Ich sitze in meinem Zimmer und schreibe diesen Brief.
Ich habe Krebs.
Meine Haare sind alle ausgefallen.
Um wenigstens etwas von meiner Würde zu bewahren, trage ich ein Kopftuch mit lachenden gelben Sonnen darauf.
Ich weiß, das es bald soweit ist. Mittlerweile macht mir das auch nichts mehr aus. Ich habe mich damit abgefunden.
Ich hatte ein schönes Leben.
Ich war glücklich.
Die Maschinen neben mir piepen.
Sie zeigen meinen Herzschlag an.
Bald wird das Piepen verstummt sein und in der Linie werden keine Zacken mehr zu sehen sein.
Sie wird gerade sein.
Ich möchte bei meiner Beerdigung einen weißen Sarg mit blauen Rosen.
Auf meinem Grabstein soll stehen:
"Ich habe Euch nicht verlassen.
Ich habe mir nur Urlaub genommen.
Urlaub vom Leben."
Ich möchte nicht, das jemand weint, denn da wo ich jetzt bin, wird es mir besser gehen.
Ich möchte, dass die Sonne scheint und die Vögel singen.
Ich werde dann bei euch sein und euch sehen.
Zwei Tage später starb sie. Sie ist ganz friedlich eingeschlafen.
Bei ihrer Beerdigung lag sie in einem weißen Sarg, der mit blühenden, blauen Rosen geschmückt war.
Auf ihrem Grabstein stand der Spruch, den sie wollte.
Die Menschen, die um ihren Sarg herum standen, versuchten nicht zu weinen, doch sie schafften es nicht.
Der Himmel war bewölkt.
Doch nach einiger Zeit taten sich die Wolken auf und die Sonne schien durch.
Ihre Strahlen trafen den Sarg.
Eine Wolke, am nun erleuchteten Himmel, sah aus wie ein Engel.
Sie hatte recht.
Sie war bei ihnen.
Sie hatte sich nur Urlaub genommen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.10.2001.
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