Irene Beddies

Wendel, das Gespenst: Kennenlernen



Ein paar Nächte später schwebte unser kleines Gespenst wieder einmal zu dem Haus, in dem Paul wohnte.
Das Kellerfenster stand noch immer halb offen. Es schlüpfte in den Keller und legte sich hinter das Gurkenglas.
„Hoffentlich hält der Junge sein Versprechen und sieht morgens nach mir“, dachte Wendel, bevor er einschlief.
Am Vormittag kam Paul wirklich in den Keller und rief nach dem Gespenst. Es wachte auf, war aber noch ganz verschlafen
und wusste nicht, wo es war.
„Was ist los?“, fragte Wendel unsicher.
„Du wolltest mich doch besuchen. Ich habe schon an anderen Tagen auf dich gewartet.“
„Ach ja, ich bin im Keller bei dir. Wie geht es dir?“
„O gut“, sagte Paul, „ich freue mich, dass du gekommen bist. Was wollen wir jetzt tun?“
„Lass mich mal überlegen. Wollen wir uns wieder etwas erzählen?“
„Ja. - Stell dir vor, Mama glaubt nicht an Gespenster. Sie denkt, ich habe mir alles nur ausgedacht.
Sie wollte mich eigentlich nicht in den Keller lassen. Darf sie dich kennenlernen?“
„Wenn sie sich nicht zu sehr erschreckt, wenn sie mich sieht…“
„Das glaube ich nicht, Mama ist ganz schön mutig“, meinte der Junge.

Die Kellertür ging nach einer Weile auf, und die Mutter kam die Treppe herunter.
Das kleine Gespenst versteckte sich nicht, sondern schwebte auf die Frau zu und machte eine Verbeugung.
„Ich bin Wendel“, stellte er sich vor.
„Aha, du bist also hier im Keller gewesen, als mein Paul so unartig war.
Es war nett von dir, dass du ihn ein wenig getröstet hast. Ich habe gemerkt, dass er es nicht böse gemeint hatte.
Er ist eben noch klein.“
„Aber es war mein Glück, dass du ihn in den Keller geschickt hattest, sonst hätte ich ihn doch gar nicht kennen gelernt“,
meinte Wendel. „Wir haben uns prima unterhalten und sind Freunde geworden. Darf ich öfter kommen?
Lässt du das Kellerfenster immer ein wenig offen?“
„Das muss ich denn ja wohl“, lachte Pauls Mutter, „sonst könnt ihr euch doch nicht unterhalten.
Spielt ihr auch miteinander?“
„Bis jetzt noch nicht. Am Tag bin ich immer müde, wenn ich wach bin, da ist Erzählen angenehmer.“

Die Mutter ließ Paul mit Wendel allein. Sie erzählten sich ihre letzten Neuigkeiten.
Paul erzählte von Papas Geburtstag, und das kleine Gespenst erzählte ein wenig von seiner Freundin, der Eule.
Aber nach einiger Zeit wurde Wendel so müde, dass er ohne ein weiteres Wort hinter seinem Gurkenglas verschwand und einschlief.
       
© I, Beddies


.


 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Irene Beddies).
Der Beitrag wurde von Irene Beddies auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.09.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Irene Beddies

  Irene Beddies als Lieblingsautorin markieren

Buch von Irene Beddies:

cover

In Krollebolles Reich: Märchen von Irene Beddies



Irene Beddies hat in diesem Band ihre Märchen für Jugendliche und Erwachsene zusammengestellt.
Vom Drachen Alka lesen wir, von Feen, Prinzen und Prinzessinnen, von kleinen Wesen, aber auch von Dummlingen und ganz gewöhnlichen Menschen, denen ein wunderlicher Umstand zustößt.
In fernen Ländern begegnen dem Leser Paschas und Maharadschas. Ein Rabe wird sogar zum Rockstar.
Auch der Weihnachtsmann darf in dieser Gesellschaft nicht fehlen.

Mit einer Portion Ironie, aber auch mit Mitgefühl für die Unglücklichen, Verzauberten wird erzählt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (1)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Gute Nacht Geschichten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Irene Beddies

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wendel: Zaubersprüche von Irene Beddies (Gute Nacht Geschichten)
Wendel, das Gespenst: Im Wald von Irene Beddies (Gute Nacht Geschichten)
Manitoba - Erster Teil Winnipeg von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen