Iris Klinge

Flächenbrand

Diese Geschichte ist kein Märchen sondern sie trug sich genauso zu, wie ich sie in Erinnerung habe. Denn die Realität ist oft absurder und unglaublicher als jede Fiktion.

Es war einmal eine junge Frau, die von Paris nach Deutschland umsiedelte, weil sie sich in einen deutschen Beamten verliebt hatte. Die beiden heirateten und bekamen zwei Kinder.

Im Laufe der Jahre wurden die Eheschwierigkeiten zwischen dem deutschen Mann und der Französin immer größer, und eines Tages beschloss sie, wieder zurück in ihr Heimatland zu gehen. Ihre beiden Kinder mit 7 und 5 Jahren ließ sie zurück, zumal gerade die Schule für die beiden begonnen hatte.

Der Beamte fand nach einem Jahr eine neue Frau  und heiratete sie.  Eine  Deutsche und  von Beruf Psychoanalytikerin . Schon bald hatte sie in der Nachbarschaft eine Praxis eröffnet.

Meine Kinder waren mit den Kindern dieser Nachbarn befreundet, und so lernte ich auch die neue Mutter der beiden kennen.

Was mich am meisten an ihr störte, war ihr permanentes  Rauchen. Auch sonst mochte ich ihre spröde Art nicht und dachte oft mit Wehmut an die Französin, mit der mich eine enge Freundschaft verbunden hatte.

Eines Sonntag morgens passierte das Unvorstellbare. Ich stand in der Küche und bereitete das Mittagessen vor, als meine Kinder ins Haus stürmten mit der Nachricht, das Haus der Nachbarn sei bis auf Grund und Boden abgebrannt. Es war ein Fertig- und Holzhaus.

Der einzige Kommentar, den ich spontan abgab war „Das habe ich kommen sehen!“  Dabei dachte ich an die Qualmerei der 2. Ehefrau.

Noch absurder waren dann die Erläuterungen, die mir später zugetragen wurden:

Die Familie machte sich bereit, den Gottesdienst zu besuchen, als der kleine Junge aus 1. Ehe  - ein hoch sensibles Kind – zu seiner Stiefmutter sagte „Hier riecht es brenzlig“.  Sie darauf hin „Quatsch, das bildest du dir nur ein“  und sie starteten in die Kirche zum Beten, während in der Zwischenzeit das Haus abbrannte….

Der Kamin war die Ursache des Unglücks, doch die Zigaretten rauchende und unsensible Mutter hatte keinen Geruchsinn für den Schwelbrand im oberen Stockwerk. Hätte sie auf den Kleinen gehört, wäre ihnen diese Katastrophe erspart geblieben.

Auf dem Fundament des alten Fertighauses errichtete dann der Mann ein solides Steinhaus, womit wenigstens diese Gefahr des Verlustes durch Abbrennen gebannt war.

Doch seine Frau, die später noch zwei kleine Mädchen gebar, war für mich endgültig  erledigt. Ob sie sich je geändert hat, weiß ich nicht, denn auch ich verließ meinen Mann und die Kinder, die jedoch schon fast erwachsen waren. Gottlob. Es hat ihnen weniger geschadet als den Nachbarkindern.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.10.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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