Marlene Remen

Leise rieselt der Schnee 1. Teil

Die ältere Dame stand am Fenster ihres kleinen Wohnzimmers.
Aus dem Radio erklang, von einem Kinderchor gesungen und sehr
schön anzuhören :  Leise rieselt der Schnee .....
Nein, dachte sie, nach Schnee sieht es nicht aus, Schon seit ein
paar Tagen fiel Regen und der Himmel war Wolken verhangen.
Auch der Wetterbericht hatte weiteren Regen angesagt und das
für fast Ende Dezember. Fröstelnd zog sie ihre warme Strickjacke
enger um sich und beschloß, sich eine Tasse heißen Tee zu machen.
Während sie in die kleine Küche ging, um den Wasserkessel auf den
Herd zu stellen, dachte sie an ihren Sohn.

Seit einem Jahr hatte sie ihn nicht mehr gesehen, aber telefoniert
hatten sie regelmäßig. Auch heute Abend wollte er anrufen und darauf
freute sie sich schon sehr.  Hoffentlich ging  es ihm gut, die Nachrichten
hatten von Unruhen berichtet, ausgerechnet von dort, wo er sich mit einer
Entwicklungsgruppe aufhielt. Seine Ausbildung zum Agrar-Projektleiter
hatte ihn ausgerechnet in diese unsichere Gegend geführt. Doch seine
Arbeit machte ihm Freude und das machte auch sie glücklich. Der Tee war
fertig und sie nahm ihn mit ins Wohnzimmer, setzte sich in den gemütlichen
Sessel, den er ihr letzte Weihnachten geschenkt hatte, bevor er abreiste.

Auf dem kleinen Tischchen lag noch der geöffnete Brief, den sie vor zwei
Tagen von ihrer Freundin erhalten hatte. Die Beiden kannten sich aus ihrer
Schulzeit und blieben die ganzen Jahre in Verbindung. Allerdings hatte es sie in
den hohen Norden verschlagen, wo sie mit ihrem Mann einen großen Gutshof
bewirtschafteten. Auch zu Beginn des Sommers verbrachte sie ein paar Wochen
dort und fühlte sich sehr wohl bei ihnen. Mit dem Zug würde sie zwei Tage vor
Weihnachten dort hinfahren und über das Fest und bis nach Neujahr dort bleiben.
Ihre Freundin hatte ihr schon so oft angeboten, ganz zu ihnen zu ziehen, doch
bisher hatte sich sich nicht dazu durchringen können, warum eigentlich nicht ?
Das Telefon klingelte in ihre Gedanken hinein und voller Vorfreude hob sie den
Hörer ab.

" Hallo, Mama, wie geht es dir ?" fragte sie die Stimme ihres Sohnes und sie
mußte unwillkürlich lachen. "Hallo, mein Junge, das wird noch zu deinem
Standardsatz, oder ?, Aber jetzt frage ich dich, wie geht es dir und wie geht das
Projekt voran ?"  "Oh, alles bestens und mir geht es gut, es geht alles seinen Weg."
"Wunderbar, mein Junge, die Verbindung ist aber heute sehr gut, so klar und
deutlich hab ich dich schon lange nicht mehr verstehen können." "Ja, ich verstehe
dich auch sehr gut, ist doch schön. Fährst du über Weihnachten wieder zu Anne
und Fritz, Mama ?"  "Ja, übermorgen früh fahre ich und Fritz holt mich mit dem
Pferdegespann dort am Bahnhof ab. Mit dem Pferdeschlitten, denn dort liegt schon
sehr viel Schnee und ich freue mich auf die Zeit bei ihnen."
"Dann wünsche ich euch eine wunderbare Zeit, laß es dir gut gehen, muß gleich
auflegen!"  Ja, mein Junge, laß es dir auch gut gehen und paß auf dich auf, ja ?"
Das versprach er ihr und sie verabschiedeten sich.

Eine kleine Träne hatte sich aus ihren Augen gestohlen, sie vermißte ihn doch
mehr als sie zugeben wollte.


 

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