Andreas Rüdig

Künstliche Intelligenz

Wir schreiben das Jahr 2200. Die ganze Kölner Bucht (incl. der holländischen Hinterlande) sind in Folge der Klimaerwärmung überflutet. Gänzlich überflutet? Mitnichten! Asterix & Obelix zum Vorbild nehmend hat eine kleine Truppe Rheinischer Germanen eine ganz besondere Überlebensstrategie entwickelt.
 
Sie hat eine Überseeplattform entwickelt, die entfernt an die Ölbohrinseln erinnern, die wir noch aus dem 20. und 21. Jahrhundert kennen. Diese Überseeplattform steht nicht etwa auf vier Beinen und fest verankert im Boden. Dieser wäre nämlich viel zu weich dafür.
 
Die Überseeplattform schwebt etwa einen halben Meter über das Wasseroberfläche. Den örtlichen Magnetismus und die jeweiligen elektrischen Spannungen ausnutzend sorgt ein Steuerungssystem dafür, daß sich die Überseeplattform immer ruhig und ohne Schwankungen an Ort und Stelle befindet, dort, wo sie auch sein soll. Aus diesem Grunde sind auch über die ganze Überseeplattform Sensoren verteilt. Sie messen Seegang, Windstärke, Sonnenbestrahlung und anderes.
 
Sobald eine stärke Brise gemessen werden, werden Schutzschilde ausgefahren. Dies geschieht nicht nur auf der Überseeplattform, sondern auch in geraumer Entfernung des menschlichen Lebensraumes. Diese Schutzschilde sollen sicherstellen, daß möglichst wenig starker Wind die Plattform erreicht und Schaden anrichtet.
 
Die Ernährung ist gesichert. „Sie ist schmackhaft und abwechslungsreich,“ berichtet Balthasar, einer der Rheinischen Germanen, die auf der Überseeplattform leben.
 
Viel Fisch gibt es zu essen, Aal, Barsch und andere Arten, wie Arnfried ergänzt. Engelbert war der erste Taucher, bei dem wir die Atmungsorgane operativ veränderten. Er bekam zwei Kiemen neben seiner Nase eingefügt; sie sind mittels Schläuchen mit der Lunge verbunden. So kann Engelbert bei seinen Tauchtouren unter Wasser atmen, ohne daß er die lästigen und schweren Sauerstoff-Druckluftflaschen mitführen muß. Er hat so mehr Fische gefangen als alle anderen Taucher zusammen.“
 
Als Meeresfrüchte bezeichnet man in der Regel alle essbaren Meerestiere, die keine Wirbeltiere sind. Typische Meeresfrüchte sind Muscheln und Wasserschnecken, Tintenfische und Kalmare, Garnelen sowie  Krabben, Langusten und Hummer.
 
„Wir haben auf diese Art und Weise ganz neue Betätigungsfelder und Einnahmequellen für unsere Brüder und Schwestern in Holland gefunden,“ erzählt sein Kumpel Diethard. „Früher haben die Friesen Blumen und Gemüse gezüchtet. Dies wurde inzwischen auf die Meeresfrüchte umgestellt. Gemeinsam haben wir Unterwasser-Gewächshäuser entwickelt, in denen die tierischen Meeresfrüchte gezüchtet werden.“
 
Und was ist mit den Meeresfrüchten in Schokoladenform? Die gibt es ja schließlich auch. „Stimmt. Die gibt es,“ stimmt Theobald  zu. „Hier gibt es aber leider (noch?) keine Schokolade, aus der wir diese Meeresfrüchte herstellen könnten. Wir sind leider völlig von dem Nachschub abgeschnitten. Und Replikatoren gehören leider noch zur Stark-Trek-Technologie.“
 
Wie – gibt es auf der Überseeplattform Schwierigkeiten mit der Software und der Umwandlung von Materie? „Ja, natürlich,“ betont Theobald. „Wir sind ja schließlich kein Kernreaktor, der aus dem Nichts heraus Materie umwandeln kann. Wir befinden uns schließlich nur auf einem Seefahrzeug.“
 
„Unsere Wohnungen sind einfach nur genial.“ Behauptet zumindest Waldemar. „Wir brauchen überhaupt nichts darin zu machen. Es gibt große Scheibenwischer, die unserer Fenster putzen. Wir haben menschlich aussehende Maschinen, die sauber machen, putzen, Staub wischen, Betten machen, Staub saugen und all´ den lästigen Kram, den Frauen ansonsten im Haushalt machen.
 
