Sabrina Abels

Stille

Maja lief durch die Straßen.Sie lief und alles blieb still.Sie sah die Menschen um sich herum, sie redeten, lachten, schrien und doch blieb alles still.Maja sah sich die Schaufenster an.In einem standen Radios, Fernseher, Handys.Ein paar der Fernseher waren eingeschaltet.Eine Dokumentation.Einige Leute standen davor, sahen es sich an, hörten zu.Für Maja blieb alles still.Sie lief weiter, sah in andere Fenster, in andere Läden.Leute waren darin, unterhielten sich, scherzten.Maja wollte zu ihrer Oma.Die hatte sie eingeladen, zum Kuchen essen.Maja ass gern Kuchen.Oma lud immer noch die anderen ein.Alle ihre Enkelkinder.Maja saß immer da, sah einen nach dem anderen an.Sah wie sich lachten, wie sie spielten.Für Maja aber blieb alles still.Maja konnte verstehen, was die anderen sagten, sie konnte es von ihren Lippen lesen.Schon ganz früh hatten sie es ihr beigebracht.Im Kindergarten und in der Schule.Für Maja war es normal.Sie konnte auch sprechen, nicht mit Worten.Nein, mit Zeichen.Aber nicht alle verstanden sie.Ihre Eltern ja, die verstanden alles.Hatten es extra gelernt.Maja lief weiter, bald würde sie zum Haus ihrer Oma kommen.Es war in einer schönen kleinen Wohnsiedlung.Nicht direkt im Dorf.Da wa es viel ruhiger sagte Mama, viel angenehmer als an der Hauptstraße.Immer der Lärm der Autos, der Leute die vorbeiliefen.Am schlimmsten waren natürlich die Lastwagen.Waren die Laut.Maja merkte das nicht, für sie war alles still.Es war nie anders gewesen und machte ihr schon lange nichts mehr aus.Nur manchmal, wenn sie durch die Straßen lief, oder bei ihrer Oma zum Kuchen essen war.Da sah sie, wie alle redeten, scherzten, lachten und hörte nichts.Zuhause war es ihr egal, ihre Eltern konnten sie vertsehen, Maja konnte sich verständigen.Anders als bei anderen.Auch zur Schule ging sie gerne, da waren alle wie sie.Alle lebten in völliger Stille.Das war gut, denn dann wurde sie nicht geärgert.Wie manchmal wenn sie im Park war, oder früher auf dem Spielplatz.Einige der Kinder hatten geschubst, oder mit Sand geworfen.Maja war dann immer direkt nach Hause gelaufen.Hatte geweint und ihre Mutter musste trösten.Jetzt weinte sie nicht mehr so viel, denn sie hatte eingesehen, dass sich dadurch nichts änderte.Für sie blieb immer alles still.Maja lebte in völliger Stille.Und manchmal war das sogar gut.Wenn die Leute sich stritten, wenn ihre Eltern stritten.Dann sah sie einfach nicht hin.Verstand nicht worum es ging.Das war gut, denn Maja mochte das Streiten nicht.Sie lief weiter und kam jetzt in die ruhige kleine Wohnsiedung.Das Haus ihrer Oma war schon zu sehen.Maja lief nicht schneller, dachte garnicht daran sich zu beeilen.Dennis saß auf der Treppe, die vor Omas Haustür.Er sah sie kommen.Auch Maja sah ihn.Jetzt war sie da, lief die Stufe hoch und an ihm vorbei.Sie sah ihn nicht an.
"Da ist ja unsere taube Nuss!"
Maja wusste, dass er sie ärgern würde.Das tat er immer.Sie sah dann weg, und verstand nichts.Er würde schon wieder aufhören.Für Maja blieb alles still egal was es zu hören gab.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.04.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Humorvoll schreibt der Autor über eine Kindheit im Jahr 1949 in einem kleinen Dorf in der damaligen "Ostzone".
Armut ist allgegenwärtig und der Hunger ein ständiger Begleiter. Für den 11 jährigen Walter, mit der Mutter aus Schlesien vertrieben, ist es eine Zeit des Wandels, der Entdeckungen. Einfallsreichtum und Erfindungsgabe gehören zum Alltag.

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