Carsten Schwindt

In der Stadt

Kalter Regen prasselt auf die Straßen. Grauer Nebel - Novemberabend in der Stadt. Schwarz gekleidet bewegt sich der Unbekannte durch die Straßen, unbemerkt von den Anderen.



Die Anderen - stehen rauchend vor dem Hotel - schweigend.
Einer ist hineingegangen, sucht Zimmer 206, schließt auf, betritt es. -Stille-

"Ist mit Ihnen alles in Ordnung? ", fragt er.
Ein leises Stöhnen. -Wieder Stille-

Der Andere nickt, verlässt das Zimmer. Das Türschloss klickt.

In der Dunkelheit - blitzen nun Gedanken.

"Wieder eingesperrt."

Der Gefangene versucht sich selbst zu trösten:

"Gott sei Dank, nicht lebenslänglich."

Trotzdem - Angst - Klebriger Schweiß tritt aus seinen Poren.



Der Unbekannte nähert sich dem Gebäude. Nur noch zwei Steinwürfe entfernt. Das Metall, das er in seinem Mantel trägt, lastet schwer auf seiner Brust. Er ist aufgeregt, wie immer. Hat er immer noch nicht ablegen können. Gedankenfetzen irren durch seinen Schädel. Er zwingt sich ruhig zu bleiben, tief durch zu atmen. Seinen Koffer eng an den Körper gepresst, läuft er weiter.



Zurück in Zimmer 206. Rauch liegt in der Luft. Es riecht nach Essensresten, Schweiß, Alkohol. Eigentlich darf der Gefangene nicht trinken. Der Staatsanwalt hat es verboten. Aber die Anderen haben, wenn auch kein Mitleid, einen ausgeprägten Geschäftssinn.

Leise murmelnd, ein inneres Lachen. Ein Bild formt sich in seinen Gedanken, wird klarer.

"Alkoholvergiftung - der Staatsanwalt würde toben."

Verreckt, ähnlich einem seiner vielen Idole. Damals, als die Welt noch klar, schön war. Damals, als er lebte, wirklich lebte und nichts ahnte von diesem Monster, das geduldig in seiner Zukunft auf ihn lauerte.



Der Unbekannte hat seinen Schritt verlangsamt. Noch zwanzig Meter bis zum Foyer des Hotels. Ein schäbiges Haus.

"Wie in einem schlechten Film...", denkt er, sein Blick fixiert suchend die Fassade.

Dann wendet er sich abrupt nach rechts, tritt ein in einen offenen Hauseingang, hastet die Treppenstufen hinauf.



Die Anderen sind nervös. Sie müssen das Objekt am Leben erhalten. Ein erbärmliches Leben, aber wertvoll für Staatsanwalt und Bürgermeister. Einer stößt seinen Kollegen an:

"Der da drüben?"
-Kopfschütteln-
"Nee, der geht nur nach Hause. Ist doch überall jetzt Feierabend."



"Appartement 5a. Zimmertür offen.", hatten sie ihm am Telefon gesagt.

Es ist Verlass auf ihr Wort. Auf alles, was diese Leute sagen, kann man sich verlassen.

"Nun verlassen sie sich auf dich ..."

- Große Verantwortung - auch für das eigene Leben -

Leere Räume. Ein Fenster -präpariert-. Mit einem kleinen Loch, gerade groß genug für sein Werkzeug. Die Verschlüsse des Koffers klicken. Geschickt werden die Einzelteile zusammengefügt.

Lauf, Schaft, Zielvorrichtung, Magazin, durchladen, fertig. Und nun Warten.



Zimmer 206. Rauch liegt in der Luft. Es riecht nach Essensresten, Schweiß und Alkohol. Das Hotel ist verlassen. Keine anderen Gäste, keine Angestellten, nur er und die Anderen.

Aber das Telefon klingelt. -Immer noch-

Nein. Er will nicht wissen, wer hier anruft. Das Klingeln dröhnt in seinem Schädel.

"Einfach den Hörer abheben, wieder auflegen. Dann ist Ruhe", denkt er.

Aber sein Körper ist wie gelähmt. Gehorcht nicht seinen Gedanken. Plötzlich wieder Stille - unheimliche Stille.



Kalter Regen prasselt auf die Straßen. Grauer Nebel - Novembermorgen in der Stadt. Schwarz gekleidet bewegt sich ein Mann durch die Innenstadt, unbemerkt von den Anderen. Die Anderen stehen vor dem Hotel und rauchen.

Fünfzig Meter, zwanzig Meter, zehn Meter. Er kommt an. Nickt Ihnen zu.

"Guten Morgen, Herr Staatsanwalt", begrüßen sie ihn.

Einer dreht sich um, betritt das Foyer. Schnellt durch das Treppenhaus hinauf zu Zimmer 206. Es ist Zeit. Unten biegt die Limousine um die Ecke. Hält vor dem schäbigen Gebäude.
Wagentüren werden geöffnet.

Der Gefangene tritt auf die Strasse. Die Luft ist kalt. -Zittern- Vor Kälte, vor Angst? Er weiß es nicht.

Der Staatsanwalt klopft ihm auf die Schultern, grinst ihn an. Es ist soweit. Der Weg zum Schaffot.

"Ihr Schaffot oder meines?". Ein leises Flüstern nur.
Keiner hat ihn gehört.

Das Fadenkreuz wandert zu seinem Ziel. Hohe Konzentration.
Tief einatmen, dann leicht ausatmen, Luft halten. -Feuer-

Eine rote Blume erblüht.

Kalter Regen prasselt auf die Straßen.
Grauer Nebel - Novembermorgen in der Stadt.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.04.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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