Helena Ugrenovic

7 Punkte, warum Sie als Mann NIEMALS ...

7 Punkte, warum Sie als Mann NIEMALS in der Lage sein werden, eine Frau wirklich zu verstehen

Sie denken, alles über Frauen zu wissen, weil Sie schon sämtliche Informationen die Magazine, Psychoratgeber, Fernsehtanten und weitere Frauenkenner-Spezialisten nimmermüde von sich gegeben haben, wie ein Schwamm aufgesogen haben? Sie denken wirklich, alles über Frauen zu wissen, weil, wenn Sie mit Ihren Kumpels darüber reden, sie Ihnen aus der Seele sprechen, man Ihre Überlegungen und Theorien bestätigt und Sie zu dem Gedanken animiert, EINE Frau zu kennen, bedeute ALLE zu kennen? Sie meinen, dass die Anekdoten und Ratschläge, die fleissig zwischen den Bierkrügen herumgereicht werden, das Amen in der Kirche sind und Sie und Ihr Trupp gefeit sind, um dem Club der Frauen-Versteher beitreten zu können? Hm. Sie denken TATSÄCHLICH, dass Sie es jemals schaffen werden, Ihre Frau oder eine beliebige Frau, WIRKLICH zu verstehen?

Okay. Lassen Sie sich von einer Frau gesagt sein, dass uns NIEMAND jemals wirklich verstehen wird. Nicht mal wir selber. Warum das so ist? Das wissen wir eben auch nicht.

Punkt 1
Wenn wir einem Mann sagen, dass es uns egal ist, wohin wir abends ausgehen wollen, bedeutet das vielerlei. Es kann heissen, dass wir es ehrlich nicht wissen und die Entscheidung unserer männlichen Begleitung überlassen wollen. Diese Entscheidungs-Überlassung hat jedoch ihre Tücken. Es kann sein, dass wir uns aus der Verantwortung ziehen wollen, dass, wenn der Abend Scheisse wird, wir die Schuld auf den Mann schieben können. Es ist auch möglich, dass uns ein männlicher Vorschlag im ersten Moment schmeichelt, jedoch werden wir wahrscheinlich beleidigt sein, dass, entspricht dieser Vorschlag in keiner Weise unserer Vorstellung, unsere Wünsche nicht erahnt wurden. Weiter kann es bedeuten, dass wir zwar einige Ausgehmöglichkeiten in Petto haben, aber uns zwischen diesen nicht entscheiden können. Aha! Na denn ist es ja ganz einfach, die Führung für eine Frau zu übernehmen, denken Sie als Mann. Falsch. Ist es eben nicht. Es kann sein, dass die Führungsübernahme uns Frauen in diesem Moment und Bequemerweise sehr gelegen kommt. Jedoch werden wir Ihnen genau das eines Tages als Dominanz vorwerfen, was Sie wiederum nicht verstehen werden.

Punkt 2
Wenn Sie einer Frau den Satz „Es ist alles in Ordnung, ich habe nichts, WIRKLICH nichts“ glauben, sind Sie gerade einer Lüge aufgesessen. Der gespielte, freundliche Tonfall und das demonstrativ zur Schau gestellte Lächeln, dienen lediglich dem Zweck, Sie als Mann in die Irre zu führen. Denn wir haben IMMER etwas. Es kann sich durchaus um harmlose Kleinigkeiten handeln, wie schlagartig eingetretene Depression, plötzliche Traurigkeit, hormonell bedingte Stimmungsschwankungen, übler Migräneanfall oder weil uns gerade danach ist. In den meisten Fällen haben Sie irgend etwas gesagt, oder eben NICHT gesagt oder wir haben analysiert, dass wir bei den letzen zehn Telefongesprächen öfters „ich liebe Dich“ zu Ihnen gesagt haben, als dass es uns gesagt wurde. Obwohl wir in so einem Moment von Ihnen erwarten, dass sie uns auf die Schliche kommen, hüten wir uns davor, Ihnen das zu verklickern, denn a) quälen wir Sie noch ein bisschen mit Ihrer Ungewissheit und b) verlangen wir von Ihnen, dass Sie es selber herausfinden. Die Taktik dieses Unterfanges besteht darin, dass Sie einer endlos Raterei ausgesetzt sind, da wir uns zuerst winden werden, Ihnen eine Möglichkeit unserer Unstimmigkeit zu bestätigen, später bockig darauf reagieren, weil es uns selber peinlich ist, oder in einen Tobsuchtanfall verfallen, weil Sie es nicht herausfinden konnten und wir Ihnen damit Unsensibilität und grausames Unverständnis unterschieben können.

