Christa Astl

Ja, das Schreiben und das Lesen....





 
Mit dem Schreiben und dem Lesen hatte schon der Zigeunerbaron in der gleichnamigen Operette seine Schwierigkeiten.  Vor kurzem ist wieder eine Studie herausgekommen, dass der Analphabetismus immer mehr zunehme.
Immer mehr Erwachsene soll es geben, die nicht (mehr) lesen können. Ich glaube, das „(mehr)“ ist das Entscheidende. Soviel ich weiß, geht es bei diesen Studien ja nicht um Ausländer, die in unserer Sprache nichts lesen können, sondern um (vor allem junge) Erwachsene in unserem Land.
Warum eigentlich? Was kann man tun? Soll/kann man überhaupt was dagegen tun?
Darüber habe ich mir wieder so meine Gedanken gemacht...
 
Mit sechs oder sieben Jahren freuen sich noch alle Kinder, dass sie nun endlich selber lesen lernen dürfen, dass sie endlich das entziffern können, was ihnen die Erwachsenen bisher vorenthalten haben. Aber schon beginnen die Probleme. Aller Anfang ist schwer und erst Übung macht den Meister. Leider wird zu oft zum Lesen gezwungen! Die Leseaufgabe MUSS gemacht werden, das Buch MUSS bis zu einem gewissen Zeitpunkt gelesen sein, …  Und der Zwang nimmt die Freude.
Wenn das Kind neugierig gemacht würde, was es da aus den Buchstaben erfährt, wäre das ganz anders! Ein Wort entsteht, das Unbekannte bekommt einen Namen, gewinnt eine Bedeutung, in mehrere Worte zusammen gelesen, erklärt sich ein Ereignis, das in mehreren Sätzen eine Fortsetzung, eine Steigerung, einen Höhepunkt findet. So weckt Lesen die Neugierde.
 
Ohne Buchstaben, ohne geschriebene Worte ist die Welt nicht mehr zu denken. Auch wenn viele Medien mit Bildern, Tönen und Geräuschen auszukommen versuchen oder Erklärungen in gesprochener Form geben, aber sogar der Computer stellt schriftliche Fragen, die man lesen können muss. Nicht nur der Daumen nach oben oder unten, nicht nur ein „gefällt mir“ ankreuzen, vieles andere wird auch gefragt.
 
Fernsehen als Abend (und auch teils als Ganztags)-unterhaltung fördert natürlich das Lesen nicht, wie auch das Denken überhaupt nur in gewissem Maße, von einigen Sendungen abgesehen. Ein verfilmtes, noch so gutes Buch, ist nur ein kleiner Ausschnitt des Originales. Manche Handlung wird in Einzelheiten gezeigt, jede Stimmung gebrauchsfertig serviert, doch bleibt keine Zeit, selber die Stimmung nachzuvollziehen, in sie einzutauchen, Action muss wieder folgen, Spannung erzielt werden in einem sonst so langweiligen Leben, wo es nichts zu denken gibt, - weil es nichts zum Lesen und Mitdenken gibt.
 
Sollte man nun die Menschen zwingen zu lesen? Ich habe schon von „Bildungszwang“ bis 18 gelesen! Davon würde ich dringend abraten. Der Zwang lastet vielleicht noch auf manchen Nichtlesern und sie haben sich deshalb gegen weitere „Buchstabenbelastung“ geweigert. Bei vielen kommt jedoch irgendwann die Einsicht, dass Lesen vielleicht doch nicht so unnötig sei. Vielleicht weil sie nirgends mitreden können, vielleicht aber noch mehr, weil sie wegen dieses Mangels ausgenutzt, ausgelacht, ja sogar ausgegrenzt werden. Sie ziehen sich dann leider oft zurück, anstatt ihr Manko gutzumachen.
Es sollte mehr Möglichkeiten geben für Erwachsene, Schreib- und Lesekurse zu besuchen, wo sie ohne Angst und Scham zu ihrer Schwäche stehen können, wo sie mit dieser Benachteiligung angenommen werden in dem Bestreben, das Verlernte nachzuholen.
 

Abschließend möchte ich allerdings die Frage stellen: Warum gibt es keine Studien über das Rechnen, warum wird das Rechnen so wenig gefördert? Es gäbe dann weniger Konkurse, weniger Schulden, weniger Arme, und das nicht weil die Betroffenen nicht lesen, sondern weil sie nicht rechnen konnten!
 
 
ChA 25.10.13

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Christa Astl).
Der Beitrag wurde von Christa Astl auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.11.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Christa Astl

  Christa Astl als Lieblingsautorin markieren

Buch von Christa Astl:

cover

Heimgeschichten - Leben im Altenheim von Christa Astl



32 kurze Geschichten, denen praktische Erfahrungen zugrunde liegen, begleiten eine Frau durch ihr erstes Jahr in einem Seniorenheim.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (8)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Gedanken" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Christa Astl

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Der weiße Wolf von Christa Astl (Märchen)
Alte bleiben länger jung von Norbert Wittke (Gedanken)
Der falsche und der echte Nikolaus von Ingrid Drewing (Wahre Geschichten)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen