Christian Scheffel

Airfighter: Exekutionsauftrag (Teil 1)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Vorwort:

Diese mehrteilige Story setzt die Ereignisse nach „In Zeiten der Veränderung“ fort: Die russische Regierung hat durch ihre Agenten herausgefunden, dass General Brunt und der CIA den amerikanischen Präsidenten liquidiert und anschließend auch das Airfighter-Team exekutiert haben. Um einen weltweiten Anschlag durch Brunt zu vereiteln, schickt die russische Regierung einen offiziell nicht existierenden Exekutionstrupp undercover in die USA, um als Terroranschläge getarnte, gezielte Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Zugleich haben President Brunt und der CIA einen solchen Exekutionsschlag vorausgesehen und wollen diesen nutzen, um den Regierungswechsel in die Öffentlichkeit zu tragen. Die kompromisslose Handlung zeigt gleichermaßen brutale Elemente wie auch die Suche nach einer Lösung sowie die Frage, wer eigentlich die Bedrohung darstellt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Exekutionsauftrag (Teil 1)




 

  • 1 –

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Ein schöner Naturstrich irgendwo in den Bergen:

Ein großes Bergmassiv, auf dessen Gipfel sich ein strahlend blau erscheinender See erstreckt und von dem ein riesiger Wasserfall in einem imponierenden Anblick in die Tiefe stürzt, wo sich ein reisender Gebirgsbach durch eine lange und tiefe Schlucht zieht; das Tosen der in die Tiefe stürzenden Wassermassen übertönt alles andere. Auf der anderen Seite des gewaltigen Wasserfalls, der einen bei seinem Anblick aus unmittelbarer Nähe winzig klein fühlen lässt, befindet sich versteckt eine in den Fels geschlagene Einrichtung: Eine große Halle mit Felswänden, in der Offiziere mit russischen Militäruniformen zwischen zahlreichen Raketenwerfern und anderen Hightech-Waffenvorrichtungen patrouillieren; am hinteren Ende der Halle führen links und rechts zwei große, schwarze Metalltreppen an der Felswand entlang nach oben, wo sich auf halber Höhe eine große Schaltzentrale umgeben von Panzerglasscheiben befindet. Im Innern steht ein hochdekorierter Offizier, der die Meldungen der anderen Offiziere von den einzelnen Stationen erhält. Auf verschiedenen Monitoren sind das Pentagon, das Weiße Haus, das Kennedy Space Center, die Freiheitsstatue von New York und weitere zentrale Einrichtungen oder Bauwerke der USA zu sehen; jedes Bild ist versehen mit einer Beschriftung in kyrillischen Buchstaben und einer Zeitangabe. Das gesamte Szenario suggeriert, dass hier wohl ein Anschlag von gewaltigem Ausmaß vorbereitet wird! In dieser Sekunde ertönt ein schrilles Alarmsignal, das sogleich sämtliche der Offiziere auffahren lässt. Hektisch dreht sich der dekorierte Offizier in die andere Richtung zu einem Monitor, auf dem eine Radarabtastung des Luftraumes angezeigt wird; gleichzeitig ruft er eine schnelle Folge von Befehlen.

 

Durch die Wolken hindurch stürzt sich aus großer Höhe ein schwarzer und offensichtlich dick gepanzerter Hyperschalljäger, der gerade auf Unterschallgeschwindigkeit verlangsamt, auf das Bergmassiv mit dem imponierenden Wasserfall hinab.

 

In der Schaltzentrale geben die Offiziere eilig Kommandos in ihre Stationen ein, und draußen fahren versteckte Abschussvorrichtungen aus dem Bergmassiv aus, die sogleich eine ganze Salve von Raketen in den blauen Himmel abfeuern.

 

Im Sturzflug befindlich, weicht der schwarze Jäger dreien der Raketen aus und schießt zeitgleich einige Abfang-Dummies ringförmig in alle Richtungen ab, in die die meisten der übrigen Raketen einschlagen und dabei donnernde Explosionsbälle am Himmel über dem Gebirge verursachen. Inmitten seines Sturzfluges zerfetzt der Jäger mit präzisen Automatikschüssen die restlichen auf ihn zu donnernden Raketen in weiteren Explosionsbällen und rast jetzt genau auf den großen Wasserfall zu – verfolgt von den drei zuvor vorbeigeschossenen Raketen, die zunehmend aufholen. Kurz bevor der Flugjäger in den Wasserfall eingeschlagen wäre, zieht er wieder steil nach oben, und aus dem aufgesprengten Cockpit springen zwei Piloten in schwarzen Anzügen ab in den freien Fall hinaus. Steil entlang dem Wasserfall zieht der Flugjäger wieder hoch, indem er von den drei Raketen verfolgt wird, die ebenfalls wieder scharf nach oben ziehen, während die weg gesprengte Cockpitscheibe einmal zwischen den Raketen hindurch wirbelt. Unten stürzen die beiden vollkommen schwarz gekleideten Piloten genau in den Wasserfall hinein – an ihnen wird das Sonnenlicht metallisch glänzend reflektiert –, während unweit über dem blauen See auf dem Berggipfel die drei Raketen in den unbemannten Flugjäger einschlagen und diesen in einem speienden Flammenball donnernd zerschmettern.

Auf der anderen Seite des Wasserfalls, der ihren freien Fall stark abgebremst hat, stürzen die beiden schwarzen Piloten auf den versteckten Eingang zu der großen Felsenhalle zu: doch gerade schließt sich ein dickes Metalltor vor dem Eingang in die Halle. Aus den metallenen Pilotenanzügen der beiden Piloten fahren Schubdüsenpakete aus, die sogleich zünden und damit den freien Fall auffangen; die sich anstelle von Händen an den Unterarmen der beiden Piloten befindlichen Datenleitungsanschlüsse werden automatisch eingefahren und durch zwei mechanische Greifhaken ersetzt, die präzise justiert werden. Kurz vor dem Aufprall gegen die Felswand links beziehungsweise rechts neben dem nun geschlossenen Metalltor haben die Schubdüsen den freien Fall der beiden schwarzen Piloten vollständig abgebremst, und unmittelbar bevor beide senkrecht nach unten in die Tiefe stürzen würden, fahren die Greifhaken an ihren Unterarmen aus und klammern sich zielsicher und mit großer Kraft in der Felswand fest: die beiden Piloten mit den undurchsichtigen, ebenfalls schwarzen Helmvisieren hängen jetzt links und rechts neben dem Metalltor in der Felswand hinter dem riesigen Wasserfall, dessen Rauschen hier alles übertönt.

 

In der Schaltzentrale nickt einer der Offiziere dem dekorierten Offizier bestätigend zu: auf dem Monitor vor dem Offizier ist ein Schema des geschlossenen Metalltors mit darunter befindlicher offenbarer Statusanzeige in kyrillischer Schrift zu sehen. Doch im selben Moment ertönt erneut das laute Alarmsignal. Der Blick des dekorierten Offiziers auf die Radarabtastung zeigt ein zweites Flugobjekt, das soeben überschallschnell in den Luftraum eingedrungen ist. Erneut ruft der Offizier seine Anweisungen.

 

Im Innern des Cockpits des durch die Luft donnernden Hyperschalljägers sitzen zwei weitere der schwarzen Piloten: anstelle von Händen besitzen sie ebenfalls zwei Datenleitungsanschlüsse, die direkt mit den Steuerkontrollen des Jägers verbunden sind.

 

Als im Berghang die Raketenabschussvorrichtungen wieder unter Energie gesetzt werden, feuern die beiden in der Felswand hängenden Piloten aus zwei Waffenfortsätzen, die gegen die mechanischen Greifhaken anstelle ihrer Hände automatisch ausgetauscht worden sind, präzise gezielte Energiestrahlen auf die Vorrichtungen ab, die deren Energieversorgung zerstören.

Gleichzeitig stürzt von oben aus dem blauen Himmel der herandonnernde Hyperschalljäger mit laut aufheulenden Triebwerken genau auf den Wasserfall herab.

 

In der Schaltzentrale brüllt der dekorierte Offizier, indem immer mehr Alarmsignale aufleuchten. Ein Blick in die Gesichter der Offiziere an den taktischen Stationen zeigt verzweifelte Resignation.

 

Draußen zündet der Hyperschalljäger seine Bremsdüsen, indem die beiden schwarzen Piloten sich augenscheinlich mit aller Kraft gegen den gewaltigen Trägheitsschub abstämmen, als der Jäger bereits in den tosenden Wasserfall stürzt.

