Norbert Wittke

Flüchtlinge sind meistens nicht willkommen






Leider müssen immmer wieder auch noch in der heutigen Zeit ihr Heimatland verlassen und in anderen Ländern
um Asyl nachsuchen. Gerne gesehen sind sie fast nie.

Das errinnert mich immer wieder daran, dass meine Mutter mit meinem Bruder, der 5 Jahre älter ist als ich, ihrer
Mutter (unserer Oma) und mir unsere Heimat in Westpreußen und unseren Wohnort Marienwerder verlassen
musste.

Der zweite Weltkrieg lag in den letzten Zügen. Die Russen überrannten die Ostgebiete. Ich war zu dieser
Zeit, die Flucht erfolgte Ende Januar 1945, 11 Monate, mein Bruder 6 Jahre alt.
Per Pedes, LKW und per einem Minensuchboot, auf dem wir drei Tage verbrachten, ging es bis Swienemünde.
Zur Erschwernis meiner Mutter lag ich noch im Kinderwagen und wurde unterwegs krank.
Von Swienemünde gelangten wir per Bahn nach der kleinen Gemeinde Leegebruch im märkischen Brandenburg. Dort
kamen wir bei einer Schwester meiner Mutter unter, bis mein Vater, zurück aus Amerikanischer Gefangenschaft,
uns dort abholte. An einem Freitag, dem 13. Dezember 1946, gelang uns dan die Flucht in die Englische
Besatzungszone nach Rönne (Jetzt in Kiel eingemeindet)

Als wir dort hin kamen war ich 2 Jahre und 10 Monate alt. Ich habe natürlich keine großen Erinnerungen. Einzig
von Erzählungen meiner Eltern her, weiß ich noch einige Dinge, die uns so passiert sind.
Es gab als wir in Leegbruch waren kaum mal Fleisch. Meine Mutter musst dort beim Russen zwangsarbeiten
bei dem Abbau der Heinkel-Flugzeugwerke. Alles wurde zerlegt und kam in Kisten und sollte dann in Russland
wieder aufgebaut werden. Die Entlohnung erfolgte überwiegend in Kartoffeln

Von einem russischen Unteroffzizier bekam sie Zucker- und Kartoffelsäcke. Diese ribbelte sie auf zu einer Art
Zwirn  und strickt daraus Pullover, die der Russe dann an Landsleute verkaufte. Meine Mutter bekann dafür
ein paar Reichsmark zum Einkauf auf dem Schwarzen Markt.

Einen Tag gab es sogar mal Fleisch. Die Erwachsenen saßen zusammen, um das zu genießen. Ich bekam
zum Abnagen einen Knochen und klopfte mit ihm auf den Tisch und rief immer Wieder "Wau, Wau".
Ich wollte diesen Knochen dem Hund geben. Aber den Essern verging der Appetit, denn keiner wusste,
ob es Hund oder Katze war. Fleisch war nicht so einfach zu bekommen. So habe ich allen den Appetit verdorben.

Als mein Vater mich auf dem Weg nach Rönne in einem Kastenwagen der Engländer etwas hart anfasste, sagte
ich: " Den Papa will ick nich, den verkoofen wir auf dem Schwarzen Markt." Meinen Vater hat das nicht erfreut.
Später hat er es mir immer noch mal vorgehalten, so habe ich es in Erinnerung behalten. Ich hatte mir da auch
etwas das Berlinern angewöhnt.

Sehen wir den Flüchtlingen, die es ja nicht gerne machen, etwas freundlicher entgegen. In Rönne lebten wir dann
6 Jahre. Es war ein Dorf von rund 400 Einwohnern, aber man hätte dort manchen Krimi drehen können.
Ich werde noch darauf zurück kommen.

25.01.2014                           Norbert Wittke


 

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