Felicia Rüdig

Totenbeschwörung

Allgemein beruht die Totenbeschwörung auf der Annahme einer Existenz der Verstorbenen oder ihrer Seelen nach deren Tod. Durch bestimmte Rituale wird versucht, einen Kontakt zu den Toten herzustellen. Durch diese Kontaktaufnahme entsteht die Nekromantie (oder das Totenorakel), eine Art von Zauber, dessen Ziel es ist, entweder geistig mit den Verstorbenen in Verbindung zu treten oder sie physisch wiederzubeleben, um sie über die Zukunft zu befragen (Mantik). Die Totenbeschwörung kommt in Stammesreligionen vor, in denen es neben einem Ahnenkult auch die Vorstellung gibt, daß die Vorfahren zeitweilig unter den Lebenden präsent sind. Totenbeschwörungen sind beispielsweise ein wichtiger Teil der Yoruba-Religionen (z. B. des Voodoo) und können auch Teil von Krisenkulten sein, bei denen von den erweckten Toten die Lösung eines Problems erwartet wird. Auch im Spiritismus und Okkultismus dient eine Totenbeschwörung meist der direkten und individuellen Kontaktaufnahme mit bestimmten Toten. Hierbei können Methoden wie z. B. das Gläserrücken und das Pendeln Anwendung finden, wie auch die Verwendung eines Ouija oder einer Planchette.

Das Wort Nekromantie leitet sich ab vom altgriech. nekros (Leiche) und von mantis (Weissager). Oft wird Nekromantie mit Nigromantie gleichgesetzt. Bei Paracelsus bedeutet Nigromantie die Beschwörung der Gestirngeister. Das Wort Nigromantie bezeichnet aber lediglich die mittelalterliche Wortneubildung für Nekromantie. Das Wort entstand aus einer Verschmelzung des alten griech.-lat. Begriffs Nekromantie mit lat. niger: „schwarz“. Im Mittelalter bedeutete das Wort niger auch soviel, wie „schlecht“ oder „schrecklich“, war unheilbringend oder ein Begriff der schwarzen Künste.
Diese mittelalterliche Bezeichnung für magische Beschwörungs- und Weissagungstechniken war von der christlichen Glaubenslehre als abergläubisch untersagt. Der ausführende Zauberer oder die ausführende Hexe werden Nekromanten genannt.

Bei der Scyomantie wird ein Abbild des Verstorbenen herbeibeschworen. Dieser kann Auskunft über Menschen geben, dem Beschwörer schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen und kann Lebende schwächen oder erkranken lassen. Von der Existenz und Wirksamkeit solcher Techniken war man grundsätzlich überzeugt. Sie wurden im Wissenssystem des Mittelalters neben den artes liberales und den artes mechanicae als artes magicae (auch artes incertae, artes inhibitae) klassifiziert. Die Grenzen zwischen Naturwissenschaft und Magie waren dabei fließend. Bei der Nekyomantie  wird der gesamte Körper des Verstorbenen wiederbelebt. Dieser „Wiedergänger“ (im Voodoo „Zombie“ genannt) soll übernatürliche Fähigkeiten besitzen, ist aber sein zweites Leben lang an seinen Meister gebunden. Dieses zweite Leben endet jedoch meist schnell. Der Grund an den Glauben von Wiedergängern sind Scheintote. Es gibt auch eine Erklärung für das Schaben und Kratzen in den Gräbern. Oft wurden Leute während der Zeit der Pest noch lebendig verscharrt. Verzweifelt versuchten sie sich aus ihrem Gefängnis zu befreien, bis sie qualvoll erstickten. Im Allgemeinen wird die Nekromantie, insbesondere die Animation von Toten, zur Schwarzen Magie gezählt und gilt somit als moralisch zweifelhaft.

Bekannte Beispiele für Totenbeschwörungen sind König Saul, der den Schatten Samuels durch die Hexe von Endor aus dem Scheolheraufbeschwören ließ (1. Sam. 28, 7 ff.). 
 
