Christian Scheffel

Airfighter: In Zeiten der Veränderung (Teil1)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorwort:

 

Dieser Zweiteiler setzt die Ereignisse nach Konfrontation fort: es wird nun der Handlungsstrang um die Ermordung President Cavanaughs weitergeführt. Zur Hintergrundkenntnis ist zu erwähnen, dass Colonel Stevens dem Airfighter–Team signalisiert hat, dass der CIA weiterhin lieber mit dem Airfighter-Team zusammenarbeiten würde, anstatt es aus den Augen zu verlieren; außerdem hat er beiläufig Chris, Bill, Jessica und Juan das Angebot gemacht, „endgültig auszusteigen, um endlich ein normales Leben zu führen“.

Juan und Jessica haben sich ausgesprochen und beiden ist klar, dass sie wieder zusammen kommen möchten – doch Juan hat Jessica zugleich zu verstehen gegeben, dass er noch Zeit brauche, bevor er eine Entscheidung treffen könne.

Raffael hat die Verantwortung für die Taten seiner Gang übernommen und eingewilligt, eine Zeit lang ins Gefängnis zu gehen, während der Dialog zwischen den Politikern in Metro-City und der Gang richtig ins Rollen kommt.

Zum Ende dieser Storyline hin deckt das Airfighter-Team endlich auf, wer hinter den Anschlägen auf Washington und Green-Stone-Town steckt und wer President Cavanaugh ermordet hat – doch als Chris, Bill, Jessica und Juan dies alles endlich herausgefunden haben, scheint dies zugleich ihr unausweichlicher Untergang zu sein, und nach einem desaströsen Kampf zu Luft und zu Lande, der alle bis an ihre Grenzen bringt, führt schließlich kein Weg mehr an der Hinrichtung des Airfighter-Teams vorbei...

 

 

 

In Zeiten der Veränderung (Teil 1)




1 –

 

Two days before…

 

07.00 Washington D.C.

Das Weiße Haus in Washington D.C.: irgendetwas scheint bevorzustehen...

Im Innern des Weißen Hauses gehen Bill und Chris einen Flur entlang, begleitet von ein paar Sicherheitsbeamten: sie werden durch eine große Tür in das Büro des Präsidenten geführt. Hinter dem großen Schreibtisch vor der Panoramafensterscheibe nach draußen steht Edward Tanner auf und blickt Chris und Bill fordernd entgegen.

Tanner: „Gut, dass Sie einverstanden sind, meine Herren — bitte nehmen Sie Platz.”

Chris, etwas skeptisch: „An uns hat es noch nie gelegen, Mister Tanner.”

Bill, im gleichen Tonfall: „Ich dachte eher, ich hätte Ihr Vertrauen verloren.”

Im Hintergrund schließen die Sicherheitsoffiziere die Tür wieder.

Tanner: „Oh nein, Lieutenant Brown. Die Ermittlungen des CIA konzentrieren sich zur Zeit darauf, den wahren Mörder von President Cavanaugh zu finden, und Sie haben aus unserer Sicht auch nicht das geringste Motiv gehabt, den Präsidenten zu ermorden.”

Bill wechselt einen angenehm überraschten Blick mit Chris, der seine rechte Augenbraue ein Stück hebt.

Tanner: „Aber das haben Sie ja bereits von Colonel Stevens erfahren.”

Bill kneift die Augen ein wenig zusammen.

Tanner: „Selbstverständlich stehen wir mit dem Colonel in ständiger Verbindung. Und daher wissen wir, dass er Ihnen einen Einblick in den aktuellen Stand der Ermittlungen gewährt hat. Außerdem ist uns bekannt, dass der Colonel das Airfighter-Team gern weiterhin mit dem CIA in Kooperation sähe — und wir teilen diese Ansicht.”

Bill und Chris blicken erneut überrascht.

Tanner beugt sich über den Tisch näher zu Chris und Bill:

„Wenn Sie also weiterhin dabei sind, wird das Airfighter-Team eine zentrale Aufgabe im Dienste der nationalen Sicherheit übernehmen, glauben Sie mir.”

Bill und Chris erwidern Tanners entschlossenen Blick.

Chris: „Wir stehen Ihnen ganz zur Verfügung.”

Edward nickt den im Büro verbliebenen beiden Sicherheitsoffizieren zu, und beide verlassen den Raum. Dann steht Edward auf und begibt sich auf Bills und Chris´ Seite des Schreibtisches, indem er den Computerbildschirm herumdreht, so dass sie jetzt zusammen darauf schauen können: zu sehen ist eine schematische Darstellung von Airbase-Alpha.

Tanner: „Die bisherigen Ermittlungen des CIA ergeben, dass sich auf Airbase-Alpha ein Sicherheitsleck befindet, dessen Auswirkungen verheerend für uns sind. Falls wir also innerhalb der nächsten 24 Stunden das Leck nicht ausfindig gemacht haben, greifen wir zu anderen Optionen.”

Bill, nichts Gutes ahnend: „Das heißt?”

Tanner: „Operation Vacuate ist bereits terminiert, und der Countdown von 24 Stunden ist angelaufen.”

Bill: „Was ist Operation Vacuate?”

Tanner wirft Bill und Chris einen demonstrativen Blick entgegen, indem er einen Befehl ins Keyboard seines Computers eingibt. Auf dem Bildschirm wird der Aufbau einer hochgesicherten Datenverbindung vom Weißen Haus zu Airbase-Alpha bestätigt. Dann erscheint das Gesicht Captain Dohertys vor dem Hintergrund der Einsatzzentrale von Airbase-Alpha auf dem Bildschirm.

Doherty: „Ja, Mister Tanner, Sie haben uns gerufen?”

Tanner: „Ich erbitte weiteren Zugriff zu den bordinternen Geheimdateien von Airbase-Alpha.”

Doherty: „Selbstverständlich: Zugriff genehmigt, Mister Tanner.”

Tanner tippt weitere Befehle in sein Keyboard ein, und auf dem Bildschirm erscheint kurz in roter Schrift die Bestätigung:

Login confirmed

Tanner: „Danke, Captain.”

Captain Doherty nickt knapp, als sein Bild schon wieder vom Monitor verschwindet.

Tanner betätigt das interne Funktelefon:

„Sicherheitsabteilung, der Login zu Airbase-Alpha ist etabliert.”

„Verstanden, Sir — bestätigen.”

Tanner blickt jetzt wieder zu Bill und Chris: „Operation Vacuate sieht vor, dass im Falle eines Nichtdetektierens der undichten Stelle das Problem im größeren Umfange eliminiert werden muss.”

Bill und Chris kneifen gebannt die Augen zusammen.

Tanner fährt mit eindringlichem Blick fort: „Falls in den nächsten 24 Stunden der oder die Verräter nicht identifiziert worden sind, wird die gesamte Airbase-Alpha terminiert.”

Chris und Bill erbleichen, während Tanner in erschreckender Sachlichkeit fortfährt:

„Über eine vergleichbare Datenleitung, wie wir sie gerade eingerichtet haben, werden wir, von der stationsinternen Sicherheitsabteilung unbemerkt, ein destructor file an Airbase-Alpha schicken, das einen Überspannungsimpuls an sämtliche stationsinternen Systeme übermittelt. Die Folge wird eine stationsweite Hochspannungsentladung sein, die die gesamte Crew eliminieren wird. Die Airbase selbst wird nur eine Sekunde später durch die integrierte Sicherheitssperre sämtliche Systeme herunterfahren und neu starten, so dass alle Systeme unbeschadet bleiben und Airbase-Alpha der nationalen Sicherheit weiterhin zur Verfügung steht.”

Chris und Bill zeigen entsetzte Blicke.

Tanner: „Darüber hinaus planen wir, das Nervenzentrum unserer Verteidigung von Washington weg zu verlegen — irgendwohin, wo zunächst nicht damit gerechnet wird.”

Bills und Chris´ Blicke zeigen ihre Vorahnung.

Tanner: „Mit der Airfighter-Basis als unabhängiger Operationszentrale hätten wir ein Hauptquartier, das an Sicherheit nicht zu überbieten wäre. Wir dachten an Metro-City als neuen Standort für das Nervenzentrum der nationalen Verteidigung. Aber die Entscheidung liegt bei Ihnen.”

Bills Blick lässt allmählich von Tanners ab und wendet sich Chris´ zu.

Chris: „Entschuldigen Sie, aber wir sind irgendwie an der Stelle hängen geblieben, an der Sie davon sprachen, die gesamte Besatzung von Airbase-Alpha zu töten.”

Tanner, emotionslos:

„Wir haben bis dahin noch knapp 24 Stunden Zeit, um eine Alternative zu finden.”

Chris: „Das heißt, Sie wollen, dass das Airfighter-Team die Ermittlungen des CIA unterstützt.”

Tanner: „Mit Ihrem Einverständnis: genau das.”

Bill und Chris sehen einander mit entschlossenen Blicken an.