Punkt 3
Wenn wir Ihnen sagen, dass wir Ihre Arbeitskollegin wirklich sehr nett finden und kein bisschen eifersüchtig auf diese sind, lügen wir, dass sich die Balken biegen. Vielleicht gibt es tatsächlich Frauen in Ihrer Umgebung, von denen aus wir keine Gefahrenzone wittern oder ohne Vorsicht auf sie reagieren. Das ist jedoch eine Seltenheit und bezieht sich nur auf solche mit Damenbart, 200 Kilogramm Übergewicht, Blümchenleggins, die Potthässlichen oder dem Typ Frau, von dem Sie immer gesagt haben, dass SO ein Typ, garantiert NICHT ihr Typ ist.
Wir Frauen sind darauf spezialisiert, in jeder anderen Frau eine potentielle Konkurrentin zu sehen. Denn erstens sind uns die Verwandlungskünste mit Hilfe von Beauty-Wochenenden, Kosmetikerinnen, Stil-und-Typen-Beratung sowie anderer Helferlein sehr wohl bekannt und zweitens ist statistisch erwiesen, dass es sich in den meisten Fällen von „Schatz-ich-habe-mich-leider-in-eine-andere-Mieze-verguckt“, um genau den Nicht-mein-Typ-Fall handelt. Ausserdem kennen wir die Waffen einer Frau nur zu gut und würden diese niemals, NIEMALS unterschätzen. Das gleiche Prinzip gilt auch für Ihre Ex-Freundinnen, die unter dem Motto: „schon lange vorbei, sexuell nicht mehr attraktiv, war eine blöde Ziege, nicht so ein heisser Feger wie du, ist schon lange verheiratet“, etc. laufen

Punkt 4
„Hast Du eigentlich immer nur Sex im Kopf?“ Diesen Satz kennen Sie sicher. Es kann sein, dass eine Frau Ihnen in diesem Moment vermittelt, dass Sie zwar ein geiler Schuss sind, sie sich jedoch gerade die Frage stellt, ob es auch andere Möglichkeiten des trauten Zusammenseins gibt. Es kann auch sein, dass sie sich von Ihrem sexuellen Tatendrang überfordert fühlt. Diese Theorie ist jedoch mit GRÖSSTER Vorsicht zu geniessen, denn meistens handelt es sich um anerzogenes Zieren, das ihr persönlich am meisten missfällt. Im Grunde genommen schmeichelt es einer Frau, von einem Mann mit sexueller Nimmermüdigkeit überschüttet zu werden und in seiner Testosteronwolke einzutauchen. Was sie aber in den seltensten Fällen zugeben wird. Warum? Hm. Würden Ihr sexuelles Verlangen und Begehren an einer Frau nachlassen, Sie machen den grobfahrlässigen Fehler, beherzigen ihren Satz und denken tatsächlich mal an etwas anderes, als nur an Sex, dann sind Sie gerade dabei, sich in eine Katastrophe zu manövrieren. Wir werden Sie mit Fragen löchern, warum Sie uns nicht mehr begehren, wir sind beleidigt, weil Sie uns –angeblich- nicht mehr begehren, wir werden Sie nach Spuren und Indizien absuchen, ob Sie womöglich eine andere begehren und wir werden Ihnen unterstellen, uns nicht mehr zu lieben.

Punkt 5
Wenn wir Sie mit dem Ausruf „Schau mal, ist diese Frau dort nicht schön?“ konfrontieren, stehen Sie gerade mit dem Rücken zur Wand und vor Ihrer Brust schwebt ein Dolch. Warum? Weil, bestätigen Sie uns diese Aussage, wir Sie mit den Fragen bombardieren werden, warum Sie die andere Frau auch schön finden, ob diese andere schöner ist als wir und warum sie schöner sein soll als wir. Enthalten Sie sich jedoch diplomatisch eines Kommentars oder sagen gar, Sie persönlich fänden diese Frau nicht schön, schrillen sämtliche Alarmglocken bei einer Frau. Wir haben Augen im Kopf und glauben Ihnen diese Aussage nicht. Demzufolge werden wir Sie mit weiteren Fragen überhäufen und versuchen, Ihre ehrliche Meinung aus Ihnen herauszukitzeln. Während Sie sich vor einer Antwort winden, merken wir, dass Sie sich winden, werten das als Bestätigung dafür, dass Sie die andere Frau doch schöner finden und werden Ihnen den Satz „Dann geh doch zu ihr!“ um die Ohren hauen. Wenn Sie entnervt antworten, dass wir Recht haben, die andere Frau zwar schön ist, Sie uns aber, und nur uns, schön und am schönsten finden, töten wir Sie damit, dass wir Ihnen beleidigt die Frage stellen, wieso Sie dann sagen, die andere Frau sei auch schön.

Punkt 6
Wenn Sie uns sagen, dass Sie uns geil und sexy finden, erhalten Sie die Antwort: „Geil? Sexy? Sind das alle Kriterien, mit denen Du mich bewertest?“ Weiter ergänzen Sie: „Du bist schön!“ Unsere Antwort darauf lautet „Aha. Schön. Ist DAS alles, was mich ausmacht?“ Nachsichtig erläutern Sie: „Sicher nicht, Du bist eine liebenswerte, fröhliche, lustige, charismatische, kluge, interessante, attraktive, spannende Frau.“ Daraufhin stellen wir trocken fest: „Wieso kommen eigentlich alle diese Attribute NACH geil und sexy?“ Sie werden daraufhin antworten: „Okay. Du bist eine liebenswerte, fröhliche, lustige, charismatische, kluge, interessante, attraktive, spannende und schöne Frau, die geil und sexy ist.“ In so einem Moment sind Sie stolz auf sich und wähnen sich in Sicherheit. Nach einigen Minuten der Analyse werden wir Ihnen folgende Fragen stellen:“ Begehrst Du mich nicht mehr? Wieso bilden geil und sexy das Schlusslicht Deines Satzes?“

Punkt 7
Überlegen Sie sich nach einer geraumen Zeit des Zusammenseins mit einer Frau, was für Erklärungen Ihnen diese Frau bei ihren Entschuldigungen für Ihre gemeinsamen Streitereien geliefert hat, werden Sie auf folgende Argumente stossen: „ Ich habe meine Tage; ich befinde mich in der prämenstrualen Phase und kriege bald meine Tage; ich habe meine Tage immer noch nicht; ich habe schlecht geträumt; ich habe eine neue Falte an meiner Oberlippe gefunden; meine Mutter hat mich genervt; jemand hat sich vor mich an die Kasse gedrängelt; ich habe zugenommen und die Hose zwickt; ich habe eine Depression; keine meiner Freundinnen ruft mich an; ich finde mich hässlich; du hast diese blöde Kuh mit den langen Haaren angeschielt und ich habe es ganz genau gesehen; ich habe das Gefühl, Du liebst mich nicht mehr so wie am Anfang unserer Beziehung; ich habe das Gefühl, Du redest so wenig; Du machst immer nur, was Du willst; wieso machst Du eigentlich immer nur was ich will? Bin ich eine Matrone?“

Okay. Spätestens hier denken Sie, uns zu kennen, für die Zukunft gewappnet zu sein, uns endlich zu verstehen um uns beim nächsten Streit zu fragen, ob wir unsere Tage, Migräne, Albträume, Depressionen, zugenommen und eine neue Falte entdeckt haben, Zoff hatten mit unseren Müttern, Freundinnen, Kindern, dem Metzger oder der Verkäuferin, ob Sie wieder einmal etwas falsch gemacht hätten, und wir denken, Sie lieben und begehren uns nicht mehr, ob wir uns wieder einmal einbildeten, Sie hätten eine andere Frau angeschaut oder ob uns wieder einmal eines unserer sogenannten „Gefühle“ heimgesucht hätte.

Allerspätestens hier werden wir den Aschenbecher gegen die Wand schmettern, Ihnen unterstellen, Sie würden unsere ehemaligen Comming-Outs gegen uns verwenden und uns in den gleichen Topf mit all den anderen, zickigen und typischen Frauen werfen, von denen Sie ganz genau wissen, wie sehr wir solche Weiber verpönen.

Wagen Sie an dieser Stelle nicht, den Satz „Aber DU hast das doch immer gesagt!“ ein zu werfen. Das wissen wir selber. Wir wissen auch, dass Sie das wissen. Merken Sie sich einfach, dass Sie Ihre Erkenntnis NIEMALS preisgeben dürfen und geniessen Sie stattdessen diesen kurzen Moment der Überlegenheit und des Verständnisses. All zu schnell wieder, werden Sie vor neuen Rätseln stehen.

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