Egbert Schmitt

Zeit ist, wenn man die Uhr wegschmeißt.

 

 

Menschen haben schon immer
über die Zeit gegrübelt,
seitdem gedacht wurde.


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Horden von Gelehrten haben sich ehedem, jedenfalls seit der Zeit
aus der uns schriftliche Aufzeichnungen überliefert sind,
bemüht, den Charakter des Zeitbegriffs zu erfassen.

Wobei in den letzten Jahren eine heftige Debatte über die Frage entbrannte,
welche Gründe und welche Konsequenzen die beobachtbare Beschleunigung
in allen Lebensbereichen hat.


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Mein subjektives Zeitempfinden sagte mir bereits im 16ten Lebensjahr (1973),
bei einer Blei-Schriftsetzer-Lehre, 500 Jahre nach Gutenbergs gelöstem Rätsel
der beweglichen Lettern, dass die Zeit, nicht nur medial gesehen - ab jetzt -
beginnend elektronisch, noch-viel-schneller fließen wird, zwangsläufig muss.

40 Jahre später, inzwischen als Fachredakteur beim anstehenden
fünften Technologiesprung, sind wir beim e-book angelangt.

Schnelllebigkeit existiert nicht nur in diesem Halbwertszeit-Bereich.
Mittlerweile greift man auf vieles zu, selbst ohne unser Einverständnis.

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Auch ein direkter Vergleich unkontrollierter Weiterentwicklungen 
des verselbständigenden Internets durch eigenständige Such-Algorithmen,
ist gleichzusetzten mit Fehleinschätzung über Atomkraft-Gefahren 
und somit kein Hirngespinnst mehr, einzelner anfänglicher Mahner.

Erkenntnislagen befallen den Menschen erst im Alter,
denn - d
ie Zeit - heilt keine Wunden, trotz Harisburg, 
Tschernobyl und vorerst letztlich Fukushima.

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Inzwischen bin ich mir jedoch sicher, dass - die Zeit -
wirklich noch-schneller davon-rennt, als geweissagt.

Woher kommt unsere Eile ? Vielleicht jagen wir dem Geld nach ?
Vielleicht wollen wir vor allem Sicherheit in unser Leben bringen ?
Sind die von uns geprägten Religionen die umtriebige Kraft,
sich - alles Untertan - zu machen !

Tatsache ist, dass man mit Fug und Recht die Geschichte der Menschheit
auch als eine Geschichte der Beschleunigung auffassen kann,
denn erst mit dem Zeitbegriff wurde die Grundlage
für etliche Zivilisationsprozesse geschaffen.


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Auf jene objektive ZEIT-Frage angesprochen, bekam ich z. B,
von meinem z(w)eitgeborenem Sohn seine pragmatische G8 Schüler-Antwort,
dass die Zeit dann immer langsamer vergeht, wenn Klausuren anstehen
und in den Pausen dazwischen gnadenlos verrinnt, wie in der Sanduhr des Lebens.

Sein letzterer Nachsatz war somit schon philosophisch angehaucht,
wie der nächste Zeit-Schlüsseltext aus seiner bald anstehenden ABI-Prüfung,
wo für ihn klar ist, (steht da hyroglyphisch gekritzelt), dass wir nicht wirklich
sinnvoll leben können, wenn wir uns zum Sklaven der beschleunigten Zeit machen.

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Je mehr Tempo desto weniger Bewusstheit.

Selbst, oder geradewegs im Traume, können wir innerhalb wenigen Minuten Schlafes,
subjektiv eine Zeit erleben die womöglich Stunden entspricht.

Also, wie kommen wir aus dem Sog der Zeit heraus ?
Wir wissen es natürlich, aber wir vergessen es gerne
oder fühlen uns einfach heillos überfordert.

Denn zeitgleich haben sich in der Geschichte unserer Menschheit
wissenschaftlichen Durchbrüche geradewegs in den letzten 150 Jahren ereignet,
was zu dieser immer rasanteren Entwicklung wesentlich beitrug.