 

Der dekorierte Offizier blickt von der erhöhten Schaltzentrale aus in Richtung des geschlossenen Metalltors am gegenüberliegenden Ende der in den Fels geschlagenen Halle, indem er seine Augen unwillkürlich weit aufreißt. Da wird das Metalltor von zwei Raketen hart erschüttert und schließlich vom einschlagenden Hyperschalljäger restlos zerschmettert. Im Innern der geheimen Einrichtung feuern die Wachposten ununterbrochen aus ihren Automatikwaffen, der herein stürzende Hyperschalljäger rutscht jedoch Funken schlagend unaufhaltsam immer weiter, indem die beiden schwarzen Piloten aus dem Cockpit katapultiert werden und auf den Metallboden aufschlagen, über den sie noch ein paar Meter weiter geschleift werden, wobei ihre Metallpanzer ebenfalls Funken schlagen. Indem die beiden draußen hängenden Piloten durch das zerfetzte Tor an ihren Kletterhaken hereingesprungen kommen, springen die anderen beiden Piloten wieder auf die Beine zurück und haben ebenfalls zwei Waffenfortsätze an ihren Unterarmen ausgefahren, mit denen sie das Feuer eröffnen. Gleichzeitig donnert der abgestürzte Jäger am hinteren Ende der Halle gegen die Felswand, wodurch die erhöhte Schaltzentrale mitsamt den beiden emporführenden Treppen unter donnerndem Getöse abstürzt. Inmitten des Absturzes zieht der dekorierte Offizier seine Waffe und eröffnet das Feuer auf die Eindringlinge, indem er den schiefen Metallboden der abstürzenden Schaltzentrale hinunterrutscht. Unten in der Halle liefern sich die vier schwarzen Piloten mit den russischen Offizieren ein brutales Schussgefecht, in dessen Verlauf sich die nicht identifizierbaren Eindringlinge einmal durch die gesamte Halle kämpfen, bis sie nach einer vollen Umrundung wieder am zerfetzten Tor nach draußen stehen, wo im Hintergrund die unvorstellbaren Wassermassen donnernd in die Tiefe stürzen. Der dekorierte Offizier feuert nach wie vor an der Spitze seiner Offiziere mit brutaler Präzision auf die vier Eindringlinge, die aber anscheinend über eine undurchdringliche Panzerung verfügen. Jetzt zünden die erneut ausgefahrenen Schubdüsenpakete auf den Rücken der Piloten und katapultieren diese zurück in den Wasserfall hinaus. Im Innern der Halle wird das Feuer nach und nach eingestellt. Der dekorierte Offizier blickt angespannt einmal quer durch die Halle, die jetzt ein Szenario der vollkommenen Verwüstung bietet. Als er erkennt, dass die Piloten im Verlaufe ihrer Umrundung der Halle an verschiedenen Positionen zusehends schneller blinkende Sprengsätze platziert haben, reißt der Mann erneut seine Augen auf und brüllt noch etwas, das laut an den Felswänden widerhallt, als schon die speienden Stichflammen einer donnernden Synchrondetonation die gesamte Halle fluten und jegliche Sicht versperren.

 

Draußen schießen die vier schwarzen Piloten im Schub ihrer Düsenpakete unter dem blauen Himmel davon, während aus dem riesigen Wasserfall einige Trümmer geschmettert werden und für einen kurzen Moment sogar die Stichflamme durch das verdampfende Wasser hindurch schlägt, bevor sie unter den ungeheuren Wassermassen erstickt wird.

  • 2 –

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Die Silhouette Moskaus in einer Ansicht mit dem Weißen Haus in ihrem Zentrum:

Um einen großen Konferenztisch herum, haben eine ganze Reihe russischer Politiker und Offiziere Platz genommen hat. Gerade wird einem grauhaarigen Mann in hoch dekorierter Uniform das Wort erteilt wird: „General Slatkin, bitte beginnen Sie Ihre Ausführungen.“

Der dekorierte General steht auf, indem sich die Blicke aller Anwesenden ihm zuwenden.

„Danke, Genosse Vorsitzender. Unser Geheimdienst ist leider zu der Erkenntnis gelangt, dass die USA eine zunehmende Bedrohung für uns darstellen. Seit der Bedrohung, die seinerzeit durch General Brunt ausging, der eine weltweite Militärdiktatur einrichten wollte, haben wir unsere Geheimagenten verstärkt in den USA zum Einsatz gebracht, damit wir über die innenpolitischen Entwicklungen und Entscheidungen auf dem Laufenden blieben. Zwar konnte General Brunt neutralisiert werden, jedoch wurde nie aufgeklärt, wer mit zu den Verschwörern gehörte. Immerhin hatte Brunt angekündigt, dass sich seine Leute weltweit in Bereitschaft hielten, um auf seinen Befehl hin die Diktatur anzutreten. Unseren Geheimdienstinformationen zufolge soll General Brunt allerdings noch am Leben sein und sogar in das Amt des Präsidenten aufgestiegen sein, nachdem er President Cavanaugh durch den CIA liquidieren lassen habe. Dies ist offiziell niemandem bekannt – noch nicht einmal dem amerikanischen Volk selbst! Der eigene Geheimdienst der US-amerikanischen Streitkräfte soll eine uneinnehmbare Kommandozentrale für Brunt als den neuen Präsidenten errichtet haben, die unter der Bezeichnung Sektion Alpha in den Geheimdienstunterlagen geführt wird. Und falls diese Information nicht fehlerhaft ist, soll sogar das Airfighter-Team inoffiziell auf Anweisung des Präsidenten selbst exekutiert worden sein. Hinzu kommt, dass das US-Militär über neu entwickelte Kampfflieger und Robotpiloten verfügt, die sowohl automatisch ihre Kampfflugzeuge steuern als auch wie Soldaten auf dem Boden kämpfen können. Aktuell ist einer unserer geheimen Überwachungsposten, dem eine hohe strategische Bedeutung zukam, durch einen kleinen Trupp aus solchen Robotpiloten restlos zerstört worden.“

Den anderen Anwesenden im Raum ist ihre offenkundige Bestürzung deutlich anzusehen.

General Slatkin fährt fort: „Unser Geheimdienst ersucht den Vorstand daher um die Erlaubnis, ein autonom operierendes geheimes Einsatzteam mit präzisem Exekutionsauftrag in die USA zu schleusen. Sie würden außerhalb der vertraglich geregelten Rahmenbedingungen operieren und könnten auf diese Weise durch präzise effektive Gegenmaßnahmen die nicht von der Hand zu weisende Bedrohung für uns neutralisieren, die offiziell gar nicht existiert. Der Trupp würde entsprechend ebenfalls offiziell nicht existieren.“

Noch während die übrigen Anwesenden sich beraten beziehungsweise leise zu diskutieren beginnen, stellt der Vorsitzende die Frage an Slatkin:

„Wem gedenkt der Geheimdienst das Kommando über diesen Exekutionstrupp zu geben?“

Slatkin: „Oberst Sergej Krilenko. Er ist unser bester Mann, um eine solche Operation zu befehligen.“

Der Blick in die Gesichter der Anwesenden zeigt, dass dem Oberst offenbar sein Ruf voraus eilt: die Gesichter zeigen eine Mischung aus Respekt und Schrecken.

Der Vorsitzende blickt General Slatkin fest in die Augen, dann nickt er knapp: „Tun Sie das, General Slatkin – offiziell jedoch weiß die russische Regierung nichts von Ihrem Exekutionstrupp.“

Slatkin erwidert das Nicken mit einer zufriedenen Miene: „Natürlich, Genosse Vorsitzender.“

 

  • 3 –

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Vier Monate zuvor:

Scheinbar verlassene Wildnis, die Sonne sticht vom blauen Himmel herab, und trockener Staub wird immer wieder von leichten Windböen aufgewirbelt: inmitten der Wildnis ein großer mit einigen Büschen bewachsener Hang. Hinter den Büschen haben sich einige bewaffnete Rebellen postiert und behalten das Tal genau im Auge. Von unten kommt jetzt ein weiterer Trupp der Rebellen hinter einem Felsvorsprung in die Sicht, der offensichtlich Gefangene mitbringt: ein paar Männer werden mit hinter den Köpfen gehaltenen Händen den Hang hinauf und in eine Höhle hineingeführt. Allerdings scheint eine weitere Person das Ganze unbemerkt hinter ein paar Zweigen zu beobachten und in diesem Moment aufzubrechen.

