Ewald Frankenberg
Wie tötet man anständig Menschen
Wie tötet man anständig Menschen
Bitte lesen sie genau hin, wir sprechen hier nicht von anständigen Menschen. Wir sprechen nicht einmal von Tatverdächtigen, die man videospielmäßig anonym über tausende Kilometer Entfernung von Rammstein aus mittels Drohnen abschießt, oft gleich zusammen mit dem, den er neben sich gehen hat, und der sicherlich auch schon von seinen islamistisch vergifteten Terrorthesen infiziert ist.
Nein, wir reden hier von ordnungsgemäß verurteilten bösen Menschen. Meistens handelt es sich dabei um Mörder (Mord definiert sich als Tötung von Menschen aus niederen Beweggründen heraus, z. B. dem Rachegedanken, Auge um Auge). Meistens handelt es sich sogar um farbige böse Menschen, weil Weißen gegenüber die Unschuldsvermutung tiefer verankert ist oder das Kapital für einen anständigen Anwalt entsprechend verteilt ist.
Wo also liegt das Problem?
Die Verurteilungen werden im Namen des Volkes gesprochen. Also ist es nur recht und billig, wenn das Volk (oder wenigstens einige Vertreter) bei der Tötung anwesend ist. Wie überall kommt es natürlich auch bei dieser Arbeit vor, dass Fehler gemacht werden, man trifft die Vene nicht, berechnet die Giftmenge falsch, vergisst, die Kontaktstellen für die Elektroden anzufeuchten, usw., und wenn der Delinquent nach der Spritze mehr als dreimal zuckt oder nach dem Stromstoß erst eine halbe Stunde qualmt bevor sein Licht ausgeht, passiert es schon mal, dass einer der Zuschauer angewidert öffentlich darüber berichtet, wird doch kolportiert, Hinrichtungen sollen schmerzfrei sein.
Wenn daraufhin auch noch europäische Chemiekonzerne nach plötzlichem Aktieneinbruch ihr schlechtes Gewissen entdecken und keinen Todescocktail mehr liefern, obwohl sie ihre Mixtur umgangssprachlich als Gift, also als Geschenk bezeichnen, muss man also auf eigene Giftmischungen zurückgreifen.
Und wie soll das denn dann auch auf Anhieb richtig funktionieren, kann man ja aus Mangel an freiwilligen Testpersonen keine verbindlichen Dosierungsvorschläge für menschliche Exekutionen liefern.
Also beginnt man in unserer befreundeten Nation über alternative Lösungsvorschläge nachzudenken. Tennessee führt aktuell den Elektrischen Stuhl wieder ein, obwohl auch das schon schief ging.
Man erwägt Erschießungskommandos, drückt man genug Leuten ein Gewehr in die Hand, soll ja wohl wenigstens einer vernünftig treffen. Guillotine ist abzulehnen, schaut der abgetrennte Kopf doch noch bis zu achtzehn Sekunden auf sein Publikum, bevor ihm aus Sauerstoffmangel die Sinne schwinden. Aufhängen beschädigt die Würde des Gehängten, macht er sich dabei doch öffentlich die Hosen voll.
Hochhäuser sind mitunter nicht hoch genug und zudem beim Aufprall mit, zwar vielleicht nur kurzen, aber heftigen Schmerzen verbunden, und beim Abwurf aus Flugzeugen könnte die Angst mitspielen, dass das Himmlische Gericht der irdischen Gerechtigkeit ins Handwerk pfuscht.
Wir zum Beispiel töten unsere Schweine doch immer ganz human indem wir sie mit einem Bolzenschussgerät betäuben und ihnen anschließend mit einem sauberen Schnitt Kehle und Halsschlagader öffnen.
Die einzige wirklich anständige Alternative, nämlich auf das Töten von Menschen zu verzichten, scheidet natürlich aus, denn dann würde schnell das Böse in der Welt überhand nehmen. Und etwaige Kollateralschäden fallen für das legitime Ziel einer besseren Welt nicht ins Gewicht.
© ewald frankenberg, mai 2014
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.05.2014.
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