsch macht wurde, der schlägt doch immer.“
Die Mädchen verstummen, lauschen nach Geräuschen, doch sie hatten sich verhört.
„Ich musste meinen Vater gestern schon wieder von der Kneipe abholen“, flüstert Katrin nun.
„Schon wieder? Wieso musst du das immer machen?“
„Auf mich hört er, wenn er besoffen ist, auf meinen Bruder ist er immer nur sauer. Das letzte Mal wollte er ihn sogar zwingen auch was zu trinken.“, flüstert Katrin.
„Du hast einen lieben Bruder, ich hätte gern auch so einen großen Bruder.“, meint nun Sandra.
„Oh ja, der beste große Bruder den man haben kann. Ich hätte gern so ein Vater so wie deinen, nicht deinen Stiefvater, sondern dein richtiger Vater.“
Traurig schaut Sandra ihre Freundin an und meint: „Tauschen wir unsere Brüder? Nur so für einen Monat.“
Ein kleines Lächeln huscht über Katrins Gesicht. „Niemals geb ich meinen her.“
„Schade.“, meint Sandra und schaut auf den Boden.
„Sag mal, wieso haben wir eigentlich keine Freunde, so außer uns?“, nuschelt Sandra in sich hinein.
„Weiß nicht. Nein, eigentlich weiß ich es. Mich mag keiner leiden, wegen meinen Vater und dich, weil sie Angst von ihm haben.“ Zögernd zeigt sie in die Richtung über sich.
Sandra nickt. „Was können aber wir dafür?“
„Nichts. Wir sind nur anders.“
Jeden Tag liefen die Gespräche so und eine war froh dass die Andere es wusste. Vieles wurde angesprochen, vieles aber auch nie. Manch Monat verging, auch in den Kalten saßen sie unten. Wenige Worte und doch großes Verständnis für die Andere, die Freundin. Kleine Mädchen waren sie, kleine Mädchen die anders waren.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.04.2003.
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