Mike Bußmann

der Tag danach

...der Tag danach...

Damals, vor vielen vielen Jahren, also schon sehr lange her, anno dunnemals, so zirka sechzehnhundertirgendwas, an einem lauen Samstag- oder Sonntagvormittag, es kann aber auch ein kühler Montagmorgen gewesen sein, wer will das schon so genau wissen nach so langer Zeit, begab es sich, das der Knecht Olfried, aus dem Hause der "Von und Zu`s",
ich glaub`die Tannenbuschs waren`s, in den Wald ging, ein Tannenwald war`s, was bei diesem Arbeitgeber ja auch naheliegend war, um den Met vom vergangenen Abend über ein paar unschuldig im Wald wachsende Steinpilze zu pinkeln.
Zur Eile getrieben von seiner prallvollen Blase teilte er mit seinen starken, etwas zu lang geratenen Armen das Waldranddickicht und unter beachtenswerter Nichtbeachtung der ihn vehement zurückhaltenden Brombeerranken, die er eigentlich schon vor Wochen hätte beseitigen sollen, was er aber aus Mangel an Arbeitswut gelassen unterlassen hatte, stürmte er in den dunklen (Tannen-) Wald, um mit der, ihn noch immer umnebelnden Müdigkeit und deshalb nur halb geöffneten Augen, welche sich der neuen Umgebungshelligkeit nicht so schnell anpassen konnten, gegen die erst Beste Tanne, zwei Meter halb links des grossen Findlings, der seit genau elftausendsiebenhunderteinundvierzig Jahren an dieser Stelle lag, zu laufen.
Trotz des abrupt einsetzenden Schwindelgefühls und der seit dem gestrigen Abend ständig schlimmer werdenden Übelkeit und der schnell wachsenden Beule an seiner rechten Vorderstirn, schaffte er es dennoch, wenn auch nur unter erheblichen geistigen und körperlichen Anstrengungen, seinen Wams unter sein fleischiges Doppelkinn zu klemmen, seine wollenen Beinkleider aufzuschnüren und den druckvollen Strahl haarscharf vor seinen Filzlatschen auf den Boden zu lenken, wobei er jedoch die von ihm angepeilten Steinpilze verfehlte und statt dessen den sich in unmittelbarer Nähe befindlichen Fliegenpilz traf.
Ungeachtet der Tatsache, daß er dieser Tatsache keine Beachtung schenkte, war seine Annahme, die Tatsache sei nicht beachtenswert, beachtenswert, denn seine Annahme war falsch, weil der Fliegenpilz, den er gerade mit den fast alkoholfreien, aber dennoch sehr scharfen Resten des Gerstengebräus vom Vorabend, an denen der noch frische aber giftige Pilz binnen Wochenfrist eingehen und verrotten sollte, wodurch einem Jungfuchs, der ihn sonst am nächsten Sonntag mangels besseren Wissens gefressen hätte und daran elendig zu Grunde gegangen wäre, das noch so junge Leben gerettet wurde, bewässerte, in dieser Geschichte entgegen aller Erwartungen des geneigten Lesers, absolut keine Rolle spielt und deshalb eigentlich auch gar nicht hierher gehört.

Aber was macht man nicht alles um die Seite voll zu bekommen?!

© Mike Bußmann

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