 

Die Gefangenen werden von den Rebellen in die Mitte des Höhleninneren geführt, wo sie jetzt durch brutale Schläge mit den Gewehren von hinten gegen ihre Beine auf die Knie gezwungen werden. Von weiter hinten aus dem Dunkel der Höhle tritt der offenkundige Anführer der Rebellen auf die knienden Gefangenen zu, von denen jeder einen Gewehrlauf im Nacken sitzen hat. Im Hintergrund stehen einige Fässer an der Felswand, die laut Aufschrift explosive Munition enthalten.

 

Draußen werden zwei der Wache haltenden Rebellen von hinten mit zwei gezielten Messerstichen ins Genick augenblicklich außer Gefecht gesetzt.

 

Der Anführer der Rebellen bleibt vor den Knienden stehen:

„Wer schickt euch? Für welche korrupte Regierung arbeitet ihr?“

 

Einem weiteren Wachposten draußen nähern sich von hinten zwei Hände, die innerhalb von Sekundenbruchteilen den Kopf des Rebellen erfassen und diesen ruckartig nach links drehen, bevor der Mann hätte schreien können: einzig das brutale Brechen seines Genicks ist zu hören gewesen.

 

Der Rebellenanführer steht jetzt genau vor dem an erster Stelle knienden Gefangenen: „Eure Regierung hält uns für Aufständische, für Terroristen. Aber Ihr metzelt genauso – nur eben im Auftrage eurer Regierung!“

 

Der unbemerkte Angreifer nähert sich draußen dem Höhleneingang, indem er zwei weitere der Wache haltenden Rebellen lautlos ausschaltet.

 

Der Rebellenanführer lässt den vor ihm Knienden wieder auf die Beine stellen und zieht demonstrativ ein langes Messer: „Wer schickt euch?“

Der Gefangene blickt dem Anführer festen Blickes in die Augen, ohne eine Miene zu verziehen.

 

Dem Wachposten, der draußen links neben dem Höhleneingang patrouilliert, fliegt plötzlich aus dem toten Winkel heraus ein spitzer, faustgroßer Stein gegen die linke Schläfe: indem eine Blutfontäne durch die Sicht spritzt, stürzt der Wachposten reglos nach hinten ins Gebüsch, noch ehe er hätte reagieren können.

 

Der Gefangene wird von zwei der bewaffneten Rebellen fest gehalten.

Der Rebellenanführer hält sein langes Messer genau auf Augenhöhe:

„Ich werde dir die Frage genau zehnmal stellen – und für jede nicht gegebene Antwort schneide ich dir einen Finger ab.“

Die den Gefangenen festhaltenden Bewaffneten halten seine rechte Hand in Richtung des Rebellenanführers, der sein Messer auf die Hand zu bewegt: „Also, wer schickt euch?“

 

Der draußen noch verbliebene Wachposten rechts neben dem Höhleneingang blickt sofort mit ausgerichteter Waffe nach rechts, als dort ein Stein gegen die Felswand geflogen ist. Sogleich trifft ihn ein brutaler, mit einem kompletten Unterarm ausgeführter Schlag von hinten gegen den Kopf, der den Wachposten mit dem Gesicht voran mit voller Wucht gegen die Felswand schlagen lässt: Ein dumpfes Geräusch von etwas Brechendem und Zerplatzendem zugleich ist zu hören gewesen, dann schleift der regungslose Wachposten mit dem Gesicht an der Felswand entlang nach unten, wobei jetzt eine breite, schmierige Blutspur sichtbar wird, die sich dort am Felsen nach unten zieht, wo das Gesicht des Wachpostens entlang geschleift ist; am oberen Ende der Spur, wo der Kopf gegen die Wand geschlagen ist, gehen Blutspritzer wie in mehreren Kreisbögen nach allen Richtungen auseinander.

Die Augen des unbekannten Angreifers zeigen eine Respekt einflößende Mischung aus emotionsloser Kälte und loyalem Pflichtbewusstsein.

 

Der Rebellenanführer will gerade mit seinem Messer an der festgehaltenen Hand des Gefangenen ansetzen: „Also, dann – ein Finger weniger!“

In dieser Sekunde tönt eine unbekannte Stimme in die Höhle hinein:

„Ich bin der Anführer des Trupps.“

Das Imposante ist, dass die Stimme keinesfalls laut gewesen ist, aber trotzdem sogleich die Aufmerksamkeit aller auf sich gerichtet hat; zugleich hat sie sehr souverän und bestimmend geklungen.

Der Blick in Richtung des Höhleneinganges zeigt einen großen Mann mit kurzem dunklem, stellenweise angegrautem Haar und versteinertem, etwas vernarbtem Gesicht.

Der Rebellenanführer lässt von dem unversehrten Gefangenen ab, und die Bewaffneten zwingen ihn auf die Knie zurück.

Der Rebellenanführer tritt einen Schritt in Richtung des Eindringlings:

„Ich glaubte eigentlich, Wachposten aufgestellt zu haben.“

Der andere bleibt stehen, indem sich seine Miene kein bisschen verändert:

„Die sind eliminiert.“

Sein Tonfall hat beängstigend ruhig, beinahe beiläufig geklungen.

Der Rebellenanführer zischt: „Ist dem so? Nun, dann möchte ich mich Ihnen gegenüber erkenntlich zeigen – mit einer vergleichbar großzügigen Geste.“

Im Hintergrund richten die Bewaffneten ihre Läufe jetzt genau auf die Hinterköpfe der knienden Gefangenen.

Der Eindringling bleibt weiterhin beängstigend ruhig, indem er seine Hände hebt:

„Ich bin der Anführer dieses Trupps, und ich stehe für meine Männer gerade. Ich versichere Ihnen, dass ich unbewaffnet bin, bis auf dies.“

Er legt ein etwas mit Blut verschmiertes Messer auf den Felsboden.

Der Rebellenanführer verzieht seine Lippen ein wenig:

„Na gut, dann übernehmen Sie die Verantwortung.“

Auf Geheiß hin treten zwei der Bewaffneten heran und drehen dem Eindringling brutal die Arme auf den Rücken; einer von ihnen hat ebenfalls das Messer aufgehoben. Sie schleppen den Mann zu dem Anführer, der erneut sein Messer hoch hält:

„Wie viele meiner Männer haben Sie getötet? Haben Sie genügend Finger, oder soll ich zuerst mit Ihren Ohren anfangen?“

Der Anführer hebt sein Messer genau in die Sicht des festgehaltenen Eindringlings, der nach wie vor nicht die geringste Miene verzieht.

Der Anführer zischt wütend direkt an der Schneide seines Messers vorbei, in der sich das Tageslicht vom Höhleneingang widerspiegelt:

„Vielleicht fange ich besser erst mal mit Ihren Augen an.“

Als der Festgehaltene immer noch keine Regung zeigt, tritt der Anführer wieder ein kleines Stück zurück: „Nein, ich glaube, wir müssen das doch anders machen, damit es Sie genau so trifft wie mich.“

Der Rebellenanführer winkt knapp nach hinten zu den anderen Bewaffneten, und noch ehe einer der Gefangenen reagieren kann, wird der gesamte kniende Trupp durch gezielte Genickschüsse exekutiert: zahlreiche Blutspritzer sind in der Luft zu sehen gewesen und befinden sich jetzt an der Höhlenwand. Erstmals zeigt der Blick des ebenfalls knienden Truppenanführers eine Regung: auf ein Zucken hin verfinstert sich der Blick jetzt unheilvoll.

Der Rebellenanführer dreht sich, befriedigt und diabolisch grinsend, zu dem Knienden zurück: „Und jetzt schneide ich Ihnen sämtliche Körperteile nacheinander ab.“

Er hebt sein scharfes Messer erneut genau in die Sicht. Der Blick genau in die Augen des Knienden zeigt, dass diese jetzt gebannt zusammengekniffen werden.

Einer der beiden Bewaffneten, die den Knienden festhalten, hat dessen Messer an sich genommen, und unbemerkt läuft aus dem im Gürtel steckenden Messer eine benzinartige Flüssigkeit aus, die schon das komplette rechte Hosenbein des Mannes getränkt hat. Und jetzt auf einmal verursacht eine automatische Zündvorrichtung im Messer einen kleinen Funken: keine zwei Sekunden später steht der Bewaffnete mit seinem rechten Bein lichterloh in Flammen. Indem der Mann laut aufschreit, zündet zusätzlich im Messer noch ein kleiner Sprengsatz, als sich der Kniende reaktionsschnell, die Ablenkung durch das Geschrei ausnutzend, ganz zu Boden geworfen hat. Indem das Messer am brennenden Bein des Bewaffneten explodiert, wird dieser als brennendes Inferno mit brutaler Wucht gegen die hintere Höhlenwand geschmettert, wo die Fässer mit der explosiven Munition stehen: Sofort gehen sämtliche der Fässer wie in einer kleinen, schnellen Kettenreaktion unmittelbar nacheinander hoch, und eine gewaltige Schockwelle, begleitet von einem speienden Flammeninferno, donnert durch die gesamte Höhle. Zwar hatten die Bewaffneten hinter den gerade exekutierten Männern noch ihre Waffen ausgerichtet, doch sind sie dann dem brennenden Mann aus dem Weg gesprungen, der genau zwischen ihnen hindurch in die Fässer geschmettert worden ist. Da die Männer sehr nahe an den Fässern gestanden haben, werden sie von den Flammen voll erfasst, so dass inmitten des Flammenmeeres und der Schockwelle nur noch schemenhaft in alle Richtungen auseinander fliegende, nicht mehr genauer erkennbare Fetzen zu sehen sind.

