René Oberholzer

Die Einigung

Erwin hat eine Frau. Erwin hat auch eine Geliebte. Mit der Frau hat er selten zu tun, mit der Geliebten öfters. Das hat seine Frau gemerkt. "Du Erwin, ich möchte Deine Geliebte kennen lernen", sagt sie. Erwin, etwas überrascht, fragt nach: "Wie kommst du darauf, dass ich eine Geliebte habe?" "Ach Erwin, ich kenne dich jetzt schon so lange, also erspar mir deine Lügen. Wie heisst sie und wann können wir uns kennen lernen?" Erwin schweigt, geht ein wenig im Wohnzimmer umher und sagt dann: "Gabi, mehr brauchst du nicht zu wissen." "Aber nicht die Gabi Frei, die Frau vom Garagisten Frei?" "Genau die", sagt Erwin halblaut. "Habe ich es doch gewusst", sagt seine Frau. "Ich muss ein wenig frische Luft schnappen", sagt Erwin. "Gut Erwin, aber ein wenig mehr Geschmack hätte ich dir schon zugetraut." Erwin geht nach draussen auf den Balkon und steht in die dunkle Nacht.

Zwei Tage später sagt Erwin zu seiner Frau. "Nächsten Sonntag kannst du Gabi kennen lernen, ihr Mann wird dann geschäftlich unterwegs sein."

Am Sonntag fährt Erwin mit seiner Frau zu Gabi. Dann fahren sie zu dritt über Land ans Meer. Vorne sitzt Erwin, und auf dem Rücksitz die beiden Frauen. Sie flüstern andauernd miteinander. Als die drei am Meer ankommen, holen sie die Klappstühle aus dem Kofferraum und setzen sich über den Klippen ans Meer. Erwin sitzt in der Mitte, flankiert von seinen beiden Frauen. "Wie soll das jetzt weitergehen?", fragen die beiden Frauen. "Keine Ahnung", sagt Erwin, "wenn ich das bloss wüsste. Ich habe euch beide gerne." "Ich habe einen Vorschlag", sagt seine Frau, "du marschierst jetzt der Küste entlang, und wir beiden diskutieren die Sache aus." "Gut", sagt Erwin und macht sich auf den Weg.

Die beiden Frauen sitzen lange auf den Stühlen über den Klippen am Meer. Und als sie Erwin von weitem wieder erblicken können, klappen sie die Stühle zusammen, legen sie in den Kofferraum und fahren davon.


© René Oberholzer

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