„Am besten sind aber die Küchen,“ ergänzt Ottokar. „Wir brauchen nur in die Nähe der Küchentüre zu kommen. Ein Scanner fährt über die Retina unserer Augen und kann so erkennen, wonach uns der Appetit steht. Diese Geräte stammen ursprünglich aus Japan. Was anfangs ein Problem war. Wir in Europa stehen ja nicht unbedingt auf Sushi und Walfleisch. Wir mußten die Geräte erst auf unsere mitteleuropäisch-deutschen Eßgewohnheiten umprogrammieren.“
 
Und was ist so besonders an diesen Retina-Scannern? „Sie können Gedankenfernübertragung. Kaum haben sie herausgefunden, wonach uns der Sinn steht, leiten sie es mit Hilfe der Gedankenfernübertragung an den Zentralen Küchen-Computer weiter. Und der organisiert dann alles?“
 
Und was heißt das? „Es gibt da einen absolut rostfreien Computer. Der holt die gewünschten Speisen aus dem Kühlschrank, stellt sie auf den Herd, kocht sie und serviert das Essen dann. Genauso verhält es sich mit den Getränken. Nach dem Essen spült die Maschine.“
 
Und was ist, wenn mal etwas nicht vorhanden ist? „Oh, wie gesagt, unser Küchen-Roboter ist die perfekte Hausfrau. Im Zweifelsfall geht er sogar einkaufen.“
 
Wir haben bislang nur über den häuslichen Freizeitbereich gesprochen. Was ist mit der Arbeit? „Da gibt es zwei Bereiche,“ berichtet Willibald. „Momentan müssen wir noch selbst für unser Essen sorgen, also beispielsweise Fische fangen oder Meeresfrüchte ernten. Das machen unsere Meereswirte und Taucher. Wir wollen ihnen aber die Arbeit einfacher machen. Unsere Ingenieure entwickeln gerade fischförmige Tauchkugeln mit Greifarmen, Fischereinetzen und Transporträumen. Diese Unterseeboote sollen möglichst computergesteuert arbeiten.“
 
Das war der erste Bereich. Was ist mit dem anderen? „Da geht es um die schönen Künste. Musik könnten wir unseren Hauscomputer zwar theoretisch selbst machen lassen. Leute wie Xaver bevorzugen allerdings die handgemachte Hausmusik. Auch Kunstformen wie Video, Plastik und Bildhauerei sind am Computer erledigbar. Man bräuchte nur ein Bild dessen, was man haben möchte, als Bild in ein entsprechendes Computerprogramm einlesen und eine Arbeitsmaschine würde dann das fertige Produkt herstellen.
 
Wo liegt aber das Problem? „Insbesondere lebensälteren Rheinischen Germanen haben noch die alten Zeiten ohne Überschwemmung erlebt. Sie sind ein wenig komisch. Sie nennen es Arbeitseifer oder Fleiß. Diese Leute wollen am Abend schweißüberströmt und müde in ihr Bett fallen. Seltsam, dieses Verhalten, nicht wahr?“
 
Wir haben bislang nur über uns Männer gesprochen. Was ist mit den Frauen? „Frauen?“ Ja. „Frauen? Was ist das?“ Damen. Weiber. Weibchen. Tittenträger. „Seltsame Frage, die Sie da stellen. Frauen gibt es nur noch in der Erinnerung unserer Seniorentellerfraktion.“
 
Sind die Männer der Zukunft also herrenbevorzugend? „Nein, wo denken Sie hin! Sex und Geschlechtsverkehr sind einfach nur nicht mehr erforderlich. Wenn jemand Kinder haben möchte, geht Mann zu unserem Reproduktionsmediziner und läßt sich dort ein wenig Sperma abzapfen. Was der Doktor dann damit macht, weiß ich nicht so genau. Wahrscheinlich bringt er es auf unser Schwesterschiff. Dort gibt es eine andere Gattung Mensch. Alle paar Jahre kommen ein paar Männer, die wir noch nicht kennen, von dort zu uns. Sie erzählen, daß die Mehrheitsbevölkerung dort keifend, streitsüchtig, dominantherrschenwollend und völlig eifersüchtig sei. Möchten wir den Samenkoller verhindern, haben wir vaginaförmige Vibratoren, Plastikpuppen und unsere anderen Liebesspielzeuge.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.02.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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