Der Anführer des exekutierten Trupps steht wieder vom Höhlenboden auf, als die Druckwelle und die Stichflamme über ihn hinweg gerast sind. Ohne sichtbare Regung tritt er zu dem unweit von ihm auf dem Felsboden liegenden Rebellenanführer, der immer noch sein Messer in der Hand hält: allerdings hat die Explosion die Haare des Mannes vollständig weg gebrannt und die linke Gesichtshälfte verkohlt. Mit flackerndem Blick und rot unterlaufenen Augäpfeln blickt der Mann, Blut hustend, zu dem Anführer des Trupps auf. Ohne ein Wort zu sagen oder eine Regung in seiner Mimik zu zeigen, stemmt der Mann den Rebellenanführer auf, wobei diesem eine ganze Ladung Blut und Schleim aus dem Mund quillt. Der Anführer des Trupps neigt seinen Kopf etwas zur Seite, indem er dem Rebellenanführer genau in die Augen sieht:

„Sie hätten meine Männer nicht exekutieren dürfen.“

Nach wie vor ist seine Stimme beängstigend ruhig und ohne jegliche Emotion. Mit einem fast belehrenden Blick sieht er dem Rebellenanführer unentwegt genau in dessen Augen. Mit einem schnellen Griff entreißt der Mann dem Rebellenanführer das Messer drehend aus dessen kraftloser Hand, woraufhin im nächsten Moment drei blutige Finger auf den Höhlenboden fallen und ununterbrochene Blutsalven hinterherschießen.

Der Rebellenanführer gibt einen unverständlichen Laut von sich, indem ihm weiteres Blut – mittlerweile schon dunkelrot bis schwarz – aus dem Mund quillt.

Der Anführer des Trupps fixiert den Mann immer noch mit seinem Blick:

„Meine Aufträge enden immer auf die gleiche Weise: mit einer Exekution.“

Der Rebellenanführer reißt seine blutunterlaufenen Augen abrupt weiter auf, indem darin ein paar Blutgefäße platzen und seine Augäpfel stellenweise rot anlaufen lassen. Gleichzeitig hat der Anführer des Trupps dem Mann dessen eigenes langes Messer frontal in den Hals gerammt. Indem der Rebellenanführer nur einen gurgelnden, erstickenden Laut von sich gibt, zittern seine Hände weiter unten unkontrolliert: die rechte Hand mit nur noch zwei vollständigen Fingern und drei blutüberströmten Stümpfen. Der Mann fasst den Rebellenanführer brutal am Kopf und reißt das Messer, weiter zur Seite schneidend, den Hals entlang: unzählige Blutspritzer regnen gegen die Felswand. Anschließend ist zweimal zu hören, wie etwas dumpf zu Boden fällt. Die Miene des Truppenanführers, der hier als einziger jetzt noch am Leben ist, zeigt nach wie vor keinerlei emotionale Regung, wobei sein Blick aber sehr klar wirkt: dies jedoch schüchtert nun vollends ein.

 

  • 4 –

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Wieder in Moskau: Eine heruntergekommene Halle auf einem anscheinend verlassenen Fabrikgelände.

Im halbdunklen Innern der Halle tritt General Slatkin gerade auf denselben Mann zu, der vor vier Monaten die gesamte Rebelleneinheit exekutiert hat.

Slatkin lächelt erfreut: „Oberst Krilenko, ich freue mich sehr, dass wir ein weiteres Mal zusammenarbeiten können.“

Krilenkos Miene bleibt auch diesmal wie versteinert, aber sein Blick und Tonfall lassen eine Zustimmung erahnen: „Die Regierung weiß, dass ich nur eine Sorte von Auftrag ausführe?!“

Slatkin, weiterhin lächelnd: „Das tut sie. Sie und der Trupp, den Sie kommandieren werden, haben grünes Licht durch die Regierung bekommen.“

Krilenkos Blick ist mäßig zur Schau getragene Überraschung anzusehen.

Slatkin: „Allerdings wird sie zugleich auch jegliche Kenntnis über Ihren Auftrag leugnen, falls Sie gefasst werden sollten.“

Krilenko: „Sollten wir gefasst werden, sind wir sowieso auf uns allein gestellt.“

Slatkin: „Aber Fakt ist, dass die USA in Anbetracht der jüngsten Ereignisse zunehmend den Charakter einer potentiellen Bedrohung für uns bekommen. Daher ist es erforderlich, dass Sie diesen präventiven Exekutionsauftrag ausführen.“

Krilenko: „Verstanden, wir führen den Auftrag so aus.“

Slatkin lächelt noch breiter: „Ich weiß Ihre Effizienz sehr zu schätzen, Oberst Krilenko.“

Die beiden Männer gehen in zwei verschiedene Richtungen auseinander.

 

  • 5 –

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Hoch oben vor dem Hintergrund des blauen Himmels schwebt die gewaltige Sektion Alpha in imponierender Größe frei in der Luft. Die den zentralen Rumpf der Sektion umgebenden großen Sonnensegel sind größtenteils schon wieder erneuert worden.

Im Innern herrscht in den verschiedenen Abteilungen mit den zahlreichen Büros geschäftiges Treiben: der zwischen den einzelnen Abteilungen mittig hindurchführende Gang geht an seinem Ende in eine große Treppe über. Das Panoramafenster am oberen Ende der Treppe ist jedoch abgesperrt und wird anscheinend zur Zeit ebenfalls erneuert. Am oberen Ende der Treppe befindet sich ein Raum, in dessen Mitte einige Offiziere an einem großen Konferenztisch Platz genommen haben: die gläserne Kuppel, die den Konferenzraum überdeckt, bietet ein herrliches Panorama in den dahinter befindlichen strahlend blauen Himmel. In diesem Augenblick öffnet sich die zweite Tür am gegenüberliegenden Ende des Konferenzraumes automatisch, indem die beiden Metallschotten mit einem beinahe lautlosen Zischen auseinander fahren: aus der geöffneten Tür tritt President Brunt in hochdekorierter Uniform und mit blank geputzten Stiefeln auf den Konferenztisch zu, während sich die Blicke aller hier Sitzenden ihm zu wenden; begleitet wird Brunt von Colonel Stevens, der unmittelbar neben ihm aus der Tür getreten ist.

Brunt nimmt am oberen Ende des Konferenztisches Platz:

„Willkommen in Sektion Alpha, meine Damen und Herren.“

„Mister President.“

Stevens bleibt unweit hinter Brunt mit regloser Miene stehen.

Brunt: „Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass die interne Etablierung unseres neuen Regierungsapparates fast abgeschlossen ist, so dass dieser in Kürze seine politische Funktion im Sinne unseres Landes übernehmen kann.“

Einer der Offiziere am Tisch meldet sich zu Wort: „Mister President, Sir?“

Brunt: „Ja, bitte?“

„Danke, Sir. Wenn Sie mir die Frage gestatten, wann werden wir die Öffentlichkeit über den Präsidentenwechsel in Kenntnis setzen? Als verantwortlicher Offizier unserer Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit weise ich nur ungern darauf hin, dass dies ein sehr heikles Unterfangen darstellen wird, Sir. Und jeder weitere Tag, den unser Volk noch in Unkenntnis bleibt, wird ein weiterer Tag sein, den wir den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes sehr gut erklären müssen!“

Brunt: „Ich danke Ihnen, dass Sie diesen Punkt ansprechen, Sergeant.“

Die anderen Offiziere scheinen mit einem Mal noch aufmerksamer in Brunts Richtung zu blicken.

