Sieglinde Jörg

Ungemach in Ungestalt

Wir befinden uns in einer wunderschön antik gehaltenen Apotheke. Sobald Sie die Tür hinter sich schließen, befinden Sie sich in einer anderen Welt, einer Welt, die noch an Magie und Zauber glauben lässt. Zwischen all den edlen Holzkommödchen und hohen Eibenholz-Apothekerschränken regiert ein kleiner Gnom, ein Mensch von Ungestalt. Zuvorkommend tanzt er um die Kundschaft, hört sich die Wünsche und Sorgen an und bedient sie mit unveränderter Miene. Nicht einmal die Augenbrauen bewegen sich über den grün schimmernden Aügelein. Behände weiß er auf die Leitern zu klettern, um die höchsten Höhen der Eibenholzwand zu erklimmen. Die Schubladen laufen leicht in ihren Schienen, der gleichmäßige Ton ist gedämpft und tut dem Ohr wohl.

Die alte Madame Ungemach betritt, leicht behindert im Gehen, eine hochmütige Distanz ausstrahlend, den Laden. Die Ladenglöckchen klingen schön zur Begrüßung, doch die Tür fällt ungewohnt hart hinter ihr zu. Ihr Gehstock mit güldener Spitze klackert schwer auf dem schwarz-weiß gekachelten Boden. Sie möchte ein Mittelchen gegen das Rheuma, spricht sie, es ist eher ein Rauchen. Den Mensch von Ungestalt fröstelt auf einmal leicht. Er bemerkt eine feine Kühle, als er sich um 180 Grad dreht, um das auf Augenhöhe befindliche Rheumamittelchen zu greifen. Er sieht sich selbst unter die Ladentheke greifen. Dort befindet sich ein geschwungenes schmiede-eisernes Scherchen. Er rammt es, so meint er, der Alten in ihre mit bemalten Fingernägeln gekrönte Hand. In Wirklichkeit starrt er sie nur an. Madame Ungemach ist verärgert. Der Gnom scheint ihr nicht ganz bei Verstand, er hält die Schachtel so unwahrscheinlich verkrampft. Sie zahlt, sogar in bar, und entreißt ihm die grün-weiße Schachtel. Umständlich findet das Rheumamittelchen den Weg in die Tasche. Mit Glöckchenklingeln schließt sich die Tür. Das Gebimmel verstummt und die alte Frau friert. Sie sieht die Menschen einen Bogen um sie laufen, schaut in bestürzte und ängstliche Mienen. Da erblickt sie ihre Hand, in der ein blutloses Loch klafft. Der Schnee fängt sie auf und der Notarzt tippt auf Herzversagen. Sie wollen einen Blick in die eibenholzgetäfelte Apotheke wagen?

Der Gnom ist ungewöhnlich fröhlich zugange. Sehen Sie, sogar die Augenbrauen bewegen sich kaum merklich über seinen grün strahlenden Äugelein. 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.10.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Gwyrn und Axtkämpfer Saxran auf erotischer Wanderung zwischen den Welten - Erotischer Fantasy-Roman von Doris E. M. Bulenda



Ich hätte nie im Traum daran gedacht, dass ein Besuch auf einer Faschingsparty solche Konsequenzen haben könnte. Eingeplant hatte ich eine Menge Spaß, gern auch frivoler Art. Meine Freundin schleppte mich häufig auf Veranstaltungen, wo auch in der Horizontalen die Post abging. Doch was bei diesem Fasching passierte, war jenseits des Erklärbaren. Irgendein als Magier verkleideter Partybesucher beschwor lustigerweise germanische Götter. Und dann stand ER plötzlich vor mir, ein Typ mit Axt, er wirkte ziemlich desorientiert und nannte sich Saxran. UND er war attraktiv. Ich schnappte ihn mir also. Nicht nur die Axt war recht groß an ihm. Hätte ich allerdings damals schon geahnt, was das noch für Konsequenzen haben würde… Saxran war absolut nicht von dieser Welt, und seine Welt sollte ich bald kennenlernen. Sie war geprägt von Unterwerfung, Schmerz, Lust und jeder Menge Abenteuer.

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