Tanner richtet sich vom Schreibtisch weg wieder auf und weist Chris und Bill mit einer Geste zur Tür zurück: „Sie stehen also bis zum Ablauf des Countdowns in stetiger Verbindung mit dem CIA, und auch die interne Sicherheitsabteilung des Weißen Hauses können Sie in den nächsten 24 Stunden jederzeit kontakten. Meine Herren, jetzt sind Sie am Zuge, eine Alternative zur Operation Vacuate zu finden!”

Tanner betätigt einen Knopf am Schreibtisch, und von außen wird die große Tür zum Präsidentenbüro erneut von den Sicherheitsbeamten geöffnet. Bill und Chris wechseln noch ein knappes Nicken mit Edward Tanner und verlassen dann das Büro, um von den Sicherheitsbeamten in den Flur zurück begleitet zu werden: ihren Blicken ist deutlich ihre Anspannung zu entnehmen, und ihr Adrenalin schießt in die Höhe.

 

Die Sicherheitsabteilung an Bord von Airbase-Alpha:

Der Abteilungsleiter sieht gerade dem Offizier an der Sensorenkontrolle über die Schulter:

„Alles ruhig im Luftraum Washington?”

„Aye, Sir — in den letzten 12 Stunden sind keine unidentifizierten...”

In diesem Augenblick dröhnt urplötzlich ein schrilles Surren von sämtlichen elektronischen Einrichtungen durch den Raum und zerrt betäubend an den Trommelfellen; in derselben Sekunde tauchen auf dem Überwachungsdisplay des Offiziers drei Sensorenechos auf, die mit Überschallgeschwindigkeit in den Luftraum über Washington D.C. eindringen. Der Abteilungsleiter versucht noch, den Bordfunk zur Einsatzzentrale zu betätigen, indem er durch die gesamte Abteilung Notverteidigungsbefehle für die Einsatzalarmstufe Rot brüllt, als das schrille Surren in ein tobendes Vibrieren übergeht und etliche der elektronischen Einrichtungen explodieren, woraufhin grelle Stichflammen, gefolgt von Glas- und Metallsplittern, durch die Abteilung fegen.

In der Einsatzzentrale blickt Captain Dohertys erschrocken auf, als der zerfetzte Funkspruch aus der Sicherheitsabteilung eingeht: da fallen schon sämtliche Instrumente und das Licht in der Einsatzzentrale aus.

In der Außenansicht ist zu sehen, wie überall auf der großen, eiförmigen Airbase-Alpha das Licht hinter den unzähligen Fensterscheiben erlischt und wie überall Funken sprühen. Da ereignet sich am unteren Ende der Station eine donnernde Explosion, und eine riesige Stichflamme schießt fauchend einmal quer durch die gesamte Ansicht.

 

Airfighter, der unweit vor dem Weißen Haus auf einem Landefeld gestanden hat, reaktiviert gerade seine Triebwerke.

Im Flur, durch den Bill und Chris entlang gehen, ertönt Airfighters Funkspruch aus den Watchcomms der beiden: „Airbase-Alpha ist soeben angegriffen worden, und in den Luftraum sind drei unidentifizierte Hyperschall-Jäger eingedrungen!”

Bill und Chris sowie die Sicherheitsbeamten reagieren sofort.

Bill: „Ich verstärke die Abwehr draußen!”

Indem Bill weiter zum Ende des Flures rennt, drehen Chris und die Sicherheitsoffiziere abrupt um und rennen zurück zum Büro des Präsidenten.

Chris ruft über die Schulter zurück: „Wir müssen Tanner in Sicherheit bringen!”

Vor dem Weißen Haus kommen die Sicherheitsposten herbei gestürmt und postieren sich mit Automatikgewehren und Granatwerfern hinter der schicken Mauer, die das Gebäude umgibt. Gerade kommt Bill aus dem Gebäudeinnern mit weiteren Sicherheitsposten hinzu gestürmt, als dicht über dem Weißen Haus Airfighter unter donnerndem Schub seiner Triebwerke zum Start ansetzt.

Chris und die Sicherheitsoffiziere rammen die Tür zum Büro buchstäblich auf, so dass Edward Tanner hinter dem Schreibtisch sichtlich erschrocken auffährt. Durch die große Fensterscheibe hindurch ist zu sehen, wie sich draußen bereits eine schwarze Flugmaschine vom blauen Himmel herabstürzt.

Chris: „Runter!!!”

Tanner wirft sich auf den Boden, und einer der Sicherheitsbeamten betätigt einen getarnten Mechanismus, der Tanner auf der Stelle auf einer Plattform nach unten in einen offensichtlichen Schutzraum fahren lässt. Indem sich über Tanners Kopf mehrere Sicherheitsschotts schließen, blickt Tanner fragend zurück nach oben. Während die Sicherheitsposten Stellung beziehen, springt Chris über den Schreibtisch hinweg, als das Panoramafenster bereits von den Automatikkugeln der schwarzen Killermaschine zerfetzt wird. Im Flug springt Chris hinter den Schreibtisch und wirft diesen zwischen sich selbst und die Glassplittersalve, während gleichzeitig die Sicherheitsposten hinter ihm das Automatikfeuer nach draußen erwidern. Inmitten des Kugel- und Splitterhagels werden alle Sicherheitsoffiziere durchlöchert und durch den Raum geschmettert. Als die Killermaschine dicht vor dem gesprengten Fenster wieder hochzieht, springt Chris über den umgekippten Schreibtisch hinweg nach draußen und eröffnet das Energieschocklaserfeuer auf die wieder an Höhe gewinnende schwarze Flugmaschine. Weiter links steuert Airfighter, immer noch weiter an Höhe gewinnend, genau in die Flugbahn der zweiten herandonnernden Killermaschine. Zugleich eröffnet der Sicherheitstrupp bei Bill den Automatik- und Granatbeschuss auf die dritte Flugmaschine, die sich gerade ebenfalls im Sturzflug auf das Weiße Haus befindet.

Auf der anderen Seite des Weißen Hauses rennt Chris inmitten des Kugelhagels der zurückgekehrten Killermaschine über den grünen Rasen, während das Motorengeräusch der herabstürzenden Killermaschine alles andere übertönt. In vollem Laufe springt Chris über die Mauer hinweg, die das Grundstück hier begrenzt, und schlägt auf der anderen Seite hart auf, als die Mauer schon von den Automatikschüssen der Killermaschine zerfetzt wird und das schwarze Flugzeug einmal mehr im Tiefflug über Chris hinweg donnert — nur um in einiger Entfernung vor dem Hintergrund des strahlend blauen Himmels ein 180°-Wendemanöver einzuleiten. Chris dreht sich völlig außer Atem auf dem Boden um und blickt zu der gleich zurückkehrenden Killermaschine hinauf.

Neben Bill wird der Sicherheitsoffizier am Granatwerfer gerade von mehreren Kugeln der angreifenden Killermaschine durchlöchert, als die schwarze Maschine im Tiefflug über die Köpfe aller hinweg donnert und zu einem Wendemanöver ansetzt, um auch die restlichen Sicherheitsoffiziere zu eliminieren. Bill rollt sich auf die andere Seite und erblickt dort den jetzt unbemannten Granatwerfer.

Airfighter und die dritte Killermaschine befinden sich jetzt genau auf Kollisionskurs, und gegen das ununterbrochene Automatikfeuer der Killermaschine justiert sich Airfighters automatische Zielerfassung präzise auf den Feind. Als die Maschine Airfighter in optimaler Schussweite hat, feuert Airfighter drei Detonations-Raketen aufeinander ab, die die feindliche Maschine in drei unmittelbar aufeinander folgenden Einschlägen in einer donnernden Explosion restlos zerschmettern. Airfighter schießt mitten durch die dunkel rußenden Wolken hindurch.

Inmitten des Kugelhagels der erneut angreifenden Killermaschine springt Bill zurück auf die Beine und rennt zu dem unbemannten Granatwerfer, während um ihn herum ein Sicherheitsoffizier nach dem anderen durch den Automatikbeschuss der Killermaschine durchlöchert wird. Bill dreht den Granatwerfer blitzschnell herum, zielt innerhalb eines Sekundenbruchteils und feuert genau auf die herabstürzende Killermaschine, in die die Granate frontal einschlägt, so dass unweit vor Bill und den verbliebenen Sicherheitsoffizieren nur noch lodernde und rauchende Trümmerbrocken aus einem großen Explosionsball donnernd zu Boden stürzen.

Als die noch verbleibende Killermaschine auf der Rückseite des Weißen Hauses erneut auf Chris hinunter stürzt und mit ihrem Automatikfeuer den gesamten Rasen zerfetzt, setzt Chris sein Energieschocklasergewehr ein letztes Mal an, nimmt die heran donnernde Maschine ins Visier, und nur eine Sekunde, bevor der Kugelhagel Chris erreicht hätte, feuert Chris einen gefächerten, blendenden Energieschocklaserstrahl auf die Maschine ab, der sogleich deren vorderes Antriebs- und Waffensegment zerfetzt: Laut aufheulend, stürzt die Maschine dicht über Chris´ Kopf hinweg ab, und, indem Chris sich umdreht, stürzt unweit hinter ihm das lodernde Wrack in einem apokalyptischen Einschlag genau auf den Rasen des Weißen Hauses.