So, so, gut zu wissen: In der Bibel kommt die Totenbeschwörung also auch vor. Dann ich sie auch anwenden, denn so habe ich eine Rechtfertigung für mein Handeln.
Ich würde gerne meinen Vater um Rat fragen. Ich stecke in einer tiefen Ehekrise und würde gerne wissen, wie ich da wieder herausfinde. Und mein Vater ist ein sehr kluger Mensch – er heißt nicht umsonst Kallemann Gottlob Gottlieb Friedebert Leberecht. Hurerei und Fremdgehen. Völlerei. Nach christlichem Verständnis sind dies unverzeihliche Sünden, die ein gläubiger Mensch nicht akzeptieren muß. Der menschliche Körper ist bekanntlich ein Abbild Gottes, mit dem man keinen Schindluder treiben soll und den man nicht zerstören darf. So steht es schon in der Heiligen Schrift.

Wie soll ein Christenmensch mit einer Person zusammenleben, die so widergöttliches Verhalten an den Tag legt? Ich bin mir ratlos. Daher liegt mir so sehr am Ratschlag meines lebensklugen Herrn Papas.

Doch wie Kontakt zu ihm aufnehmen? Anrufen geht schlecht. Schließlich weilt mein Vater nicht mehr unter den Lebenden. Und Fernsprechanlagen sind auf Friedhöfen nicht üblich.

Eine körperliche Rücksprache wird also nicht möglich sein. Ich vermisse meinen Vater auch heute, so lange nach seinem Ableben, immer noch sehr. Eine geistige Verbindung zu ihm ist also durchaus vorhanden. Ob das die Lösung für mein Problem ist?

Alkohol und andere berauschende Mittel gehen aus den bekannten, oben genannten Gründen nicht. Das Verbrennen von Weihrauch und Myrrhe oder den Benutzen von betörenden Ölen ist im christlichen Glauben aber durchaus üblich und auch heute noch gebräuchlich.

Zuerst zünde ich also Duftkerzen an – sie riechen so wunderbar nach Rosenöl. Dann kommt der Weihrauch in die Reihe. Er stinkt zwar ungewohnt, tut aber auch seine Wirkung. Die Wunderkerzen sind zu schnell abgebrannt und sollen nur zur Verschönerung beitragen.

Und siehe da – mitten in den Nebelschwaden taucht das Antlitz meines Vater auf. Er spricht sogar mit mir: „Höre, mein Kind,“ sagt die altvertraute Stimme im mahnenden Tonfall zu mir. „Du weißt, daß mir euer Lotterleben schon damals zuwider war. Erinnere dich: Ich habe dir schon damals von der Heirat abgeraten: Frage mich also heute nicht, was du tun sollst.“ Sprachs und war wieder verschwunden.

„Hör mal, mein Kind,“ ertönt in diesem Augenblick die Stimme meiner Mutter. „SO geht das aber nicht mit deinem Vater. Du störst ihn in seiner Mittagsruhe. Und das am heiligen Sonntag! Hättest du nicht bis heute Nachmittag waren können? Aber jetzt erzähl mal, was hast du auf dem Herzen? Du rufst uns doch bestimmt nicht umsonst – wo Papa ist, da bin ich als deine Mama auch, das weißt du doch.“

Ach Mama – du bist die beste – wenn ich dich nicht hätte.
 
Die informierende Unterhaltung – sie ist mein persönlicher literarischer Ansatz. Es gibt so viele Themen, über die man etwas erzählen kann – das Wörterbuch Wikipedia bietet eine riesige Auswahl. Nicht, daß es mir darum geht, mich an Wikipedia abzuarbeiten – Ansätze für Ideen gibt es auch woanders viele.
Wikipedia kommt mir stellvertretend für viele andere Wörterbücher in den Sinn, weil hier herrlich viele abseitige Themen eine Bedeutung zugemessen wird, die ihnen eigentlich nicht zusteht. Die Totenbeschwörung ist ein beredtes Beispiel dafür. Sie mag literaturgeschichtlich interessant sein, vielleicht auch in historischen Zusammenhängen und außereuropäischen Kulturen. Für uns in Europa und Amerika ist sie doch eher abwegig.


Daneben würde ich auch gerne christliche Inhalte vermitteln. Mir geht es um Herzensbildung, also um all die Eigenschaften, die im guten Sinne ein gelingendes Leben und ein gutes Miteinander ermöglichen. Mein persönlicher Eindruck ist, daß mir dies im Rahmen einer kurzen Geschichte am besten möglich ist.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.03.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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