Brunt: „In der Tat wird der Schritt in die Öffentlichkeit unser Volk in seinen Grundfesten erschüttern. Jedoch sagen Taten bekanntlich mehr als Worte. Und so hat unser Geheimdienst dafür gesorgt, dass vereinzelte Geheiminformationen über unser internes Operieren zu den Spionen anderer Regierungen durchsickern konnten – stets natürlich immer nur etwas von dem, was bereits geschehen war. Unser Beraterstab für internationale Sicherheit unter Colonel Stevens hier geht davon aus, dass wir so auf ganz natürliche Weise mit einem Präventivschlag durch eine andere Regierung zu rechnen haben.“

Der Blick in die Gesichter der Offiziere am Konferenztisch zeigt böse Überraschung bis hin zu Entsetzen.

„Sir, verzeihen Sie, aber wollen Sie damit sagen, dass uns ein Anschlag durch eine der anderen Regierungen bevorsteht?“

Brunt wendet seinen Blick Colonel Stevens zu, der jetzt das Wort ergreift.

Stevens: „Offiziell kann sich Derartiges keine Regierung erlauben. Jedoch gehen wir mit größter Wahrscheinlichkeit davon aus, dass eine der Regierungen einen inoffiziellen Weg beschreiten wird, um einen Präventivschlag gegen uns auszuführen.“

„Sir, von was für einer Art Präventivschlag gegen uns gehen Sie aus?“

Stevens: „Sehr wahrscheinlich wird wohl ein als Terrorakt erscheinender Exekutionsschlag erfolgen.“

Den Offizieren am Konferenztisch stockt der Atem.

Stevens: „Gerade erst hat unser Einsatzteam Alpha in den Rockies eine geheime Anlage des russischen Militärs terminiert, in der, unseren Geheimdienstinformationen zufolge, ein oder mehrere vermeintliche Terroranschläge gegen die USA geplant worden waren.“

President Brunt fährt fort: „Damit hat uns die russische Regierung grünes Licht gegeben, unsererseits einen Präventivschlag gegen Moskau durchzuführen – natürlich ebenfalls inoffiziell.“

Stevens ergänzt:

„Diesen Job erledigt auch Einsatzteam Alpha. Sie sind bereits auf dem Weg nach Moskau.“

Brunt: „Unser Plan ist, nach einem vereitelten Terroranschlag – durch in diesem Falle wohl die russische Regierung – an die Öffentlichkeit zu treten: Mit der Gewissheit, dass unsere neu etablierte Regierung einen solchen Anschlag gegen unser Land abwehren konnte, wird das amerikanische Volk sie akzeptieren und den Regierungswechsel im Rückblick als dringend erforderlich gewesen einsehen.“

Brunt blickt einmal durch die Gesichter aller am Konferenztisch sitzenden Offiziere:

„Und dann haben wir den politischen Zustand unserer Regierung erreicht, den wir uns für unser Land wünschen.“

Im Hintergrund ist durch das große Panoramaglasdach nach wie vor der strahlend blaue Himmel zu sehen.

 

Kurze Zeit später betreten President Brunt, Colonel Stevens und ein weiterer uniformierter Offizier einen anderen Raum hinter einem der zahlreichen Fenster am oberen Ende des zentralen Turms von Sektion Alpha: offensichtlich handelt es sich um das Büro des Präsidenten. Vor dem großen Panzerglasfenster, hinter dem sich ein Panoramablick auf den blauen Himmel in großer Höhe bietet, steht ein großer Schreibtisch: während Brunt hinter dem Schreibtisch Platz nimmt, setzen sich Stevens und der Offizier ihm gegenüber vor den Schreibtisch.

Brunt nickt Stevens zu: „Erstatten Sie Raport, Colonel.“

Stevens erwidert das Nicken: „Danke, Mister President.“

Stevens wendet sich jetzt auch deutlich dem Offizier neben ihm zu: „Team Alpha ist mit einem unserer Hyper-Jets nach Europa geflogen worden.“

Indem Stevens erzählt, sieht President Brunt das Beschriebene bildlich vor seinem geistigen Auge ablaufen:

Eines der schwarzen, in der Regel von den Robotpiloten des CIA besetzten Kampfflugzeuge schießt überschallschnell seinem ungewissen Ziel entgegen.

Stevens: „Aus Sicherheits- und strategischen Gründen – gerade auch, was die innenpolitischen Entwicklungen in Europa betrifft, ...“

Bei diesen Worten antwortet der Offizier neben Stevens diesem mit einem verstehenden Nicken: der Mann hat schwarzes, kurz geschnittenes Haar, und sein Körperbau wirkt kräftig.

Stevens: „... beinhaltete unser Plan einen Wechsel des Transportmittels für Team Alpha, sobald es sich in Deutschland befinden sollte.“

Brunt hebt aufmerksam seinen Blick.

Stevens: „Als Transition Point hatten wir den Flughafen Frankfurt bestimmt.“

Brunt stellt sich das große Flughafengebäude unter strahlendem Sommerhimmel vor sowie zahlreiche Fluggäste, die das Gebäude verlassen oder betreten. Im Verlaufe eines eingebildeten Zeitraffers stellt er sich jetzt den Flughafen bei Nacht vor, wo mit einem Mal deutlich weniger Passagierverkehr herrscht. Vom Nachthimmel kommt jetzt eine große Passagiermaschine in die Sicht, die vor dem Hintergrund des Sternhimmels zum Landeflug ansetzt.

Stevens: „Im Radarschatten eines Passagierflugzeuges, das in Frankfurt nach Plan landete, hat unser Hyper-Jet Team Alpha am Flughafen Frankfurt abgesetzt.“

Während die große Passagiermaschine zur Landung auf dem Start- und Landefeld des Flughafens ansetzt, taucht plötzlich unweit hinter ihr der schwarze Kampfflieger aus der Dunkelheit der Nacht auf – ein gespenstischer Anblick, wie sich Brunt gerade vorstellt! Ebenfalls schnell an Höhe verlierend, zieht der schwarze Jäger neben der Passagiermaschine nach unten, bis er am Rande des Rollfeldes beinahe auf dem Boden aufsetzt. Während im Hintergrund die Passagiermaschine unter donnerndem Getöse landet, zieht der schwarze Jäger wieder nach oben, indem vier der schwarzen Robotpiloten von Bord springen und noch etliche Meter über den Teer geschleift werden, wobei sprühende Funken fliegen. Während im Hintergrund der schwarze Jäger im Tiefflug auf einen dunklen Wald außerhalb des Rollfeldes zu donnert, rollen sich die Robotpiloten ab und springen in den Stand zurück. Ohne zu zögern rennen sie los, während der helle Lichtkegel eines routinemäßig über das gesamte Rollfeld schwenkenden starken Scheinwerfers langsam in diese Richtung zurück wandert. Im Hintergrund rollt die gelandete Passagiermaschine allmählich aus. Vor dem herannahenden Lichtkegel über das Rollfeld rennend, laufen die vier Robotpiloten geradewegs auf den das Rollfeld komplett umgebenden, mehrere Meter hohen Zaun zu: Als die Rennenden gerade vom Lichtkegel eingeholt worden wären oder innerhalb der nächsten Sekunde genau in den Zaun gelaufen wären, zünden kleine Raketenschubdüsen, die aus ihrer metallenen Panzerung ausgefahren sind, und befördern die Vier in vollem Laufe in einem riesigen Bogen über den Zaun hinweg auf die andere Seite. Nachdem sich die Vier in der Luft einmal überschlagen haben, rollen sie sich nach dem Aufprall mit voller Geschwindigkeit einmal ab, springen sofort zurück in den Stand und rennen in einem fort weiter über eine weitreichende Rasenfläche, an deren entferntem Ende die nächtlichen Umrisse eines Waldes zu erahnen sind.

Stevens: „Unser Hyper-Jet ist anschließend unbemerkt von der Flugkontrolle zurückgeflogen.“

Im Tiefflug rast der schwarze Kampfflieger über die Rasenfläche hinweg und donnert geradewegs in einen Wald hinein: mit präzisen und haarsträubenden Manövern zwischen den Bäumen hindurch, in deren Verlauf sich der kleine, wendige Flieger jetzt „auf den Kopf“ stellt, schießt er zwischen den Bäumen hindurch, wobei immer wieder vereinzelte Äste von den Bäumen abgerissen werden und durch die Luft wirbeln. Schließlich dreht ich der Flieger wieder herum und schießt zwischen einigen letzten Bäumen hindurch aus dem Wald hinaus. Als vom großen Start- und Landefeld des Flughafens gerade eine weitere Passagiermaschine startet, schießt aus der Dunkelheit der schwarze Jäger dicht hinter die Maschine und geht auf Parallelkurs in den Steigflug über.