Ein Funkspruch der Sicherheitsabteilung geht ein: „Angreifer neutralisiert, Schäden und Verluste im akzeptablen Rahmen, Mr. Tanner ist unversehrt.”

 

  • 2 –

  •  

 

09.00 Green-Stone-Town

Eine Fußgängerbrücke, die über einen Bach im schick betonierten Flussbett hinwegführt: unter der Brücke befindet sich, durch diese überdacht, ein größerer Platz mit einer Art von steinerner Kletterpyramide, einer Vielzahl an einfachen Holzsitzgelegenheiten, einer Halfpipe, einer wetterfesten Tischtennisplatte sowie einer schrägen Betonrampe, die in den Bach hineinführt — an vielen Stellen befinden sich beeindruckende Graffiti-Malereien an den Brückenpfeilern. Jedoch scheint hier zur Zeit nichts los zu sein, denn die Jungs aus Juans Jugendgruppe, die er im Auftrage der Stadt leitet, stehen an dem Ende mit der Kletterpyramide und warten anscheinend auf etwas oder jemanden. Dann Juan tritt unter die Brücke und kommt auf die Jungs zu.

In Juans Erinnerung ist Jessicas Stimme zu hören:

Ich weiß, dass sie dir wichtig sind, Juan — und deshalb musst du dich ihnen stellen.”

Juan tritt bis vor die Gruppe, an deren Spitze Jonathan steht: weder Juan noch irgendeiner der Jungs verziehen eine Miene.

Juan: „Ich bin zurück.”

Jonathan: „Glaubst du?”

Alle anderen bleiben regungslos.

Juan: „Ja.”

Jonathan: „Willst du reden?”

Juan: „Das habe ich vor — wenn ihr das überhaupt noch wollt.”

Jonathan verzieht seinen linken Mundwinkel.

Juan hebt seinen Blick.

Jonathan: „Erst einmal musst du dich unter Beweis stellen.”

Jetzt reagieren auch die übrigen Mitglieder aus der Jugendgruppe, indem sie Juan auffordernde Blicke zuwerfen.

Juan, leicht sarkastisch grinsend: „Das kommt mir irgendwie bekannt vor, Jonathan.”

Jonathan, korrigierend: „Nicht so, Juan.”

Juan zeigt einen fragenden Blick. Da reichen ein paar der Jungs von weiter hinten etwas nach vorn zu Jonathan.

Jonathan: „Hierbei geht es um alles oder nichts, Juan.”

Jonathan nimmt etwas von hinten an, dreht sich damit zu Juan und reicht dies zu ihm herüber.

Jetzt erkennt Juan, dass es sich um einen Markierer handelt.

Juan blickt Jonathan überrascht an: „Paintball?!“

Jonathan, draufgängerisch: „Es geht um die Ehre, Juan.”

Juan nimmt den Markierer an.

Jonathan hält seinen eigenen demonstrativ in die Sicht: „Nimmst du die Herausforderung an?”

Juan kneift seine Augen zusammen: „Was hast du denn gedacht?”

Jonathan, mit lauter Stimme: „Let´s go!”

Sofort stürmen die Jungs los, indem sie sich Stirnbänder von zwei unterschiedlichen Farben umbinden und dadurch zwei Mannschaften bilden.

In der nächsten viertel Stunde nutzen die Jungs das gesamte Gelände um die Brücke und das Ufer des Baches aus, um sich gegenseitig zu markieren, wobei dicke, deutlich erkennbare Farbflecken anzeigen, wer aus welcher Mannschaft bereits getroffen worden ist. Auch zeigt sich im Verlaufe des Wettkampfes, dass das hier vorliegende Bauwerk als Setting für ein Paintball-Match geradezu prädestiniert ist: So bietet es genügend Verstecke, um eine Schussattacke aus dem Hinterhalt durchzuführen, aber zugleich auch die Möglichkeiten für halsbrecherische Sprünge oder Klettereien zum besseren Angriff oder zum Ausweichen. Juans Mannschaft liegt zwar vorn, aber Jonathan darf man nicht unterschätzen: immer wieder sorgt er für gravierende „Verluste” in Juans Mannschaft, indem er unerwartete Attacken aus dem Hinterhalt mit gekonnten und sportlichen Ausweichmanövern kombiniert. Schließlich springt Jonathan nach einer weiteren erfolgreichen Attacke von der Kletterpyramide aus einfach mitten in den Bach, wo er untertaucht. Juan kommt überraschenderweise unter die Brücke gesprungen, indem er sich am Geländer festgehalten und einen weiten Bogen geschwungen hat: mit dem Überraschungsmoment auf seiner Seite hat er im Nu weitere Mitglieder aus Jonathans Mannschaft markiert. Da taucht genau hinter Juan Jonathan wieder aus dem Bach auf und richtet blitzschnell seinen Markierer auf Juan. In Juans Augen zuckt es, als er sich, ohne nach hinten zu sehen, reaktionsschnell auf die Seite wirft: die Betonwand hinter Juan wird augenblicklich von der ihn verfehlten Ladung durch Jonathan gefärbt. Indem Juan sich die Pyramide herunter wirft, feuert Jonathan, der am unteren Ende der Betonrampe im Bach steht, weitere Farbladungen auf Juan ab. Doch in einer gekonnten Rolle fängt Juan seinen Sturz die Pyramide hinunter ab, springt noch einmal zur Seite, um ein letztes Mal Jonathans Farbladung auszuweichen, richtet sich auf und feuert blind selbst eine Farbladung ab: Im darauffolgenden Moment der absoluten Stille dreht sich Juan auf dem Boden in die Richtung, in die er geschossen hat, und sieht Jonathan mit einem dicken Farbflecken auf dessen Bauch im Flussbett stehen — den eigenen Markierer resignierend gesenkt.

Grinsend und seine Zufriedenheit nicht verbergend, geht Juan die Rampe hinunter zu Jonathan: „Game over.”

Im Hintergrund sammeln sich nach und nach wieder sämtliche Mitglieder aus der Jugendgruppe.

Jonathan blickt zu Juan auf: „Ich hatte ja wirklich gehofft, diesmal würde ich dich fertig machen.”

Juan, noch breiter grinsend: „Nicht wirklich, oder?”

Ein Moment des reglosen Schweigens vergeht, und alle Gruppenmitglieder blicken von ihrer erhöhten Position aus auf Juan und Jonathan hinunter.

Mit einem Mal beginnt auch Jonathan zu grinsen: „Man wird noch doch träumen dürfen, oder?”

Juan streckt Jonathan seine Hand entgegen, und Jonathan nimmt diese sofort an.

Jonathan: „Gut, dass du zurück bist, Juan — du hast uns gefehlt!”

Juan: „Es tut mir so leid, Jonathan — aber das musste ich erst klären.”

Jonathan: „Ich weiß, und wir alle verstehen dich, Juan.”

Juan blickt zu den übrigen Jungs die Rampe hinauf: alle nicken ihm fest entschlossen zu.

Juan lächelt: „Ich danke euch.”

Einer der Jungs ruft mit Nachdruck: „Wir brauchen dich, Juan!”

Juan wiederholt zutiefst aufrichtig: „Ich danke euch so sehr!“

 

  • 3 –

     

11.00 CIA-Hauptquartier, G.S.T.-City

Vor dem CIA-Hauptquartier steht Jessicas Auto auf dem Parkplatz.

In Colonel Stevens´ Büro stehen Jessica und Marshal zusammen an dessen Schreibtisch vor einem Computerbildschirm.

Stevens: „Heute Morgen um kurz nach sieben hat ein Anschlag auf Airbase-Alpha stattgefunden, der für einen vorübergehenden Systemtotalausfall an Bord gesorgt hatte. Gleichzeitig waren drei Kampfflugzeuge in den Luftraum Washington eingedrungen und griffen das Weiße Haus an. Commander Hawk, Lieutenant Brown und Airfighter gelang es, die Angreifer zu neutralisieren. Mister Tanner konnte rechtzeitig in den Schutzraum für den Präsidenten gebracht werden.”

Jessica: „Was ist mit der Crew von Airbase-Alpha?”

Stevens: „Die sind mit einem blauen Auge davon gekommen. Aber dies bekräftigt nur den Verdacht des CIA, dass sich an Bord von Airbase-Alpha ein Verräter befinden muss, der wohl auch für das gefälschte Überwachungsvideo von der Ermordung des Präsidenten verantwortlich ist.”

Jessica: „Demnach kann Mister Tanners Sicherheit im Weißen Haus aber nicht länger gewährleistet werden.”

Stevens: „Richtig. Deshalb plant der CIA, den Sitz des Präsidenten von Washington weg zu verlegen — und nach einigem Abwägen haben wir uns für diese Region entschieden.”

Jessica: „Hier liegen wir weitaus weniger zentral als in Washington oder einer anderen der Großstädte.”

Stevens: „Genau das. Allerdings benötigen wir auf der anderen Seite eine intakte Verkehrs- und Datenanbindung sowie eine sehr gut funktionierende soziale Infrastruktur. Deshalb erscheint uns Metro-City als am besten geeignet. Wir würden mit Einverständnis des Airfighter-Teams auch die Airfighter-Basis miteinbeziehen.”

