Peter Biastoch
Novemberblues
Gänse fliegen schreiend, in Keilformation, über meinen Kopf hinweg.
Die buntgefiederten Sänger haben schon vor langer Zeit die Flucht ergriffen.
Nur jene schwarz befrackten, krächzenden,
verdrießlich dreinschauenden Krähen sind noch hier.
Der Sturm zerzaust die Wipfel kahler Bäume,
die ihre erstorbenen Arme in den Himmel recken.
Nur noch wenige, graubraune Blätter klammern sich
verzweifelt, verbissen und mit letzter Kraft,
an ihren einst lebenspendenden Zweigen fest.
Der Wind hatte sie, in seinen zornigen Böen, schon arg zerfleddert,
und bald schon wird er auch sie bezwungen haben.
Dann stürzen sie herab, in rasendem, waagerechtem Fluge,
um sich da, wo der Wind in Wirbeln dreht,
mit denen zu vereinen, die schon lange vorher aufgegeben haben.
Der nächste Tag – der Wind hat sich gelegt.
Die grauen, tristen Wolken hängen tief und schweben langsam.
Sie stranden bereits an flachen Hügeln,
wo sie als undurchdringlicher Nebel
das Licht und jeden Laut ersticken.
Die Blätter liegen nun in losen Haufen, angeschmiegt an Unebenheiten
und geben sich dem gemeinsamen Verrotten hin.
Die Luft ist schon erfüllt von dem modrigen Geruch,
das Herz wird schwer und auch der Geist bewegt sich träge.
Gedanken und Gefühle ergießen sich in eine Spirale des Trübsinns,
eine verstohlene Träne schleicht sich in die Augenwinkel
und deprimiert erkenne ich,
dass er mich hat,
der Novemberblues.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 08.10.2013.
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