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Die Philosophie hat sich, wie angemerkt, schon lange vor den
empirischen Sozialwissenschaften mit dem Phänomen der Zeit befasst.
Speziell die Philosophie des 20. Jahrhunderts hat sich - auch unter
dem Eindruck neuer naturwissenschaftlicher Erkenntnisse und z. T. in
expliziter Abgrenzung zu ihnen - zentral mit dem Zeitbegriff beschäftigt.

Im Bewusstsein davon, wie Vergangenheit und Zukunft ineinander verschachtelt sind,
ist der zentrale Parameter menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns.

Auf allen Ebenen der menschlichen Existenz überstürzten sich die Ereignisse.
Blicke ich zurück, bin ich dermaßen perplex, wie viel in der relativ kurzen Spanne
meines Erdendaseins sich dahingehend ereignet hat.


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So gesehen hinkt die menschlichen Evolution
bereits der elektronischen Entwicklung hinterher,
die uns geradewegs beginnt zu überflügeln.

Quasi - ihre Zeit - allen denkenden Individuen aufzwingt.
Technische Evolutionen, (noch?) von Menschenhand geschaffen,
sind bereits im Stande, uns biologisch Gehandicapten auszuhelfen.

Ein begrenztes Zeit-Dasein biologisch-medizinisch so zu verlängern,
dass sich in geraumer Zeit eine eigenständige Ersatzteil-Synergie
von Mensch & Maschine herauskristallisiert.
Tendenz umgekehrt in der neurologischen Evolution.


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Denn grundsätzlich selektiert die langsam gewachsene Evolution
den fehlerbehaften Menschen aus, wenn die biologische Uhr
wie vorgesehen, sich ausgetickt.

Jeder Mensch wurde bislang in einen Zeitplan hineingeboren,
es schien unmöglich, sich dem geltenden Zeitsystem zu entziehen.

Wer seinen Standortvorteil und die finanziellen Mittel nutzt,
greift in die machbare Selektion ein, die nicht angedacht war.


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Normalerweise kann jeder einzelne nicht beliebig über die Zeit bestimmen,
aber auch die machtstärkeren Mitglieder der Gesellschaft stehen,
je weiter sie sich entwickelt, ihr relativ machtlos gegenüber.
Auf unserer Zivilisationsstufe ist es unerlässlich, das jedes Individuum
ein relativ rigoroses Zeitgewissen erwirbt.

Die Zeit, so sagen uns Neurowissenschaften dieser Tage, ist ein Problem.
Nicht nur, weil sie knapp ist – jenes Problem ist so alt wie die Spezies Mensch.
Wir sind endliche Wesen, deren Denken auf das Unendliche geht,
wie sollte da die Zeit je ausreichen ?

Menschen haben immer über die Zeit nachgedacht - von Anfang an
möchte man meinen, wenn es denn nur einen Anfang gäbe.

Man denkt über die Zeit nach, aber weiß nicht recht,
mit welcher Art von Gegenstand man es eigentlich zu tun hat.


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Diese Fragen lassen keine eng auf ein begrenztes Feld
zugeschnittenen Antworten zu; sie führen unweigerlich zur Untersuchung,
wie Menschen ihre Welt wahrnehmen und in ihr agieren.

So lassen sich physikalisch gesehen selbst Raum und Zeit nicht trennen.
Philosophisch scheint es plausibel, dass die Zeit immer war und immer sein wird,
unabhängig vom Raum.

Die Annahme, das Universum habe einen Anfang, wurde von den Menschen
gewiss nicht aus der Beobachtung des Universums abgeleitet.
Auch der scheinbar unauslöschliche Glaube an ein Ende der Welt kann nicht
das Resultat aus der Verarbeitung von katastrophalen Erfahrungen sein.