Jessica hebt die Augenbrauen.

Stevens nickt: „Der CIA möchte weiterhin mit dem Airfighter-Team eng zusammenarbeiten.”

Jessica: „Bill und Chris werden in etwa einer Stunde zurück sein.”

Stevens: „Mister Tanner wird um 15 Uhr auf dem G.S.T.-Airport mit einer normalen Passagiermaschine eintreffen — natürlich wird diese nur ihn und seine Sicherheitsagenten transportieren. Aber auf diese Weise erregen wir am wenigsten öffentliches Aufsehen.”

Jessica nickt, indem sie aus dem Fenster in die City hinaus sieht:

„Hoffentlich ist der Maulwurf uns nicht schon wieder einen Schritt voraus.”

In Stevens stummem, antwortendem Blick spiegelt sich seine Besorgnis wider.

 

  • 4 –

     

12.00 Airfighter-Basis, G.S.T.

Juan ist soeben mit Chris´ Auto in die Einfahrt gefahren, als hinter ihm auch Jessicas Auto durch das geöffnete Tor gefahren kommt. Juan dreht sich zu ihr und winkt knapp. Da erkennt er Colonel Stevens neben Jessica im Auto. Juan nimmt die Hand wieder herunter — allerdings hat er sich bemüht, dies nicht zu hastig erscheinen zu lassen.

Im Auto verzieht Stevens unwillkürlich sein Gesicht, blickt dann aber verstohlen zu Jessica, um zu sehen, ob diese seinen Blick wohl bemerkt hat. Indem Jessica den Motor abstellt, wechselt sie jedoch bewusst keinen einzigen Blick mit Stevens. Wortlos steigen Jessica und Marshal aus. Juan tritt den beiden entgegen, indem sich im Hintergrund das Tor zur Einfahrt wieder schließt.

Jessica geht auf Juan zu: „Hi, wie ist's denn gelaufen?”

Juan: „Hi.” Er atmet kurz erleichtert durch: „Es ist gut gelaufen.”

Jessica: „Freut mich für dich.”

Juan: „Ich bin wirklich froh.”

Jessica lächelt Juan an.

Dann besinnt sich Juan auf Colonel Stevens und nickt diesem knapp zu: „Colonel Stevens.”

Stevens nickt mit regloser Miene sofort zurück: „Mister Gutierrez.”

Jessica dreht sich zu Stevens, bleibt in ihrer Haltung aber deutlich Juan zugewandt:

„Airfighter sollte uns innerhalb der nächsten Minuten erreichen.”

Stevens horcht auf: „Oh ja, alles spricht dafür.”

Im selben Moment kommt Airfighter vom fernen Horizont herangedonnert und verlangsamt in großer Höhe auf Unterschallgeschwindigkeit. Im Tiefflug gleiten Bill und Chris über die Einfahrt hinweg und winken den dreien kurz zu. Dann setzt Airfighter im starken Gegenschub seiner Manövrierdüsen ein Stück tiefer im sich gerade öffnenden Hangar zur Landung an.

Jessica weist Stevens den Weg in Juans Richtung zum Eingang der Computerzentrale. Die drei beitreten die Computerzentrale, wo im selben Augenblick Bill und Chris aus der gegenüberliegenden Luftschleuse eintreffen.

Stevens: „Ich werde Sie im Auftrage des CIA jetzt über einen Prototypen instruieren, dessen Testentwicklung soweit abgeschlossen ist.

Stevens überreicht Chris einen kleinen Datenstick, den Chris an eine Stelle in der großen Schaltwand einsteckt: In der Mitte der Zentrale fährt der große Holo-Emitter aus dem Boden empor und generiert ein dreidimensionales Bild.

Stevens fährt fort: „Dies ist ein von uns programmierter Robotpilot, der außerdem im Stande ist, unabhängig von seinem Flugzeug zu agieren und so wie ein gewöhnlicher Soldat nach der Landung auch am Boden zum Einsatz zu kommen.”

Das Holobild zeigt inzwischen einen humanoiden Roboter, der wie ein Pilot mit geschlossenem Helmvisier aussieht. Allerdings besteht sein ganzer Körper aus schwarz glänzendem Metall, so dass auch kein Übergang zum augenscheinlichen Helm erkennbar ist. Anstelle der Hände führen aus den vermeintlichen Unterarmen zwei elektronische Datenleitungsstränge heraus.

Stevens zeigt mit dem Finger jetzt auf genau diese Datenleitungen: „Dies ist die Datenverbindung des Robotpiloten mit den Steuerkontrollen seiner Maschine. Allerdings sind die Systeme so konstruiert, dass sich der Robotpilot auch schnellstmöglich in andere Computersysteme einhacken kann.”

Jetzt verändert sich das Hologramm ein wenig, und der Robotpilot weist zwei normale Hände — allerdings ebenfalls aus schwarzem Metall bestehend — auf. Erneut verändert sich das Hologramm, und jetzt befinden sich zwei Energiestrahler statt Händen an den Unterarmen des Robotpiloten.

Stevens: „Es sind drei verschiedene Funktionstypen integriert, die der Robotpilot eigenständig in Form der gesehenen Unterarmeinsätze ausfahren kann.”

Stevens hat den holographischen Piloten halb umrundet und blickt jetzt durch die dreidimensionale Projektion hindurch Chris, Bill, Jessica und Juan an:

„Dieser Robotpilot stellt unsere Antwort auf die programmierten Zerstörer des Feindes dar.”

Bill: „Wie genau funktioniert der Robotpilot im Einsatz?”

Stevens antwortet in sehr direktem Tonfalle:

„Er wird auf die Terminierung des als Feind identifizierten Zieles programmiert und stellt seine Aktivität erst ein, wenn er diesen Auftrag erfüllt hat.”

Juan folgt Bills Blick zu Chris, der wiederum seine Augen ein wenig zusammenkneift.

Jessica: „Das nenne ich konsequent.”

Stevens: „Effizient trifft es besser, meiner Meinung nach.”

Chris: „Wo werden Sie den Robotpiloten das erste Mal zum Einsatz bringen?”

In diesem Augenblick erlischt die dreidimensionale Holographie wieder, so dass Marshal und Chris einander wieder ansehen können, ohne durch das Hologramm hindurch zu schauen.

Stevens: „Das werden wir sehen, sobald es erforderlich wird, Commander.”

Chris nickt knapp.

Indem Marshal Stevens den Datenstick aus der Computerwand entnimmt, wechseln Jessica, Chris, Juan und Bill einen langen, stummen Blick miteinander.

 

  • 5 –

     

15.00 G.S.T.-Airport

Über die im Flugwind heftig hin und her wirbelnden Baumwipfel setzt eine Passagiermaschine zur Landung auf dem flimmernden Asphalt der Start- und Landebahn an. Chris, Bill, Jessica und Juan stehen zusammen mit Marshal Stevens am gegenüberliegenden Ende des Rollfeldes vor dem Flughafengebäude: über den gesamten Airport sind versteckte Scharfschützen postiert. Nachdem die Maschine zum Stillstand gekommen ist, steigen zunächst bewaffnete Bodyguards aus und vergewissern sich, dass die Situation sicher ist. Stevens nickt dem Anführer des Bodyguard-Trupps bestätigend zu. Chris, Bill, Jessica und Juan lassen ihre Blicke aufmerksam über den gesamten Airport gleiten, stets mit einer Hand an ihren Energieschocklasern. Dann wird Edward Tanner von seinen Bodyguards aus dem Flugzeug und zum Flughafengebäude hin eskortiert: während sich die Eskorte um Tanner in gehender Geschwindigkeit dem großen Gebäude am Rande des Airports nähert, schlägt Chris, Jessica, Bill und Juan der Puls bis zum Halse. Als Tanner Stevens und das Airfighter-Team erreicht hat, streicht gerade eine Windböe durch ihre Haare.

Stevens: „Willkommen in G.S.T., Mister Tanner. Wir übernehmen ab hier und bringen Sie zunächst zum CIA-Hauptquartier.”

Tanner nickt: „In Ordnung, Colonel Stevens.”

Tanner und Chris wechseln ebenfalls einen knappen Blick miteinander. Dann führen Stevens und das Airfighter-Team Tanner durch das Flughafengebäude hindurch: auch hier drinnen ist alles evakuiert worden und überall sind Police Officers postiert. Auf dem Weg zum Ausgang kommt ein weiterer Polizeitrupp hinzu.

Stevens betätigt sein Headset: „Schicken wir die Ablenkungseskorte auf die Reise.”

„Aye, Colonel.”

Indem Stevens und das Airfighter-Team zusammen mit Tanner stehen bleiben, begibt sich der Polizeitrupp nach draußen, von wo aus eine ganze Fahrzeugstaffel vom Parkplatz nach Green-Stone-Town losfährt. Am anderen Ende des Parkplatzes wird jetzt der hier startklar stehende Airfighter sichtbar. Nachdem sich die Fahrzeugstaffel auf den Weg gemacht hat, blickt Stevens zurück zu Chris, der ihm entgegen nickt.