Auf der Radarabtastung im Flugkontrollturm erscheinen beide Maschinen als lediglich ein Abtastungsecho.

Bei dieser Vorstellung lehnt sich Brunt zufrieden in seinem Schreibtischstuhl zurück.

Stevens: „Unter exakter Einhaltung unseres Zeitplanes ist Team Alpha zum nächst vorgesehenen Transportmittel übergewechselt.“

Die vier schwarzen Robotpiloten rennen durch den dunklen Wald, wobei sie in vollem Laufe unter Einsatz ihrer Schubdüsen wiederholt über Baumstämme oder Büsche einfach hinweg springen. Schließlich gelangen sie aus dem Wald heraus und rennen auf einen größeren Wall hinauf. Als der erste der Robotpiloten das obere Ende erreicht hat und hier parallel zum Wall weiter rennt, spiegelt sich in seinem dunklen Helmvisier wider, dass auf der anderen Seite des Walls gerade ein langer Güterzug über die Schienen fährt. In vollem Laufe über den Bahnwall zünden die Düsenpakete erneut, um die Robotpiloten noch mehr zu beschleunigen. Als unmittelbar vor den Vieren der Wald abrupt endet, weil dort ein Tunnel beginnt, springen die Vier im starken Düsenschub vom Wall hinab auf den Güterzug, der bereits zur Hälfe im düsteren Tunnel verschwunden ist – nur eine Sekunde später abgesprungen, und die vier Robotpiloten wären mit voller Geschwindigkeit gegen die Tunnelmauer geschmettert! Inmitten des Sprunges werden die Hände der Piloten gegen die bekannten mechanischen Greifhaken ausgetauscht, als schon alle Vier zusammen mit dem Zug im Tunnel verschwunden sind. In der absoluten Dunkelheit des Tunnels sind nur das donnernde Fahrgeräusch des Güterzuges zu hören sowie einige Funken zu sehen, die von mit ungeheurer Geschwindigkeit aneinander reibendem Metall stammen: Inmitten der die Finsternis immer wieder kurz erhellenden Funken sind schemenhaft die schwarz glänzenden Robotpiloten zu sehen, die inmitten halsbrecherischer Manöver in voller Fahrt das Dach des Güterzuges erklommen zu haben scheinen. Als der Güterzug nur wenige Sekunden später auf der anderen Seite aus dem Tunnel heraus donnert, kauern alle vier Robotpiloten flach auf dem Dach des Zuges und werden von ihren mechanischen Greifhaken festgehalten.

Brunt bemerkt, dass er im Verlaufe seiner lebhaften Vorstellung ins Schwitzen gekommen ist.

Stevens schließt seinen Raport ab:

„Ist Team Alpha planmäßig in Moskau eingetroffen, so startet Phase III unserer Operation.“

Mit dem Einverständnis signalisierenden Nicken President Brunts gibt Stevens eine Reihe von Anweisungen mit dem Keyboard in das in den großen Tisch integrierte Notebook ein und dreht den Flatscreen jetzt so, dass alle drei darauf blicken können: zu sehen ist das Gesicht General Slatkins.

Stevens: „General Slatkin.“

Der dritte Offizier ergänzt: „Ein hochrangiger russischer Militär.“

Stevens: „Er ist das strategische Ziel unserer Operation. Aus zuverlässiger Quelle liegen unserem Geheimdienst Informationen darüber vor, dass General Slatkin ein offiziell nicht existierendes Exekutionskommando zum Präventivschlag gegen unsere Regierung ausgesandt hat.“

Der dritte Offizier räumt ein: „Aber wenn die Informationen also zuverlässig sind, ...“

Colonel Stevens nickt zur Bestätigung.

Der Offizier fährt fort: „… dann müssen wir zugleich auch mit dem Anschlag auf unser Land rechnen und uns davor schützen!“

President Brunt: „Ganz recht, Major Jenkins. Sie werden diesbezüglich direkt mit Colonel Stevens zusammenarbeiten, um dem Exekutionsschlag zuvorzukommen.“

Der Major nickt: „Aye, Mister President.“

President Brunt blickt fragend zu Colonel Stevens: „War es das soweit, Colonel?“

Stevens: „Ja, Sir. Das ist der aktuelle Stand.“

Brunt: „Dann machen Sie weiter, meine Herren.“

Die beiden Offiziere stehen auf und verlassen das Büro des Präsidenten, indem Brunt, hinter seinem großen Schreibtisch sitzend, zurückbleibt.

 

  • 6 –

  •  

Der Mittelgang eines Passagierflugzeuges: überall sitzen die Fluggäste auf ihren Plätzen und warten geduldig das Ende des Fluges ab. Auf einem der Plätze am Ende des Ganges sitzt Oberst Krilenko: sein Blick ist wachsam und eiskalt zugleich.

In seiner Erinnerung geht er noch einmal seinen Auftrag durch:

Im Innern der bereits bekannten heruntergekommenen Halle auf dem verlassenen Fabrikgelände irgendwo in Moskau steht Krilenko einem Fünf-Mann-Trupp aus Uniformierten gegenüber – auch er selbst trägt noch seine dekorierte Uniform des russischen Militärs.

Krilenko weist seine Männer ein: „Dem russischen Geheimdienst ist bekannt, dass President Cavanaugh durch die eigene Regierung liquidiert worden und durch General Brunt als neuen Präsidenten – bisher noch inoffiziell – ersetzt worden ist. Brunts Kommandozentrale soll nicht mehr das Weiße Haus in Washington D.C. sein, sondern etwas, das unter der Bezeichnung Sektion Alpha in den Geheimdienstunterlagen geführt wird. Hier liegt bisher noch eine Lücke in unseren Geheimdienstinformationen vor, aber Sektion Alpha soll sich wohl auf keinen Fall in Washington befinden. Der russische Geheimdienst geht davon aus, dass der neue Präsident bestmöglich abgeschirmt wird und sich daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in der Nähe eines effektiven Waffenpostens befinden wird – einem wie der Airfighter-Basis.“

Die fünf Männer aus Krilenkos Exekutionstrupp blicken entschlossen auf.

Krilenko sieht einem nach dem anderen fest in die Augen:

Ziel unseres Exekutionsschlages wird also Green-Stone-Town sein.“

 

Einige Zeit später steigen Oberst Krilenko und sein Exekutionstrupp in unauffälligem Abstand zueinander aus der gelandeten Passagiermaschine aus und gehen über den großen Green-Stone-Airport.

Im Verlaufe der nächsten Stunden deponieren Krilenkos Männer unauffällig jeweils einen kleinen vermeintlich leeren Verpackungskarton im Mülleimer auf der Flughafentoilette beziehungsweise im Mülleimer des zentralen Busbahnhofes der City beziehungsweise in einem Mülleimer im großen Parkhaus des mehrstöckigen Einkaufszentrums in G.S.T.-City deponieren.

 

Im Lichte der Nachmittagssonne schwebt Police-Airbase_002 hoch über G.S.T.

In der Einsatzzentrale sind gerade die Luftaufnahmen des routinemäßigen Scans der verschiedenen Bereiche von Green-Stone-Town zu sehen, als auf den Koordinaten des zentralen Busbahnhofes, des City-Einkaufszentrums und des Green-Stone-Airports zeitgleich drei Explosionen verzeichnet werden. Sogleich ertönt in der Einsatzzentrale von 002 der rote Alarm, und Captain Towers kommt aus seinem Büro gestürmt: „Bericht!“

Der Offizier an der Überwachungsstation dreht sich um:

„Unsere Sicherheitsabtastung hat soeben drei Explosionen in G.S.T. registriert, die sich synchron ereignet haben: am Airport, im Einkaufszentrum und am zentralen Busbahnhof, Sir!“

Captain Towers: „Geben Sie sofort Terroralarm für die gesamte City! Setzen Sie das Policedepartment in Kenntnis und öffnen Sie einen Kanal zur Airfighter-Basis, Lieutenant!“

„Aye, Captain.“

 

Das große Gebäude des Green-Stone-Town Main Policedepartments.

Im Innern erteilt Captain John Carter eilend die Befehle:

„Wir brauchen drei Einsatzstaffeln: am zentralen Busbahnhof, im Einkaufszentrum der City und am Airport. Darüber hinaus brauchen wir die dreifache Menge an Einsatzstreifen – für den Fall, dass noch weitere Sprengsätze hochgehen! Und das Ganze sofort!“

Draußen verlassen etliche Streifenwagen mit quietschenden Reifen den großen Parkplatz vor dem Polizeigebäude, so dass nur noch ein kleiner Anteil an Officers im Innern zurückbleibt.

