Meike Schrut

Ist das wirklich so?

Wenn jemand DIES liest und drüber nachdenkt, kann es schon vorkommen, daß man meint:"Geht das? Werde ich das evtl.auch so später erleben?" Und natürlich würde ich antworten:"Für einen Menschen, der daran glaubt (besonders zur Weihnachtszeit!), daß nach dem körperlichen Tod eben nicht alles vorbei ist, ist es völlig unsinnig, vor den letzten Minuten dieses Lebens Angst zu entwickeln, man weiß ja nicht, was danach kommt.." Meine Zeilen seien auch ein wenig wehmütige Erinnerung an meine 1994 verstorbene Mutter, ich habe ihr bisher zu wenig Zeilen gewidmet. Aber HIER stelle ich mir nur eben DIES vor...

Ich gehe sehr oft in meine Wohnung, um dort nach dem Rechten zu sehen. Allein ist es schwer auszuhalten, also halte ich mich zu gern in der gleich großen Wohnung meines Freundes auf. (und bitte: zum einen muß diese Geschichte eben nicht der Wahrheit entsprechen und zum anderen kann eben jeder Mensch so viele gute Freunde haben, wie man sich nur denken kann!) Schwer auszuhalten seit dem 26.6.2010 besonders, als ich erfuhr, daß mein erwachsener Junge in jenes Dorf zurückzog, von wo es mich (und er kam natürlich mit!) am 17.2.2003 fort trieb. All die vergangenen Jahre hatte ich echt geliebte Menschen arg vernachlässigt, meine Mutter war verstorben, ihre Mutter, ihr Vater, mein Vater sollte ab... 2002 noch ein knappes Jahr leben. Wo diese Seelen wohl nun sein würden? Irgendwer war auch fest davon überzeugt, daß die Seele meiner Mutter sich bemerkbar gemacht hätte, ja, ich war sogar etwas neidisch auf diese ängstliche Person, die absolut nichts am Hut hatte mit Geistern, Seelenwanderungen usw.
In meiner Wohnung hockte ich mich entspannt hin und als ich das Gefühl hatte, einzuschlafen, spürte ich, daß sich mein anderes ICH sich von mir löste, ich schaute auf meinen in sich ruhenden Körper und es zog meinen Geist hinfort an jenen geliebten Ort, an dem ich sicher nie wieder wohnen würde, leider...
Und natürlich ist auch der folgende Dialog fiktiv. Irgendwann schrieb ich ein fiktives Gespräch auf, welches ich mit meiner toten Mutter führte. Ich stellte mir vor, wie sie über mich denken würde und ich hatte nie den Eindruck, daß sie im realen Leben keinerlei Verständnis gehabt hätte. Aber ihre feste Freundin erschien mir schon lebend immer lockerer, fröhlicher, zugänglicher, komisch, aber ich hätte auch sie gern Freundin genannt..?!

Sie:"Dann tu das doch jetzt bitte! Uns muß ab einem bestimmten Zeitpunkt nichts mehr peinlich sein, denn kein anderer Mensch kann sich vorstellen, wie du gelitten hast, seelisch, meine ich.."
Ich:"Ja, es ist gut, daß all jene vertanen Jahre vorüber waren, ich überhaupt den Mut fand,aus der Hölle raus zu kommen. Später nannte ich es zwar spaßeshalber "offenen Knast", aber im richtigen Knast dürfte es noch anders zu gehen."
Sie:"So ganz vertan waren jene Jahre doch nicht: dein Junge ist nun erwachsen oder tut so. Du bist all jene Menschen los, die dir geschadet haben. Und ja:du hast echt alles richtig gemacht!"
Ich:"Es beruhigt mich irgendwie, daß du so darüber sprichst. Über deine Gedanken wollte ich mir einst nie eigene Gedanken machen, meinte nur,jeder würde mir Vorwürfe machen."
Sie:"Du hattest ein Recht auf ein eigenes Leben, aber ich habe den Gesichtsausdruck deiner Mutter in Erinnerung: glücklich war sie 1994 nicht. Nicht nur totkrank, auch traurig. Vielleicht hat sie geahnt, daß du erst einmal durch die Hölle gehen mußt, um dann ein ganz anderes Leben zu wagen?"
Ich:"Ich weiß, welchen Gesichtsausdruck du meinst, er verfolgt mich ab und zu heute noch. Ich hab meine Mutter seither mehr als einmal um Verzeihung gebeten und ich denke, sie verzieh mir im Moment ihres Todes.."
Sie:"Wenn du ein Lächeln sehen könntest, sie lächelt oft, weiß, daß es EUCH an nichts fehlt, dir, deinem Freund, deinem Sohn und wenn du noch welche lieben solltest: denen ergeht es auch gut. Ich bin fast täglich mit ihr zusammen, heute gab ich ihr zu verstehen, daß wir beide mal Zeit miteinander verbringen möchten, wie einst.."

Mein Geist und die Seele jener Freundin halten sich in jenem Haus auf, in welchem meine Eltern, ich, sie ebenfalls viele Jahre lebten. Es war schon seltsam:mir kam diese Welt wie eine Parallelwelt vor, die der Welt glich, die ich 1994 hinter mir gelassen hatte. Und also stehen oder schweben in der ehemaligen Küche., anwesende Menschen stören nicht, können nicht in unsere Welt hinein..

Ich:"Ich bin froh, daß ich wenigstens ausdrücken kann, wie ich jetzt fühle. Mein Freund mag nicht, wenn ich zu oft trauere, also zeige ich meinen Schmerz anders: ich schreibe wieder mehr, wie ich es woanders auch angedeutet habe. Andere Menschen meinen heute auch mit 13 Jahren, daß sie nicht mehr ein noch aus wüssten, seltsam, mein Alter war damals auch schwierig, ja..?"
Sie:"So genau kann ich dir das nicht mehr sagen, mir fiel nur auf, daß du immer stiller, trauriger wurdest, nicht mehr zur Schule gehen konntest. Möglicherweise tatest du später gut daran, manchmal an die Orte zurück zu gehen, an denen du gegen deinen Willen sein mußtest, das hast du deinen Eltern nie verziehen, oder?"
Ich:"Ich versuchte es, obwohl ich den Sinn nicht verstand. Was ist toll daran, wenn man in späteren Jahren grübelt, sich fragt, warum das so falsch laufen mußte?!"

Hier unterbreche ich erst einmal, zuviele Erinnerungen müssen nicht in geballter Art und Weise an die Oberfläche gespühlt werden.. 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 05.12.2013. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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