Stevens blickt zu Tanner: „Also los.”

Das Airfighter-Team begibt sich zusammen mit Marshal Stevens und Edward Tanner über den Parkplatz hin zu Airfighter, in den alle sechs nacheinander einsteigen. Dann hebt Airfighter unter dem Aufheulen seiner Rotoren ab und schießt über die grünen Baumwipfel davon.

Aus dem Airfighter-Cockpit ist zu sehen, wie der Rand des Green-Stone-Forests überflogen wird und wie schon die Silhouette von G.S.T. unter Airfighter auftaucht. Tanner blickt mit regungsloser Miene aus der Cockpitscheibe nach draußen, während Stevens ununterbrochen den Einsatz per Headset dirigiert.

Von vorn blickt Chris über seine Schulter nach hinten: „Setze jetzt zur Landung an, Colonel.”

Stevens nickt bestätigend:

„Bestätige, Commander. Achtung, Einheit 12: Airfighter setzt jetzt zur Landung an.”

Durch die Cockpitscheibe hindurch ist zu sehen, wie das mehrstöckige CIA-Hauptquartier in G.S.T.-City im flachen Landeanflug frontal immer weiter in die Sicht wächst, bis das große Landefeld auf dem Flachdach des Gebäudes die gesamte Sicht durch die Cockpitscheibe hindurch einnimmt.

Airfighter landet unter dem Gegenschub seiner Manövrierdüsen auf dem Flachdach des CIA-Hauptquartiers, wo sofort von mehreren Seiten ein paar bewaffnete Agenten herbeieilen:

Colonel Stevens steigt als erster aus Airfighter aus, bevor der Agententrupp den unmittelbar danach aussteigenden Edward Tanner sofort nach allen Seiten hin abschirmt. Eskortiert vom Airfighter-Team, begibt sich der Sicherheitstrupp um Tanner quer über das Flachdach zum oberen Eingang des Treppenhauses — nach wie vor steigt der Puls an, und es ist geradezu spürbar, dass wohl in Kürze der nächste Anschlag durch den Feind bevorsteht.

 

  • 6 –

     

17.00 CIA-Hauptquartier, G.S.T.

Colonel Stevens steht zusammen mit dem Airfighter-Team und Edward Tanner in einem Konferenzraum.

Stevens: „Unser Sicherheitsplan sieht vor, dass Mister Tanner heute Nacht im CIA-Hauptquartier verbleiben wird: Wir verfügen über einen unterirdischen Schutzbunker, so dass Mister Tanners Sicherheit zur Zeit hier wohl am besten gewährleistet werden kann.”

Jessica: „Dass bisher noch kein weiterer Anschlag erfolgt ist, deutet der CIA als Zeichen dafür, dass unser Feind noch nicht über Mister Tanners aktuellen Aufenthaltsort informiert ist?”

Stevens: „In der Tat.”

Juan: „Es könnte aber auch bedeuten, dass der nächste Anschlag zur Zeit noch vorbereitet wird.”

Stevens hat mit Juan einen kurzen, etwas schwer zu interpretierenden Blick gewechselt:

„Auch das ist korrekt. Dass die Übernahme auf dem Airport so glatt gelaufen ist ebenso wie der Transport hierher, deuten wir trotzdem eher als Zeichen dafür, dass wir dem Feind zur Zeit einen Schritt voraus sein dürften. Aber es gilt weiterhin höchste Bereitschaftsalarmstufe.”

Chris: „Falls wir dem Feind wirklich voraus sind, dann sollten wir unser Bestes geben, um diesen Vorsprung beizubehalten.”

Stevens: „Deshalb instruiere ich Sie jetzt über den nächsten Schritt unseres Planes, Commander.”

Die große metallene Tischplatte in der Mitte des Konferenzraumes beginnt summend aufzuleuchten, und eine dreidimensionale holographische Landkarte gewinnt zunehmend an Konturen. Chris, Bill, Jessica, Juan und Edward Tanner wenden sich der Holographieplatte zu.

Stevens: „Sie sehen hier den ehemaligen Truppenübungsplatz südwestlich von G.S.T.-City.”

Jetzt hat sich die holographische Projektion vollständig aufgebaut: Zu sehen ist ein Berg, der sich etwa drei Kilometer weit in südwestliche Richtung von Green-Stone-Town-City erstreckt. Auf seiner scheinbar riesigen Oberseite ist ein verkommener Teerweg zu sehen, der zwischen einigen zusammengefallenen und zum Teil überwucherten Betonruinen verläuft. Zwischen den offenbar wild wuchernden Gräsern und Büschen sind hier und da freie Flächen erkennbar, die noch auf die frühere Funktion dieses großen Berggipfels als Übungsplatz für das Militär hinweisen. Indem sich die holographische Projektion dreht, wird erkennbar, dass der Teerweg von der einen Seite des langgezogenen Berggipfels aus in den Wald führt und sich dort langgezogen und mit einem leichten Gefälle bis an den Rand der City hinunterzieht.

Stevens zeigt mit dem Finger auf die großflächige Oberseite des Berges:

„Wie wir bereits besprochen haben, ist weiterhin eine sehr enge Kooperation von CIA und Airfighter-Team erwünscht. Unser Plan sieht vor, dass wir Sie, Mister Tanner, hierher zum alten Truppenübungsplatz bringen. Dort angekommen, steht uns ein großes Areal zur Verfügung, das ausreichend weit von der Zivilbevölkerung isoliert liegt. Die Fläche reicht für unsere Kampfflieger als Start- und Landebahn aus.”

Marshal wendet seinen Blick Chris zu: „Außerdem würden wir hier auch gern die Airfighter-Basis vorübergehend stationieren, Commander.”

Chris wechselt einen einstimmigen Blick mit Bill, Jessica und Juan.

Chris: „Geht in Ordnung, Colonel.”

Stevens antwortet mit einem knappen Nicken und wendet sich jetzt vor allem Edward Tanner zu: „Wir beabsichtigen, Sie morgen früh noch vor Sonnenaufgang zum Truppenübungsplatz zu bringen, Mister Tanner.”

Chris: „Bis dahin vergeht aber noch einige Zeit, so dass wir dem Feind eine Möglichkeit bieten aufzuholen.”

Stevens: „Dessen sind wir uns bewusst, Commander. Wir wollen aber zum einen den Weitertransport im Hellen vermeiden, um Mister Tanner nicht zu einer leichten Zielscheibe zu machen, und zum anderen benötigen unsere Piloten jedoch ausreichend Licht, um auf dem Truppenübungsplatz landen zu können.”

Bill: „Ich verstehe nicht, Colonel, wieso Sie Mister Tanner nicht heute Nacht direkt vom CIA-Hauptquartier abholen lassen können.”

Stevens: „Für den Umtransport auf den Truppenübungsplatz sprechen zwei Gründe, Lieutenant: Zum einen wollen wir durch einen Zwischenortswechsel unseren Vorsprung aufrecht erhalten, und zum anderen hat der Truppenübungsplatz als Start- und Landeposten für unsere Kampfflieger eine zentrale strategische Bedeutung, über die ich Sie aus Sicherheitsgründen erst aufklären werde, wenn wir uns dort befinden.”

Chris kneift seine Augen ein wenig zusammen.

Noch einmal verschiebt sich die holographische Projektion, so dass jetzt ein Teil der City und das CIA-Hauptquartier zu sehen sind.

Stevens: „Wir werden Sie, Mister Tanner, um 0400 in einem Panzer von hier aus durch freigeräumte Seitenstraßen bis zur alten Panzerstraße und auf dieser dann hinauf auf den Truppenübungsplatz transportieren.”

Stevens hat gleichzeitig mit dem Finger den Weg in der holographischen Projektion gezeigt: Über ein paar verzweigte Seitenstraßen ist der Beginn der Panzerstraße durch den Wald hindurch auf den Berggipfel hinauf gut zu erreichen.

Tanner: „In Ordnung, Colonel Stevens — machen Sie es so.”

Stevens nickt knapp: „Dann werden wir Sie jetzt nach unten in den Schutzbunker bringen, Sir.”

Stevens wendet sich wieder an das Airfighter-Team: „Bereiten Sie die Airfighter-Basis vor?”

Chris nickt: „Machen wir.”

Indem durch die Tür bereits vom Flur aus die aus zwei CIA-Agenten bestehende Eskorte für Edward Tanner den Konferenzraum betritt, wendet sich Chris noch einmal an Edward.

Chris: „Der Countdown für Operation Vacuate?”

Edward: „Noch ein paar Stunden haben Sie, Commander.”

Chris wendet sich zu Bill, der ihm einen fest entschlossenen Blick erwidert.

 

7 –

 

19.00 Airfighter-Basis

Bill, Chris, Jessica und Juan stehen in der Computerzentrale vor der großen elektronischen Kontrollwand.

Juan, offenkundig entsetzt:

„Die wollen allen Ernstes ihre eigenen Leute auf Airbase-Alpha in die Luft jagen?!”

Bill: „Für den CIA eine passable Maßnahme unter diesen Umständen.”