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Noch komplizierter ist es, der Gedanke an eine anfangslose Zeit.
An eine Grenze unseres Vorstellungsvermögens stoßen damit auch wir.

Denn wenn der Anfang aus einer unendlich kleinen und unendlich
dichten Materie selbst noch nach Gesetzen bestimmt zu denken ist,
dann lässt sich zwar davor nicht zurückdenken; aber die Frage bleibt.

Noch jeder, der mit der Zeit befasst war, hat diese Grenze wahrgenommen.
Die erkenntnistheoretischen Schwierigkeiten, in die man gerät,
wenn man die Urknalltheorie für die Entstehung des Universums akzeptiert.

Was war vor dem Urknall? Gab es da nicht doch ein metaphysischen Planer
der den Urknall verursacht hat.


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Schon, ob eine mechanisch messbare Zeitspanne als länger oder kürzer empfunden wird,
hängt völlig von unserer inneren Verfassung zu dieser Zeit ab.
Dem entsprechend nimmt er die Zeit nicht mechanisch wahr wie eine Maschine,
sondern gedehnt oder gestaucht.

Man könnte es sich einfach machen und feststellen, dass es sich bei der Zeit
schlicht gemäß der Einstein’schen allgemeinen Relativitätstheorie, um eine Dimension
des gekrümmten vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuums handelt.

Aber damit wäre nicht viel gewonnen.

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Hier als Fortsetzung dazu mein youtube-Link (Egbert1957)
http://www.youtube.com/watch?v=wL_wogUNwcM

Mein vielfach prämierter Wettbewerbsfilm (1993): 
zum Thema: DER PFEIL DER ZEIT


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Somit zur Auflockerung einige satirische Anbei-Gedanken
nicht nur über DIE ZEIT:

 

Früher war alles besser, auch die Zukunft. 

Wo kommen wir her und vor allem, warum sind wir nicht dageblieben. 

Zeit ist ein einsilbiges Wort. 

Warte mal schnell. 

Ich bin eigentlich ganz anders, aber ich komm so selten dazu. 

Zeit ist immer nur ein Vokal. 

Die Gesellschaft soll nicht langsamer werden, sondern sich entschleunigen. 

Zeit ist nicht zu besiegen, sie besiegt immer nur uns. 

Zeit als Chance und nicht als Defekt definieren. 

Früher war alles besser. Gestern zum Beispiel war Sonntag. 
 

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Seit einem Jahrhundert hat sich
die Zivilation mit Ihren rasanten
Technologien so schnell entwickelt,
wie nie zuvor.

Doch unserer Gehirne sind dafür nicht gemacht.

Sie spulen immer noch ein Verhaltensmuster ab,
die uns das Überleben, seit der Steinzeit sichern.

Der Mensch schafft sich eine Außenwelt,
die sein Inneres überfordert, auch zeitlich.

Die Veranlagung des Menschen seit Urzeiten
ist lediglich darauf ausgelegt,
die nächsten Tage und Wochen zu überleben.

Unser Gehirn hat zwar außergewöhnliche
Errungenschaften in die Welt gebracht ...

Aber was es eben nicht kann,
das ist ! - langfristig denken - !

Die Zeit ist wie die Evolution,
denn Sie folgt keinem Bauplan
und keiner geraden Linie ...

Eher ist es sie ein Zickzackweg,
eine ununterbrochene Abfolge
von Katastrophen, bei dem Millionen
Arten seit Anbeginn der Zeit
ausgestorben sind und bei denen
- der Mensch - als ein Zufallsprodukt -
entstand .... ....

Ja, wir sind vernunftbegabte
rationale Wesen, aber wir sind
nichts anderes als Primaten,
die Ihr stammesgeschichtliches
Erbe mit sich herumtragen.

Und wir sind nicht in der Lage,
mit dem Zeit-Tempo, dass wir uns
selbst vorgeben, mitzuhelfen... .

Egbert Schmitt, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.03.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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