Severine Martens

Ich geh ins Bett

Gebrauchsanleitung fürs Kaffee-Trinken: Immer am Henkel festkrallen und das große Loch nach oben halten, dann kann nix passieren! Dieser Tag fing nicht gut an und Gebrauchanweisungen sind auch nur gut, wenn man sie befolgt. Das beste an diesem Morgen war, dass ich einen Zweitbecher und diverse Putzlappen besitze. Das morgendliche Gassi verlief überraschend geschmeidig, obwohl wir etwas später als sonst in die hiesige Hunde-Rush-Our kamen. Der Tag fängt ja toll an, dachte ich da noch, und ich nahm mit vor, heute eine wirklich tolle Geschichte aufzuschreiben.

Etwas später hocke ich am Schreibtisch und mir fällt nix ein. Auf einen leeren Bildschirm zu starren, kann etwas meditatives haben, und irgendwann kam sogar mir eine Idee. Dann ist mir ist beim Schreiben die Asche von der Kippe in die Läppi-Tastatur gefallen. Dann habe ich die Tastatur ausgesaugt und dann war die 8 weg. Dann habe ich den Staubsaugerbeutel durchgekramt, die 8 geputzt und wieder eingebaut. Danach den Flur gesaugt und alles abgestaubt. Anschließend habe ich mir die Hände geschrubbt, aber eigentlich wäre Duschen die bessere Wahl gewesen. Wieder am Läppi hatte ich den Faden verloren, wusste nicht mehr weiter und steckte mir erstmal eine. Den Rest mag ich gar nicht mehr aufschreiben, die 8 saß diesmal jedensfalls bombenfest. Danach habe dann tatsächlich geduscht!

Fahrradfahren mit dem Hund hielt ich für eine tolle Idee. Zum Schreiben hatte ich eh keine Lust mehr und schon waren wir im Sauseflitz in Richtung Wald unterwegs. Fahrrad abgestellt, abgeschlossen und dann querfeldein gute zwei Stunden durch das Unterholz. Milow und Luna sind seelig und ich versuche mit dem Handy ein Video aufzunehmen. Nein, ich laufe nicht gegen einen Baum. Ich stolper über mehrere Brombeer-Strunken und lande mit einem gekonnten Ausfallschritt in einer tiefen und nassen Kuhle. Dort stelle ich fest, dass Brombeer-Dornen nicht als Korken taugen und meine Gummistiefel jetzt Löcher haben. Dann ist Milow mal kurz weg, weil der sofort merkte, dass ich einen Moment nicht aufmerksam bin. Luna verrät ihn aber und wie ich ihn finde, hat er gerade einen ganzen Eimer Pferdeköddel verspeist. Ich habe keine Lust mehr, will nach Hause und träume von trockenen Füßen und leckerem Streuselkuchen. Wie ich das Fahrrad schnappe, stelle ich fest, dass es hinten platt ist. Ich schiebe los, später trage ich das Rad und nach einer weiteren Stunde kommen wir zu Hause an. Nicht wirklich entspannt!

Dabei fing das gestern schon an. Ich hatte beim kramen meinen alten Impfausweis gefunden und nun einen Artztermin. Der sollte nur mal gucken, ob alles noch OK ist. Jetzt bin ich krank! Grippeimpfung, Tetagam und Diphterdings - und einen Check-Up-Termin haben die mir auch angedreht. Das sei in meinem Alter jährlich von nöten, was soll man dazu sagen. Ein kleiner Hinweis auf meinen ewig verspannten Nacken wurde mit einem weiteren Termin zur Rheuma-Prophylaxe gekontert. Bevor ich zum Arzt ging, war ich fit und hatte viel Zeit. Jetzt ist mir ewig dröselig und ich habe den Planer voller Arzttermine. Dumm gelaufen, könnte man so sagen! Achso, Überweisungen für den Orthopäden und für die Neurologie/Psychiatrie  habe ich auch noch mit auf den Weg bekommen, aber ich habe keine Zeit, über den Sinn derselben nachzudenken.

Gummistiefel mit Löchern drinne braucht man nicht auszukippen, wenn mal Wasser reingelaufen ist. Immer schön positiv denken, das wäre schön! Leider war der Streuselkuchen alle, weil ich keinen eingekauft hatte. Plan B, mich ins Bett zu begeben scheiterte zunächst auch, denn ich hatte die Fenster aufgelassen und es war saukalt in Schlafzimmer. Auf ein heisses Bad hatte ich keine Lust, denn ich war ja eigentlich frisch geduscht. Streuselkuchen kaufen hielt ich für einen guten Plan und im Lädchen gegenüber traf ich Britta. Sie wollte mir nur eben schnell erzählen, was sie alles  seit unserem letzten Treffen erlebt hatte. Immerhin war das schon fette zwei Tage her. Nach einer guten Stunde waren der Kuchen und ich dann wieder heim. Milow und Luna begrüßten mich überraschend freundlich, die Gummistiefel lagen auf dem Sofa und die Löcher waren auf einmal groß wie Walnüsse. Das tollste war aber, dass der Halunke diesmal mein Handy verschont hatte, ein herzliches Dankeschön dafür an meine ehemaligen Stiefel. Think positiv!

Das Schlafzimmer ist inzwischen schön muckelig warm und auf der Suche nach einem schönen Buch zum Streuselkuchen, kann ich mich einfach nicht entscheiden. Ich verschwinde mit einer Hunde-Zeitung im Bett, was gar keine gute Idee war. Eigentlich sollte in dieser Zeitung und an dieser Stelle ja meine Geschichte stehen. Auf jeden Fall nicht diese und schon gar nicht eine Geschichte von der, die ich noch nie mochte. Plötzlich diese seltsamen Geräusche auf dem Flur, die mir merkwürdig bekannt vorkommen. Milow hat Durchfall! Ich schnappe mir den Hund, schrubbe den Flur, geh mit dem Hund raus und gehe wieder rein, weil nix mehr kommt. Genau so mache ich das! Aber natürlich in einer anderen Reihenfolge, glaube ich mich zu erinnern. Danach sitze wieder im Bett, warte auf weitere seltsame Geräusche und schlafe darüber ein. Nach zwei Stunden werde ich wieder wach und stelle fest, das der Streuselkuchen weg ist. Mein Hunde ist eine Maschinen und statt Mägen haben die Atommeiler eingebaut.

Ich ziehe mich jetzt an und drehe vorsichthalber eine Runde mit den beiden, man weiss ja nie! Hoffentlich treffen wir keinen, denn nach lustigen Hundegesprächen ist mir grad nicht zumute. Morgen laufen wir dann in die Stadt, um einen neuen Fahrradschlauch zu kaufen. Am besten gleich mehrere, auf Reserve! Danach habe ich einen Arzttermin und, wenn ich damit fertig bin, gehe ich Streuselkuchen kaufen: Vorrat für den kommenden Winter, das ist versprochen!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.04.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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