Juan, empört: „Auf der Straße gelten auch harte Regeln — aber keine Streetgang lässt ihre eigenen Leute jemals im Stich: das ist so was wie ein ungeschriebener Kodex!”

Chris: „Denkt man erst einmal im Interesse der Weltsicherheit, so greifen übergeordnete Prinzipien.”

Der Blick in Chris´ Gesicht zeigt, dass er seine Worte, wenn er diese auch in neutralem Tonfalle ausgesprochen hat, sehr selbstkritisch gemeint hat.

Jessica: „Alle unsere Hoffnungen liegen jetzt auf dem Inhalt des Datensticks.”

Juan zeigt einen fragenden Blick.

Chris wendet sich ganz Juan zu: „Wir haben Stevens gesagt, wir hätten lediglich einen Scan des in Washington D. C. sichergestellten Datensticks vorgenommen, tatsächlich jedoch haben wir seinen gesamten Inhalt auf dem kurzen Flug im Airfighter in unsere Datenbank überspielt.”

Bill, in verschwörerischem Tonfalle: „Eine Art von strategischer Prophylaxe, versteht sich.”

Juan: „Und?”

Chris aktiviert einen der Monitore in der großen Kontrollwand:

„Wie zu erwarten, ist der gesamte Inhalt chiffriert gewesen.”

Jessica ergänzt: „Allerdings arbeitet Airfighter seitdem an der Dechiffrierung der Daten.”

Chris: „Und mit ein wenig Glück werden wir noch heute Nacht das erste Datenpaket entschlüsseln können.”

Auf dem Monitor sind einige bis jetzt noch unleserliche Datenbündel zu sehen.

 

Einige Zeit später erhellt ein schmaler Lichtschein Chris´ nächtliches Grundstück spärlich: hinter dem Küchenfenster brennt Licht.

In der Küche stehen Chris und Juan vor der Kaffeemaschine, unter der eine bereits halb gefüllte Glaskanne steht und einen wohltuenden Kaffeeduft durch die gesamte Küche verbreitet.

Juan: „Es ist alles andere als einfach, momentan noch zu wissen, wo man steht – zumindest geht es mir so, Chris.”

Chris sieht Juan fest in die Augen.

Juan: „Und damit meine ich nicht, dass ich gerade erst aus der Gang zurückgekehrt bin.”

Chris: „Ich weiß genau, was du meinst, Juan.”

Juan: „Mir erscheint es so, als würden einfache Regeln zunehmend ihre Bedeutung verlieren, je globaler die Aspekte sind, unter denen eine Entscheidung getroffen werden muss: geht es erst einmal um Fragen der sogenannten Weltsicherheit, können sogar die eigenen Leute einfach geopfert werden!”

Chris: „Zumindest ist dies die Vorgehensweise des CIA.”

Juan: „Und damit aber zugleich diejenige unserer Regierung, die wir gewählt haben, Chris — wo bleiben denn da noch unser gesellschaftlichen Werte?!”

Chris: „Wahrscheinlich gibt es so etwas gar nicht, Juan. Mir hat einmal ein CIA-Agent gesagt, unsere sogenannten Werte hätten lediglich den Zweck, die Ahnungslosen an etwas glauben zu lassen — in Wirklichkeit funktioniere die Welt vollkommen anders.”

Juan: „Aber dann ist alles nur eine Lüge. Und jeder Kriminelle, ja sogar jeder Mörder ist das, was er ist, nicht aus Sicht der Gerechtigkeit, sondern nur, weil die Mächtigen ihn als solchen abgestempelt haben.”

Chris: „Zum Wohle der Gesellschaft, die an die Gerechtigkeit glauben muss.”

Juan: „Wie können wir dann guten Gewissens unseren Job machen, frage ich dich, Chris!?”

Chris, indem er Juan nach wie vor fest in die Augen sieht:

„Wir sind nicht der CIA — und wir machen unsere eigenen Regeln.”

Einige Sekunden lang bleiben Juan und Chris stumm, und nur das Geräusch der Kaffeemaschine ist zu hören, in der gerade der letzte Rest des frisch gekochten Kaffees in die Kanne läuft: Eine gefühlte Ewigkeit blicken Juan und Chris einander in die Augen — wohl wissend, dass Chris´ gerade ausgesprochene Worte in den Ohren der Regierung ein astreines Geständnis des Landesverrates gewesen wären.

Juan: „Würdest du dich, wenn's drauf ankommt, gegen unsere Regierung stellen?”

Juans Tonfall und sein Gesichtsausdruck zeigen, dass er diese Frage gestellt hat, weil sie für ihn sehr wichtig ist, und dass sie zugleich eine auch für ihn selbst sehr persönliche Frage gewesen ist.

Erneut sehen Juan und Chris einander schweigend in die Augen.

Da unterbricht Bills Funkmitteilung über Watchcomm die Stille:

„Chris, Juan, Airfighter hat das erste Datenpaket endlich dechiffriert!”

Chris antwortet sofort: „Verstanden, Bill — gute Arbeit! Juan und ich kommen sofort.”

Indem Juan die Kaffeetassen aus dem Schrank nimmt und Chris die Kaffeekanne ergreift, wendet Chris seinen Blick noch einmal Juan zu.

Chris, eindringlich: „Ich will mir nach Beendigung dieser Mission immer noch im Spiegel in die Augen sehen können, sowie den Menschen, die mir wichtig sind — das ist mein Anspruch.”

Juan nickt: sein Blick zeigt seine Dankbarkeit für Chris´ ehrliche Antwort.

Dann verlassen die beiden die Küche und gehen eiligen Schrittes nach draußen in die Nacht.

 

  • 8 –

     

02.00 Airfighter-Basis

Durch die sich automatisch öffnende Tür des Aufzuges betreten Chris und Juan die Computerzentrale. Hier erwarten Bill und Jessica die beiden mit nichts Gutes ankündigenden Gesichtsausdrücken. Jessica weist Chris und Juan mit einem Blick zum Monitor mit der Datendechiffrierung.

Bill erläutert die Ergebnisse der Dechiffrierung: „In dem bisher dechiffrierten Datenpaket befinden sich eine Reihe von Bauplänen, die uns sehr bekannt vorkommen dürften, Chris.”

Auf dem Monitor erscheinen Konstruktionspläne für die alles andere als unbekannten Flugschiffe, die wie riesige Spinnen aussehen, sowie für die programmierten Zerstörer, die stacheligen Metallkugeln gleichen. Außerdem ist zu lesen, dass die Fertigstellung der Konstruktionen in Area 51 erfolgen sollte.

Der Blick in Chris´ Gesicht zeigt böse Überraschung.

Juan stockt der Atem:

„Das letzte Mal, als ich eines dieser Dinger gesehen habe, gehörten sie noch zum Feind.”

Jessica: „Das ist bis heute noch so.”

Chris: „Wenn wir also die ganze Zeit gegen den CIA gekämpft haben, wenn wir in einen Kampf mit diesen Maschinen verwickelt waren, was bedeutet das jetzt für unsere Mission, Tanner zu beschützen?”

Bill: „Es hatte angefangen damals mit dem Angriff eines dieser Ungetüme auf G.S.T.”

Jessica: „Wir waren wochenlang damit beschäftigt, die Hintergründe dieses Angriffes aufzuklären, wobei der Feind in Wirklichkeit den Anschlag auf President Cavanaugh in Washington vorbereitete.”

Chris: „Wenn also der CIA hinter diesem Ablenkungsangriff gegen G.S.T. steckte, wie steht er dann zur Ermordung Cavanaughs?!”

Bill: „Stevens hat erneut betont, dass der CIA eng mit uns kooperieren will.”

Jessica beißt unwillkürlich die Zähne zusammen:

„Und Marshal hat uns auch damals ins Boot geholt.”

Juan: „Aber wir waren nach G.S.T. zurückbeordert worden.”

Bill: „… so dass für die Vorbereitung des Anschlages auf Cavanaugh in Washington der Weg geebnet war.”

Jessica: „Und wir hielten uns die ganze Zeit über hier für einen weiteren Angriff bereit!”

Chris: „Bis dann die Airforce One abgeschossen wurde — daraufhin musste uns der CIA nach Washington beordern, wenn wir weiterhin im Glauben bleiben sollten, sie seien an der Kooperation mit uns interessiert.”

Juan: „Wenn das stimmt, dann wollten die auch, dass ihr dabei wart, als der Präsident ermordet wurde.”

Jessica: „Und du solltest unter Verdacht fallen, Bill!”

Bill: „Aber wo steckt der Sinn dahinter, Tanner jetzt nach G.S.T. zu holen und uns ständig bei der Stange zu halten — oder weiß Tanner über alles Bescheid?”

Chris: „Nein, das glaube ich nicht. Denn dann hätte Operation Vacuate keinen Sinn mehr: Wenn wir davon ausgehen, dass wirklich der CIA hinter allem steckt und auch die Ermordung Cavanaughs angeordnet hat, dann ergibt es keinen Sinn mehr, einen Spitzel auf Airbase-Alpha zu vermuten und zu einer solch drastischen Maßnahme zu greifen.”

