Manfred Bieschke-Behm

Sonderangebote


Seit mehreren Tagen hängt unübersehbar im Schaufenster eines Fachgeschäftes für Herrenbekleidung ein Schild mit der Aufschrift „Sonderangebote“. Der Hinweis soll Kunden anlocken das Geschäft zu betreten und bestenfalls etwas zu kaufen.
Ein junger Mann betritt mit einem „Guten Tag“ gut gelaunt das Geschäft. Der aufmerksame Verkäufer erwidert den Kundengruß mit: „Guten Tag der Herr“, und fügt leicht übertrieben aber freundlich hinzu: „Was kann ich für sie tun?“ Der junge Mann muss nicht lange überlegen und sagt zu dem Verkäufer: „Mich interessieren die Angebote.“ Der Verkäufer vernimmt den Kundenwunsch, reagiert aber nicht entsprechend. Vielmehr sagt er zum Kunden: „Wir haben gerade die neue Frühjahrskollektion hereinbekommen.“ Der Kunde spürt die Aufdringlichkeit und somit ein Unbehagen in seiner Magengegend. Er möchte nicht unhöflich sein und antwortet knapp mit „Danke für den Hinweis“ und hofft damit in Ruhe gelassen zu werden. Aber das Gegenteil triff ein. Der aufdringliche Verkäufer lässt nicht locker und fragt den Kunden: „Darf ich ihnen die neuen Sachen zeigen?“ „Nein danke“, sagt der Kunde und sieht dabei den Verkäufer leicht gereizt an. Er fügt seinem „nein Danke“ noch hinzu: „Wie gesagt, mich interessieren nur ihre Sonderangebote.“ Der Verkäufer lässt nicht locker und versucht den Kunden von den Sonderangeboten abzubringen, in dem er sagt: „Ich erlaube mir sie darauf hinzuweisen, dass unsere Angebote bereits sehr ausgesucht sind.“ „Der Kunde überlegt den Laden zu verlassen und überlegte es sich dann anders. Er sagt dem Verkäufer: „Macht nichts“, und fragt ihn: „Wo finde ich ihre Angebote?“ Der Verkäufer spürt, dass er den Kunden nicht beeinflussen kann und zeigt mit ausgestreckter Hand zu der Stelle, wo die Sonderangebote ausgestellt sind. Etwas herablassend sagt er noch mit ausgestreckter Hand: „Dort in der Ecke der Herr.“ Da der Verkäufer offensichtlich kein Gespür für Kundenwünsche hat, ergänzt er seinen Satz mit: „Vielleicht darf ich ihnen nachher noch die neue Kollektion präsentieren.“ Der Kund, auf dem Weg zur Ecke mit den Sonderangeboten möchte eigentlich gar nicht reagieren. Dennoch quält er sich ein „Vielleicht“ heraus.
Der Kunde steht nun ratlos vor dem Tisch mit den Sonderangeboten. Eigentlich hat er keine Lust mehr die Sachen näher zu betrachten oder gar in die Hände zu nehmen. Er wird in seiner Lustlosigkeit aufgeschreckt, weil der Verkäufer im zuruft: „Wenn sie Hilfe benötigen, geben sie bitte Bescheid.“ Der Kunde antwortet mit einem knappen „Ja“ weiß aber nicht ob der Verkäufer sein „Ja“ verstanden hat. Ist ihm auch egal. Unmotiviert sortiert er zwischen den Angeboten und überlegt, wie er schnellst möglich den Laden verlassen kann. Am liebsten wäre ihm ein neuer Kunde, um den sich der Verkäufer kümmern könnte. Aber leider betritt kein neuer Kunde das Geschäft. Vielmehr vernimmt der die Stimme des unangenehm agierenden Verkäufers: „Haben sie etwas Passendes gefunden?“ Der Kunde ärgert sich üben sein „noch nicht“, weiß er doch, dass er nichts Passendes finden wird. Und weshalb sagt er dann „noch nicht“? Dieses „noch nicht“ betrachtet der Verkäufer als Einladung und veranlasst ihn zu sagen: „Ich sagte bereits, dass unsere Angebote schon sehr ausgesucht sind. Jetzt noch das Richtige zu finden, wäre ein Glücksfall!“ Dem Kunden reicht es jetzt. Er will nicht unhöflich sein und antwortet: „Da haben sie recht. – Das Glück scheint heute nicht auf meiner Seite zu sein.“ Den Satz kaum zu Ende gesprochen betritt ein Kunde das Geschäft. „Guten Tag“, sagt dieser Kunde. „Guten Tag der Herr – was kann ich für sie tun?“, erwidert der Verkäufer. „Mich interessieren ihre Angebote…………………..
 

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