 

Die Außenansicht des Rathauses in Green-Stone-Town-City.

In seinem Büro spricht Bürgermeister Dirk Grey gerade mit Captain Carter, dessen Gesicht auf dem Display des Bildtelefons zu sehen ist.

Grey: „Verstanden, Captain Carter – wir sollten eine Evakuierung der City in Betracht ziehen!“

Carter: „Aber die ganze City zu evakuieren, ist eine gewaltige Aktion – es könnte zu einer Massenpanik kommen!“

Grey: „Welche anderen Optionen haben wir?“

Carter: „Wir koordinieren unser Vorgehen mit 002.“

Grey: „Dann begebe ich mich zu Ihnen, Captain Carter. Im Policedepartment können wir dann unser endgültiges Vorgehen beschließen.“

Carter: „Sie wollen jetzt durch die City fahren, Bürgermeister?“

Grey: „Ich halte dies für das beste Vorgehen, Captain. Erwarten Sie mich auf dem Polizeirevier!“

Carter nickt, als sein Bild schon vom Display verschwindet.

Dirk Grey verlässt sein Büro und eilt den Flur entlang zum Aufzug, mit dem er nach unten fährt. Im Innern der Aufzugkabine geht Grey noch einmal sämtliche Optionen, die ihm einfallen, im Kopf durch, bis sich die Aufzugtüren wieder öffnen und den Anblick in die Tiefgarage bieten. Grey geht eiligen Schrittes auf sein Auto zu. Als er gerade aufschließt, hört er hinter sich eine Stimme:

„Bitte bleiben Sie ganz ruhig, Bürgermeister Grey.“

Grey dreht sich langsam um, und sieht Oberst Krilenko mit gezogener Pistole aus dem Dunkel hervortreten.

Krilenko: „Machen Sie bitte weiter. Aber benachrichtigen Sie niemanden, wenn Sie in einem Stück bleiben wollen.“

Eine halbe Minute später fährt Greys Auto aus der Tiefgarage heraus und über die Main Street durch G.S.T.-City in Richtung Main Policedepartment: mehrere Polizeistaffeln mit Blaulicht und Sirene fegen über die Mainstreet. Krilenko ist auf der Rückbank etwas in Deckung gegangen, drückt zugleich jedoch Dirk Grey den Lauf seiner Pistole von hinten deutlich spürbar ins Genick.

 

Auf der Spitze des kleinen Berges über Green-Stone-Town verschwindet die Airfighter-Basis gerade unter der dick gepanzerten Metallkuppel.

In der Computerzentrale der Airfighter-Basis sitzt Ned Burton vor der großen elektronischen Kontrollwand: auf dem Hauptschirm ist Colonel Stevens zu sehen.

Ned: „Police-Airbase_002 hat mich soeben über den Anschlag auf G.S.T. in Kenntnis gesetzt, Colonel.“

Stevens: „Den vermeintlichen Anschlag, Commander. Begeben Sie sich mit der Airfighter-Basis vorerst bitte nur auf eine sichere Position und warten Sie das Ergebnis unserer Ermittlungen ab. Wir benötigen nur noch ein paar Minuten, dann sehen wir hoffentlich klarer.“

Ned, aufgebracht: „In der Zeit könnte Airfighter schon eingesetzt werden!“

Stevens: „Aber die Chancen stehen ebenfalls gut, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver handelt, und dann hätten wir gleich alle unsere Karten ausgespielt!“

Ned lehnt sich wieder etwas in seinem Sitz zurück:

„Also gut, Colonel – aber nur ein paar Minuten!“

Stevens nickt noch knapp, bevor seine Projektion vom Hauptschirm verschwindet und dafür den Blick durch die Glasscheibe auf Green-Stone-Town freimacht, das langsam nach unten sinkt,

indem die kuppelartige Airfighter-Basis langsam, aber stetig von der Bergspitze abhebt und senkrecht nach oben in den Himmel startet.

 

Tief unten in dem langgezogenen Graben, der sich unmittelbar hinter dem Polizeirevier erstreckt, halten sich die fünf Männer aus Krilenkos Exekutionstrupp für ihren Blitzangriff bereit und schnallen sich gerade jeder eine Kletterausrüstung um. Ihre Blicke weisen nach oben zum Rande des Grabens, wo sich das Policedepartment befindet. In diesem Augenblick schießen die Männer Kletterhaken wie Harpunen nach oben ab, die sich in der Außenfassade des Gebäudes verankern!

 

Im Innern blickt der Officer von der Funkstation gerade zu Captain Carter:

„Captain, bei den drei vermeintlichen Sprengsätzen hat es sich lediglich um Licht-Rauch-Bomben gehandelt, wie sie bei Konzerten eingesetzt werden. Es ist keinerlei Schaden entstanden, erst recht gab es keine Verletzten.“

Carter kneift seine Augen zusammen: „Auch wenn das die beste Nachricht ist, die wir gerade erhalten konnten, Officer, habe ich das Gefühl, soeben einen großen Fehler begangen zu haben.“

In der nächsten Sekunde erscheinen draußen hinter den Fensterscheiben Krilenkos Killer, die mit Hilfe ihrer Kletterausrüstungen aus dem Graben hier hoch geklettert sind. Sofort eröffnen sie das Automatikfeuer und zerfetzen sämtliche Fensterscheiben auf der Rückseite des Polizeirevieres. Blitzschnell stürmen die fünf Killer das Gebäude und erschießen kurzerhand die das Feuer erwidernden Police Officers. Da nur noch wenige Polizisten auf dem Revier verblieben waren, hat der Exekutionstrupp schnell das gesamte Gebäude unter seine Kontrolle gebracht und scharrt die übrigen Polizisten – darunter auch Captain Carter – im Konferenzsaal zusammen.

Draußen fährt unterdessen Dirk Greys Auto auf dem großen und mittlerweile fast leeren Parkplatz vor. Grey steigt aus und wird von Krilenko mit vorgehaltener Pistole ins Innere des Policedepartments geführt.

 

  • 7 –

  •  

Ein mehrstöckiges, schickes Haus, das von einer mehrere Meter hohen weißen Mauer umgeben ist, über deren oberes Ende ein unter elektrischer Spannung stehender Stacheldraht verlegt ist; überall sind Überwachungskameras angebracht. Auf der Rückseite des Hauses – im ebenfalls ummauerten Gelände – erstreckt sich ein großes Areal, auf dem ein gepanzerter Zug steht, dessen Schienen in einen Tunnel führen, der vom Gelände wegführt und durch ein dickes Panzertor verschlossen ist. Weiterhin hängt über dem großen Platz ein Metallsteg in einiger Höhe, auf dem Bewaffnete patrouillieren; von dem Steg führen in vier Richtungen Metallbrücken weg, von denen drei jeweils auf erhöhten Überwachungspositionen auf dieser Seite der umgebenden Mauer enden, während die vierte Metallbrücke direkt in eine der oberen Etagen des schicken Hauses führt.

In einer vorhergehenden Missionsbesprechung hat Colonel Stevens dieses Grundstück beschrieben: „General Slatkins Anwesen befindet sich in den Außenbezirken Moskaus und ist sehr gut bewacht: Eine massive Mauer mit Elektrozaun, Überwachungskameras und Scharfschützen des russischen Militärs sichern seinen Sitz ab. Außerdem verfügt der General über einen der alten Raketen-Panzerzüge, für den ihm ein stillgelegtes Parallelgleis zur Verfügung steht. General Slatkin ist, den Informationen unserer Agenten zufolge, der Mann, der inoffiziell den Exekutionsschlag gegen unser Land befohlen hat.

Hinter einem der Fenster des schicken Hauses sitzt General Slatkin im Innern hinter seinem Schreibtisch und verfolgt auf seinem Notebook die aktuellen Weltnachrichten – auch hier im privaten Rahmen trägt er pflichtbewusst seine Uniform.

Der Offizier, der in der geöffneten Tür zum Flur Wache hält, blickt den General an.

Slatkin bemerkt den Blick des Mannes und sieht in dessen Richtung:

„In den USA ist immer noch nichts von einem Präsidentenwechsel zu hören. Wann wollen sie das wohl endlich ihrem eigenen Volke erklären?“

Der Wachposten verzieht sein Gesicht demonstrativ.

Slatkin: „Und die wollen sich eine Weltmacht nennen – dabei sind sie nicht einmal ihrem eigenen Volke gegenüber aufrichtig!“

Der Wachposten antwortet mit einem Grinsen, das die den Amerikanern gegenüber gefühlte Überlegenheit zur Schau stellen soll.