Bill: „Du hast Recht — gehen wir also davon aus, Tanner weiß nichts von alledem.”

Juan: „Wenn sich Tanner jetzt aber in ständigem Gewahrsam des CIA befindet, ist dies höchst bedenklich, Leute!”

Jessica: „Ich bezweifle aber, dass sie Tanner auch liquidieren wollen — mit dem Airfighter-Team ständig im Genick wäre das viel zu leicht zu durchschauen.”

Bill: „Stimmt — aber was zum Teufel haben die dann mit uns und mit Tanner vor?”

Juan: „Die Frage ist auch, was es mit dieser zentralen strategischen Bedeutung des Truppenübungsgeländes auf sich hat, von der Stevens gesprochen hat.”

Computer: „Möglicherweise wird das nächste dechiffrierte Datenpaket darauf eine Antwort liefern können: zumindest erkenne ich hierin bereits jetzt einige Koordinatenangaben, von denen womöglich auch eine im Luftraum G.S.T. liegt.”

Bill atmet mit einem Gesichtsausdruck, der sein ungutes Gefühl zeigt, einmal durch.

Chris: „Angefangen hat alles schon viel eher: mit General Brunts Anschlag auf die Erde. So waren wir auf Area 51 gestoßen.”

Juan: „Und wenn Area 51 in den Plänen des CIA auftaucht...”

Jessica: „… ebenso wie die schon von Brunt benutzten Flugmaschinen...”

Bill: „Dann ist klar, wohin uns das führt.”

Chris: „Dann wäre der CIA der unbekannte Mitverschwörer von Brunts Machenschaften und seine versteckte Einsatztruppe, die bei Gelingen seines Planes damals sofort an den entscheidenden Machtpositionen auf der ganzen Welt zur Stelle gewesen wäre!”

Jessica: „Ich muss mir aber immer wieder die Frage stellen, wie Marshal zu dem Ganzen steht.”

Juan blickt Jessica, von dieser unbemerkt, mit einem Blick an, der eine Mischung aus Bekümmertheit und leichten Ansätzen von Eifersucht erkennen lässt.

Chris, kalt: „Er war immer dabei und hat uns an genau die Stellen gesetzt, wo der CIA uns allem Anschein nach haben wollte.”

Juan, offensichtlich mit Rücksicht auf Jessicas Gefühle:

„Und es fehlt immer noch derjenige, der den Präsidenten ermordet hat.”

Jessica zuckt unwillkürlich zusammen und sieht Juan genau in die Augen.

Bill, nachdenklich: „Nein… ich bin mir sicher, Stevens die ganze Zeit über Funk gehört zu haben, als ich von Airfighter aus mit der Zentrale von Airbase-Alpha in Kontakt stand.”

Airfighter: „Meine Funkaufzeichnungen können dies bestätigen, Bill.”

Bill: „Aber du hast Recht, Juan: es muss jemand gewesen sein, der über die notwendige Sicherheitsgenehmigung verfügte — andernfalls hätte er sofort einen Alarm ausgelöst.”

Jessica: „Aber auf der Station befand sich sonst niemand mit der erforderlichen Genehmigung!”

Chris blickt auf: „Es sei denn, jemand wurde an Bord gebracht!”

Jetzt fährt auch Jessicas Blick hoch: „Du meinst die Ein-Mann-Rettungskapsel?!”

Chris nickt stumm.

Bill: „Welche Rettungskapsel?”

Jessica: „Als Chris und ich mit Airfighter abgestürzt waren, flog eine Ein-Mann-Rettungskapsel über uns hinweg mit Kurs auf Airbase-Alpha. Wir hatten angenommen, sie sei zur Evakuierung des Präsidenten angefordert worden.”

Bill: „Nein, davon ist mir nichts bekannt — von einem solchen Plan war nie die Rede gewesen. Auch ist niemals eine Rettungskapsel bei Airbase-Alpha eingetroffen!”

Airfighter: „Ich kann aus meinen Aufzeichnungen bestätigen, dass die Kapsel genauen Kurs auf Airbase-Alpha geflogen ist.”

Chris: „Was ist, wenn sie nicht dazu gedient hat, Cavanaugh von Bord zu bringen, sondern seinen Mörder an Bord?!”

Bill: „Von der Stationszentrale aus könnte man einen zuvor geplanten Andockvorgang verschleiern, wenn sowieso alle taktischen Stationen mit dem Kampfgeschehen beschäftigt waren.”

Juan: „Und wer ist an Bord gebracht worden?”

Jessica: „Was wäre denn mit diesem Robotpilot-Prototypen, den Marshal uns vorgestellt hat?”

Gerade ist der Konstruktionsplan des Robotpiloten ebenfalls auf dem Monitor mit dem dechiffrierten Datenpaket zu sehen.

Chris schüttelt den Kopf: „Laut den Ermittlungen der Spurensicherung muss Cavanaugh seinen Mörder hereingelassen haben — offensichtlich war es jemand, dem er vertraute.”

Juan blickt erneut auf den angsteinflößenden, metallisch schwarzen Robotpiloten auf dem Monitor: „Also, den würde ich nicht freiwillig zur Haustür ´reinlassen!”

Chris, spontan:

„Aber an den Konstruktionsplänen dieses Robotpiloten bin ich sowieso interessiert.”

Chris überspielt die Konstruktionspläne aus dem Computer in seinen Watchcomm.

Bill, leicht grinsend: „Kenne deinen Feind...”

Chris antwortet, indem er demonstrativ eine Augenbraue hochzieht.

Jessica: „Wir sollten die Airforce informieren, Chris. Der CIA will zwar nicht, dass das übrige Militär von der Anwesenheit Tanners in G.S.T. erfährt, aber wenn ja möglicherweise der CIA selbst unser Gegner ist...”

Bill folgt Jessicas aufforderndem Blick in Chris´ Richtung.

Chris, der gerade das Überspielen der Daten in seinen Watchcomm abgeschlossen hat, dreht sich wieder von der Kontrollwand zurück zu den anderen dreien: „Dann erfordert die Situation möglicherweise, dass wir damit beginnen, unsere eigenen Spielregeln aufzustellen!”

Juan blickt abwartend auf die Statusanzeige auf einem weiteren Monitor, die anzeigt, wie weit die Dechiffrierung des nächsten Datenpakets vorangeschritten ist.

 

9 –

 

03.00 CIA-Hauptquartier, G.S.T.

Edward Tanner sitzt auf einer schicken Couch inmitten eines mittelgroßen Raumes, der komfortabel eingerichtet ist: In der Mitte, gleich vor der Couch, steht ein Tisch mit Glasplatte, in der einen Ecke steht ein zur Zeit ausgeschalteter Fernseher, und in die gegenüberliegende Wand ist ein kleines Barfach eingelassen; die Wände bestehen aus massivem Beton, und es gibt kein einziges Fenster. Tanner sitzt vor seinem Notebook, das er auf dem Glastisch platziert hat. Offensichtlich in seine Arbeit vertieft, reagiert er erst ein paar Sekunden verspätet auf das Klopfen an der Tür: Colonel Stevens betritt den Raum.

Stevens: „Darf ich stören, Sir?”

Tanner: „Selbstverständlich, Colonel.”

Stevens: „Wir werden in einer Stunde aufbrechen. Das Airfighter-Team hält sich bereit.”

Tanner: „Sehr gut — dann verläuft alles nach Plan.”

Stevens: „Wenn wir dann in Sektion Alpha eintreffen, wird der Rest wie abgesprochen weiterlaufen?”

Tanner, auf sein Notebook sehend, mit dessen Keyboard er etwas tippt:

„Korrekt: Von Sektion Alpha aus werden wir den Regierungswechsel dann beschließen und den neuen Regierungsapparat in Kraft setzen.”

Stevens: „Unsere Leute halten sich bereit.”

Tanner blickt vom Notebook auf: „In Ordnung, Colonel — der Präsident selbst wird uns in Sektion Alpha über alles weitere instruieren.”

Stevens zeigt einen entschlossenen Blick, der Ungutes erahnen lässt...

 

  • 10 –

     

04.00 Airfighter-Basis

Chris stellt gerade eine leere Kaffeetasse zurück auf den Metalltisch in der Mitte der Computerzentrale.

Bill: „Wenn wir Tanner eskortieren und ihm anschließend die dechiffrierten Daten selbst zeigen, dann wird er hoffentlich Operation Vacuate abblasen.”

Chris: „Einen anderen Ausweg sehe ich nicht, Bill.”

Jessica: „Das klingt doch nach der bestmöglichen Chance, die wir zur Zeit ergreifen können, wenn ihr mich fragt!”

Juan: „Die Frage ist nur, wohin es vom Truppenübungsgelände aus überhaupt geht?”

Chris: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir danach sehr schnell am Ziel angekommen sein werden — wo auch immer das sein mag.”

Bill nickt: „Denn sonst hätte sich der CIA nicht die Mühe mit dem Hertransport und der Sicherheitsunterbringung Tanners gemacht.”

Computer: „Das CIA-Hauptquartier meldet sich.”

