Ein paar Nächte später schwebte unser kleines Gespenst wieder einmal zu dem Haus, in dem Paul wohnte.
Das Kellerfenster stand noch immer halb offen. Es schlüpfte in den Keller und legte sich hinter das Gurkenglas.
„Hoffentlich hält der Junge sein Versprechen und sieht morgens nach mir“, dachte Wendel, bevor er einschlief.
Am Vormittag kam Paul wirklich in den Keller und rief nach dem Gespenst. Es wachte auf, war aber noch ganz verschlafen
und wusste nicht, wo es war.
„Was ist los?“, fragte Wendel unsicher.
„Du wolltest mich doch besuchen. Ich habe schon an anderen Tagen auf dich gewartet.“
„Ach ja, ich bin im Keller bei dir. Wie geht es dir?“
„O gut“, sagte Paul, „ich freue mich, dass du gekommen bist. Was wollen wir jetzt tun?“
„Lass mich mal überlegen. Wollen wir uns wieder etwas erzählen?“
„Ja. - Stell dir vor, Mama glaubt nicht an Gespenster. Sie denkt, ich habe mir alles nur ausgedacht.
Sie wollte mich eigentlich nicht in den Keller lassen. Darf sie dich kennenlernen?“
„Wenn sie sich nicht zu sehr erschreckt, wenn sie mich sieht…“
„Das glaube ich nicht, Mama ist ganz schön mutig“, meinte der Junge.
Die Kellertür ging nach einer Weile auf, und die Mutter kam die Treppe herunter.
Das kleine Gespenst versteckte sich nicht, sondern schwebte auf die Frau zu und machte eine Verbeugung.
„Ich bin Wendel“, stellte er sich vor.
„Aha, du bist also hier im Keller gewesen, als mein Paul so unartig war.
Es war nett von dir, dass du ihn ein wenig getröstet hast. Ich habe gemerkt, dass er es nicht böse gemeint hatte.
Er ist eben noch klein.“
„Aber es war mein Glück, dass du ihn in den Keller geschickt hattest, sonst hätte ich ihn doch gar nicht kennen gelernt“,
meinte Wendel. „Wir haben uns prima unterhalten und sind Freunde geworden. Darf ich öfter kommen?
Lässt du das Kellerfenster immer ein wenig offen?“
„Das muss ich denn ja wohl“, lachte Pauls Mutter, „sonst könnt ihr euch doch nicht unterhalten.
Spielt ihr auch miteinander?“
„Bis jetzt noch nicht. Am Tag bin ich immer müde, wenn ich wach bin, da ist Erzählen angenehmer.“
Die Mutter ließ Paul mit Wendel allein. Sie erzählten sich ihre letzten Neuigkeiten.
Paul erzählte von Papas Geburtstag, und das kleine Gespenst erzählte ein wenig von seiner Freundin, der Eule.
Aber nach einiger Zeit wurde Wendel so müde, dass er ohne ein weiteres Wort hinter seinem Gurkenglas verschwand und einschlief.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.09.2013.
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