Slatkin: „Als nächstes dürften Meldungen über einen möglichen terroristischen Anschlag in Green-Stone-Town verkündet werden.“

In diesem Augenblick betritt ein weiterer Soldat das Zimmer: „General Slatkin, Sir.“

Slatkin nickt dem Offizier zu.

Dieser fährt fort: „Wir haben soeben von unserem Informanten erfahren, dass Phase I des Exekutionsauftrages durch Oberst Krilenkos Trupp abgeschlossen ist.“

General Slatkin zeigt einen sehr zufriedenen Gesichtsausdruck:

„Sehr gut, alles verläuft genau nach Zeitplan.“

 

Unweit hinter dem ummauerten Grundstück General Slatkins donnert ein Zug über die Schienen: unter den Waggons hängen die vier Robotpiloten fest und klettern gerade mit ihren Kletterhaken anstatt Händen seitlich an den Waggons nach oben – bei der Geschwindigkeit des Zuges ein lebensgefährliches Unterfangen! Dann springen die vier Robotpiloten bei voller Geschwindigkeit vom Zug ab und werden mit Hilfe der Raketenschubdüsen an ihren Beinen weit vom Zug weg katapultiert. Nach dem durch die Schubdüsen abgefederten Aufprall und einem gekonnt ausgeführten Abrollen rennen die vier Robotpiloten quer durch das unwegsame Gelände, das sie mit Hilfe ihrer Schubdüsen problemlos durchlaufen können.

Hinter der Mauer erblicken zwei der Wachposten General Slatkins die auf das Grundstück zu rennenden Robotpiloten, die in vollem Laufe problemlos das unwegsame Gelände durchqueren. Nach einem Sekundenbruchteil des Erschreckens schlagen die beiden Wachposten Alarm.

Hinter seinem Schreibtisch fährt General Slatkin auf und gibt eine Befehlsfolge in das Keyboard seines Notebooks ein, woraufhin das Bild einer der Überwachungskameras auf dem Flatscreen zu sehen ist: Die bereits durch die Wachposten unter Beschuss genommenen, metallisch schwarz gepanzerten Robotpiloten rennen unaufhaltsam weiter auf das Anwesen zu, und ihre Strahlwaffen, die gegen die Kletterhaken anstatt Händen ausgetauscht worden sind, erwidern das Feuer aus geballten Energieentladungen auf die Wachposten. Slatkin fährt hinter seinem Schreibtisch zunächst auf, hält dann aber wie erstarrt inne: sein Gesicht zeigt blankes Entsetzen.

Slatkin erinnert sich an eine offenbar kürzlich stattgefundene Einsatzbesprechung, die er geleitet hat:

Der General steht vor einem großen Wandschirm, auf dem einer der schwarzen, gepanzerten Robotpiloten mit Waffenfortsätzen an seinen Unterarmen zu sehen ist.

Slatkin: „Diese automatisch funktionierenden Roboter sind, unseren Geheimdienstberichten zufolge, eine Neuentwicklung des amerikanischen CIA: sie können speziell konstruierte Kampfflugzeuge präzise navigieren, aber auch als Soldaten auf dem Boden zum Einsatz kommen. Sie werden auf die Terminierung des als Feind identifizierten Zieles programmiert und stellen ihre Aktivität erst ein, wenn dieser Auftrag erfüllt ist – die Auffassung des CIA von Effizienz.“

Hinter seinem Schreibtisch scheint Slatkins Gesicht jegliche Farbe verloren zu haben, indem er den auf sein Grundstück zu rennenden Robotpiloten auf dem Flatscreen entgegenblickt. Doch im nächsten Moment hat sich Slatkin wieder gefasst und stürmt mit den beiden Wachposten aus dem Raum: „Sofort sämtliche Verteidigungsmaßnahmen ergreifen!“

Die vier Robotpiloten landen ununterbrochene Treffer aus ihren Energiestrahlern in der großen Mauer, die Slatkins Grundstück vollständig umgibt, wobei Slatkins Wachposten im hohen Bogen von der Mauer herunter geschmettert werden. Dann zünden im vollen Laufe die Schubdüsen der Robotpiloten erneut, und sie springen mit einem gewaltigen Satz auf die Mauer hinauf, wobei sie den Elektrozaun auf der Oberseite einfach durchschlagen. Unter sprühendem Funkenregen kommen die vier Robotpiloten an verschiedenen Positionen oben auf der Mauer auf und setzen den Beschuss aus ihren Waffenfortsätzen unbeirrt fort, so dass immer mehr von Slatkins Wachposten nach unten stürzen. Während zwei der vier Robotpiloten auf der Oberseite der Mauer den Hof hinter Slatkins Haus halb umrunden und dabei ununterbrochen nach unten feuern, dringen die anderen beiden Robotpiloten feuernd über die Metallbrücken auf den Metallsteg vor, der mittig über dem Hof hängt.

Im Innern seines Hauses hat Slatkin am anderen Ende des Flures im zweiten Stock einen Schrank erreicht, in dessen gepanzerte Schließvorrichtung er einen kurzen Code eintippt. Als sich die Türen automatisch öffnen, ist dahinter ein kleines Arsenal aus modernsten Handfeuerwaffen zu sehen. Der General und die beiden Wachposten bewaffnen sich doppelt und eilen weiter durch den Flur zu einer Tür. Dort verschanzen sich Slatkin und die beiden Wachposten und eröffnen das krachende Dauerfeuer aus ihren Automatikwaffen einfach durch die Tür hindurch: Diese wird Splitter speiend restlos zerfetzt, und dahinter kommt diejenige Metallbrücke zum Vorschein, die direkt aus dem zweiten Stock des Hauses hinaus auf den Metallsteg über dem Hinterhof führt. Von dort schreiten die beiden Robotpiloten inmitten des unaufhörlichen Kugelhagels über die Metallbrücke auf Slatkin und die beiden Wachposten zu, indem etliche Kugeln Funken schlagend von ihren glänzend schwarzen Körperpanzern abprallen. Gleichzeitig haben die beiden Robotpiloten, die auf der Mauer den Hinterhof halb umrundet haben, von oben aus sämtliche der feuernden Soldaten unten nach und nach ausgeschaltet. Slatkin und die beiden Wachposten feuern ununterbrochen aus jeweils beiden Automatikwaffen auf die beiden über die Metallbrücke unaufhörlich heran schreitenden Robotpiloten, als der hintere der beiden mit seinen beiden Waffenfortsätzen gleichzeitig beide Wachposten mit einem synchronen Energie-Doppelschuss außer Gefecht setzt. Der vordere der beiden Robotpiloten hat ebenfalls mit einem präzisen synchronen Doppelschuss aus beiden Waffenfortsätzen General Slatkin beide Automatikwaffen aus den Händen geschossen. Hastig will Slatkin zurück ins Innere seines Hauses die Flucht ergreifen, doch eine weitere Energiesalve aus den Waffenfortsätzen des vorderen Robotpiloten lässt die Treppe am anderen Ende des Flures in Flammen aufgehen und zum Teil einstürzen. Mit dem Rücken zur Wand sinkt General Slatkin resignierend zusammen, indem der schwarze, todbringende Robotpilot mit den beiden Waffenfortsätzen an seinen Unterarmen unaufhaltsam auf ihn zu marschiert. Indem der nahende Robotpilot zunehmend einen Schatten auf Slatkin wirft, spiegelt sich das heranwachsende Bild des schwarzen Todesboten in Slatkins weit aufgerissenen Augen wider. Nur noch wenige Meter trennen den Robotpiloten von Slatkin, der augenscheinlich aufgehört hat zu atmen. Dann tritt der Robotpilot unausweichlich den letzten Schritt auf Slatkin zu und bleibt jetzt unmittelbar vor dem General stehen: Slatkin könnte ihn mit den Händen berühren. Indem Slatkin wie gelähmt zu der schwarzen Killermaschine aufblickt, öffnet sich unerwartet das undurchsichtige Helmvisier des Robotpiloten: darunter kommt Chris´ Gesicht zum Vorschein – Slatkin reißt seine Augen noch weiter auf!

 

Fortsetzung folgt...

 

Story by Christian Scheffel –

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.02.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Andreas ist seit seiner frühesten Kindheit mit einer schweren unheilbaren Krankheit konfrontiert und musste den größten Teil seines Lebens in Betreuungseinrichtungen verbringen..Das Aufschreiben seiner Geschichte ist für Andreas ein Weg etwas Sichtbares zu hinterlassen. Für alle, die im Sozialbereich tätig sind, ist es eine authentische und aufschlussreiche Beschreibung aus der Sicht eines Betroffenen.

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