Chris aktiviert einen weiteren Monitor, auf dem das Gesicht Colonel Stevens´ erscheint.

Stevens: „Es ist soweit.”

Chris: „Dann starten wir jetzt.”

Stevens: „Im Zielgebiet treffen wir anschließend wieder zusammen zwecks weiterer Instruktionen.”

Chris: „Verstanden.”

Stevens nickt knapp, dann wird die Bildverbindung beendet.

Chris dreht sich zu den anderen dreien: „Startsequenz initiieren!”

„Aye, Commander.”

Aus dem metallenen Boden der Computerzentrale fahren vier Sitze empor, auf denen Bill, Jessica, Juan und Chris Platz nehmen und automatisch festgeschnallt werden. Auf Eingabe einiger Befehle in den Computer hin, versinkt ein Teil der Metallwand im Boden, und dahinter wird durch die Panzerglassichtscheibe der Blick nach draußen in die Nacht frei.

In Außenansicht ist mitzuverfolgen, wie sich das große metallene Kuppeldach über dem Grundstück schließt und wie anschließend die gesamte Airfighter-Basis langsam senkrecht nach oben in den Nachthimmel startet.

 

Aus der Tiefgarage unter dem CIA-Hauptquartier kommen drei kleine Panzer gefahren, die sich auf den Weg durch einige verzweigte Seitenstraßen von Green-Stone-Town-City machen: zu dieser nächtlichen Stunde sind die Straßen völlig leergefegt.

 

In ausreichender Höhe über Green-Stone-Town beendet die Airfighter-Basis ihren Senkrechtflug und verharrt hier nun auf einer festen Position am sternklaren Nachthimmel.

In der Computerzentrale werden die Sicherheitsgurte an den Sitzen automatisch gelöst.

Chris: „Position der Eskorte, Computer?”

Auf die Panzerglasscheibe wird das Bild der drei Panzer projiziert, die gerade von einer weiteren Seitenstraße aus in den Wald fahren, um über den Weg mit leichtem Anstieg in langgezogenen Schleifen zum ehemaligen Truppenübungsgelände zu gelangen.

Da ertönt plötzlich der Sensorenalarm und hallt von den Metallwänden der Computerzentrale schrill wider.

Chris: „Bericht!”

Computer: „Ich registriere einen plötzlichen Energieanstieg auf folgenden Koordinaten.”

Chris: „Auf den Hauptschirm!”

Jetzt wird eine Ansicht über den Sternenhimmel auf die Sichtscheibe projiziert, wo im Verlaufe einer flimmernden optischen Verzerrung eine der großen spinnenartigen Flugmaschinen Gestalt annimmt.

Chris: „Augenblicklich höchste Alarmstufe — sofort den CIA kontakten!”

Jessica: „Offenbar planen sie doch die Liquidierung Tanners!”

Juan: „Die Nachricht ist ´raus, Chris — alle taktischen Systeme sind online.”

Bill: „Das Zielobjekt ist anvisiert, der Stationsschirm ist oben.”

Chris: „Jessica, Juan, ihr habt die Basis — Bill, wir nehmen Airfighter und fliegen zur Eskorte hinunter!”

Jessica: „Aye, Sir.”

Juan nickt bestätigend.

Bill folgt Chris augenblicklich in die automatische Schleuse, durch die beide in den Start- und Landehangar Airfighters gelangen.

 

Draußen öffnet sich das Starttor, und mit aktiviertem Schutzschirm donnert Airfighter heraus und durchdringt das Störfeld zum Schutze um die Airfighter-Basis, um sich unter dem Aufheulen seiner Triebwerke auf G.S.T.-City hinabzustürzen.

Vor dem Hintergrund des Nachthimmels werden die spinnenartigen Waffenarme des furchteinflößenden schwarzen Flugschiffes bereits unter Energie gesetzt.

 

Juan: „Zielobjekt ist anvisiert, und die Waffen sind geladen.”

Computer:

„Meine Scanabtastung zeigt, dass das Flugschiff seine Waffen unter Energie gesetzt hat.”

Jessica: „Feuer!”

 

Während im Vordergrund Airfighter im starken Lichtkegel seines Flugscheinwerfers nach unten stürzt, wird im Hintergrund von der Airfighter-Basis aus ein gebündelter Energieschocklaserstrahl auf das wie ein Damoklesschwert am Nachthimmel schwebende spinnenartige Flugschiff abgeschossen: Am Schutzschirm des Flugschiffes selbst wird der Energieschocklaserstrahl allerdings größtenteils entkohäriert und in verschiedene Richtungen gleißend abgelenkt, und nur ein kleiner Anteil dringt durch, so dass wenigstens einer der Waffenarme des Flugschiffes mäßig beschädigt wird.

Dafür feuert das Flugschiff jetzt selbst gepulste Energieentladungen aus einem seiner anderen Waffenarme ab, die hell aufglühend durch die Nacht zischen.

 

Airfighter: „Das Flugschiff beschießt uns mit gepulsten Energieschocklaserstößen!”

Chris: „Ausweichmanöver Tau-2!”

Bill: „Aye, Commander — Tau-2 initiiert!”

 

Airfighter zieht inmitten seines rasenden Sturzfluges scharf nach hinten und überschlägt sich hierbei einmal nach rechts, bis er sich nach der Vollendung eines Loopingmanövers wieder auf einem Parallelkurs zu seinem ursprünglichen befindet. Die Energieschocklaser-Pulse zischen haarscharf vorbei und schlagen unten in den Wald ein, wo sofort Brandherde auflodern.

 

Vor Juan explodiert einer der Computerbildschirme, und Juan kann sich nur knapp gegen die Glasscherben abschirmen.

Jessica: „Juan!”

Juan, mit leichten Schnittwunden an seinem rechten Arm:

„Ich bin okay, Jessie — aber hier stimmt ´was nicht!”

Jessica: „Computer, Statusbericht!”

Computer: „Fehldiagnose — Fehldiagnose — Fehldiagnose!”

Jessica: „Was zum Teufel?!”

Juan betätigt schon wieder eine andere Station und dreht sich dann entsetzt zu Jessica:

„Etwas hat die Computerkontrolle über die Airfighter-Basis übernommen, Jessie — wir haben keinerlei Kontrolle mehr!”

Jessica erbleicht.

Da werden die beiden durch einen brutalen Schockstoß von den Beinen gerissen und quer durch die gesamte Computerzentrale geschmettert.

 

In Außenansicht ist zu sehen, wie eines der großen Positionstriebwerke der Airfighter-Basis ausfällt und dadurch die gesamte Airfighter-Basis abrupt in eine leichte Schräglage abdriftet.

 

Das Flugschiff feuert eine weitere Salve gepulster Energieschocklaserstöße ab, denen Chris und Bill mit Airfighter bereits schlechter ausweichen können — einige der Energieschocklaser-Pulse schlagen gleißend in Airfighters Schutzschirm ein.

 

In der Computerzentrale kämpfen Juan und Jessica gegen die starken Erschütterungen an, um zurück zur großen Kontrollwand zu gelangen: beide sind verletzt worden.

Da ertönt ein weiteres Alarmsignal: „Achtung, Luftschleuse außer Kontrolle — Versiegelung wird aufgehoben — Dekompression erfolgt!”

Juan: „Du dampfende Kacke — das wird ja immer beschissener!”

Da öffnen sich die eigentlich luftdichten Schotten, durch die man zur Außenschleuse gelangt – doch auch die Luftschleuse ist deaktiviert!

Durch den enormen Druckabfall in der Computerzentrale wird Juan brutal vom Luftsog erfasst und durch die offenstehende Schleuse hinauskatapultiert.

Jessica klammert ich mit panischer Kraft am Metalltisch in der Mitte der Computerzentrale fest: „Juan!!!”

 

Aus einem dritten Waffenarm feuert das Flugschiff eine Rakete ab, die aufheulend nach unten in den Wald stürzt und den ersten der drei Panzer aus dem CIA-Konvoi erfasst und Flammen speiend in einer donnernden Explosion restlos zerfetzt.

 

Im Airfighter-Cockpit reißen Bill und Chris entsetzt die Augen auf, indem sie der dritten Energieschocklaser-Puls-Salve ausweichen müssen.

Airfighter: „Ich registriere seltsame Werte von der Airfighter-Basis.”

Durch die Cockpitscheibe hindurch sehen Chris und Bill, wie oberhalb des Flugschiffes, das sich in der Vollansicht befindet, die Airfighter-Basis mehr und mehr in eine Schräglage gerät und wie einige Ausstattungsgeräte offensichtlich in einem starken Luftsog aus der Basis herauskatapultiert werden.

Da feuert das Flugschiff im Vordergrund eine Salve der stachelkugeligen programmierten Zerstörer ab.

Bill: „Zerstörer — mit genauem Kurs auf uns!”

Airfighter: „Ihr Störfeld beeinträchtigt bereits meine Bordsysteme!”

Chris kneift die Augen zusammen, indem sich in seinen Pupillen die heran schießenden Zerstörer widerspiegeln.

 

End of day one.

 

 

Story by Christian Scheffel –

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 10.11.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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