Peter Spiegelbauer

Der alte Mann und die Welt (Teil 1)

Ist es das? Ist es das wirklich? Das kann doch nicht euer Ernst sein, oder? Bitte entschuldigen sie... sie befinden sich soeben in den leicht verwirrten Gedankengängen eines alten Mannes. Wenn ich mich vorstellen darf, mein Name ist Ferdinand. Vor zwei Tagen erst bin ich 75 Jahre alt geworden. Gerade jetzt sitze ich in meinem kleinen Haus etwas ausserhalb von Düsseldorf und schreibe diese Zeilen auf diesem... wie nennt man es doch gleich... Plastik-Schachbrett. Also eigentlich nennen die Leute es Laptop oder Notebook oder irgendwie so... Ich nenne es Plastik-Schachbrett. Warum? Nun ganz einfach. Mein Urenkel hat es mir zum Geburtstag geschenkt, und weil ich in meiner Jugend einmal ein recht talentierter Schachspieler gewesen bin, hat er mir den Deckel mit einem Schachbrettmuster versehen lassen. Sogar Figuren bekam ich von ihm. „Damit wir wieder einmal spielen können, wenn ich auf Besuch komme.“ Sagte er, mit diesem frechen Grinsen, wie es nur junge Männer zustande bringen. Glauben sie mir, wenn ich ihnen versichere, dass dieses Grinsen eine Art Geheimnis des jungen Mannes ist. Mit der richtigen Musik oder den richtigen Worten untermalt, kann es Frauenherzen zum schmelzen bringen. Alles nur eine Frage des Zeitpunktes und der Situation. Doch ich schweife ab... Vergeben sie mir, wenn dies öfter passieren sollte, aber ich bin nunmal wie man so sagt -schon im vorangeschrittenen Alter- und da erlauben sich meine Gedanken manchmal kleine Exkursionen. Wo war ich denn eigentlich gerade?.... Ah ja. Bei Dingen die ich nicht verstehe. Sie sind sich vielleicht nicht im Klaren darüber, wie ein Mensch meines Alters zu seiner Umgebung steht. Die meisten unter ihnen würden vermuten, dass ich vor dem ersten Sonnenstrahl aufstehe, mich wasche und anziehe, etwas frühstücke, mir eine Zeitung hole, danach ein kleiner Spaziergang mit dem Hund und dann ein wenig lese, dabei einschlafe und Abends, wenn es schon dunkel ist in meinem Lesestuhl wieder aufwache und etwas fern-sehe, bis ich einschlafe oder müde genug bin um ins Bett zu gehen. Richtig? Falsch, kann ich da nur sagen. So unbewegt ist mein Privatleben weiß Gott nicht. Vor einigen Jahren began ich eine Affäre mit einer Dame, die mich schon seit fast zwei Jahrzehnten ins Herz geschlossen hatte. An dieser Stelle fragen sie sich vermutlich, warum ich den Ausdruck „Affäre“ verwende und nicht einen passenderen Ausdruck, aus der Zeit in der ich mich noch aktiv an der „Brautsuche“ beteiligte. Nun, lassen sie sich gesagt sein, ich mag ein alter Mann sein, doch ich bin nicht meschugge. Ich weiß sehr wohl, was Menschen rund um mich tun und lassen. Natürlich sehe ich auch ein wenig fern, allerdings nicht übermäßig. Es ist viel interessanter zuzuhören, wenn Gerlinde wieder von ihren Enkeln erzählt und was ihre Urenkel nicht so alles treiben. Schon allein bei den Gedanken an ihre Erzählungen muss ich lächeln, während ich hier tippe, doch ich drohe schon wieder einmal abzuschweifen... Die Sache über die ich eigentlich schreiben wollte war, was sie mir erst gestern von ihrer Ur-Großnichte erzählte. Die junge Dame hat gerade vor einem Jahr den Doktor gemacht, obwohl so heißt das ja heute auch nicht mehr... momentan bin ich etwas verwirrter als ich mir eingestehen möchte, so scheint es mir. Aber ich gebe mein Bestes bei der Sache zu bleiben. Das verspreche ich ihnen. „Master“, jetzt ist es mir wieder eingefallen. So heißt das heute. Also auf jeden Fall schloss die junge Dame mit Pravour ab und machte gleich darauf einen kleinen Urlaub in den Anden, von dem sie schon lange geschwärmt hatte. Ihrem Freund gefiel die Idee gar nicht, weil sie es nicht als Kurzurlaub anlegte sondern als eine Art Abenteuer Reise für ein halbes Jahr. Da sie ihr Leben nach dem „Master“ sowieso umkrempeln wollte, wie sie Gerlinde erzählte, verließ sie ihn kurzerhand und brannte mit einem um acht Jahre jüngeren Studenten Richtung Peru durch. Ein dreiviertel Jahr später kamen sie dann zurück. Jennifer, ihre Ur-Großnichte, war mittler Weile schwanger von dem Studenten, doch weigerte sich das Kind zu bekommen und ließ es abtreiben. Wie sie Gerlinde erzählte, war er, wie sagte sie noch gleich... „eigentlich sowieso nicht ihr Traummann“ und „wenn es ihm nicht passt soll er sich doch anderweitig umsehen, schließlich bin ich eine emanzipierte Frau und keine Wurfmaschine für irgendeinen dahergelaufenen Mann, mit (zugegeben ansehnlichen) Ständer.“ Zumindest war das der Wortlaut, den mir Gerlinde berichtete. Ich schmunzelte als sie mir das erzählte, weil sie Geschichten so viel besser erzählen kann als ich selbst. Manchmal liest Gerlinde mir Sagen und Legenden aus aller Welt vor. Manchmal macht sie das so gut, dass ich mit den Figuren mitfiebere oder mitleide. Eines meiner Lieblingsstücke ist... na wie heißt es noch gleich... Ach egal. Immer diese Aussetzer. Lassen sie sich gesagt sein: Alt sein ist nicht schön. Egal wie alt man ist. Aber man lernt damit zu leben. Was soll man denn auch sonst anderes machen... Doch wo ist denn der Faden, den ich gerade wieder erfolgreich verlor.... Ich mache ihnen einen Vorschlag. Ich mache für heute eine Pause und schreibe morgen weiter. Abgemacht? Sehr schön. Ich freue mich schon darauf. Bis morgen dann, so fern ich es nicht vergesse....
 
Ferdinand

:::::::::::::::::::::::::::::::::::

Dies ist mein erster Versuch eine Art "Serie" zu schreiben. Doch will ich die Leser entscheiden lassen ob es sich lohnt daran weiterzuarbeiten.
Liebe Grüße
Peter Spiegelbauer

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Peter Spiegelbauer).
Der Beitrag wurde von Peter Spiegelbauer auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Der Autor:

  Peter Spiegelbauer als Lieblingsautor markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Vier Graupapageien und ein Happy Oldie von Fritz Rubin



Gestatten, dass ich mich vorstelle. Ich heiße Pedro und bin ein Graupapagei, ja, genau, der mit dem schwarzen Krummschnabel, der weißen Maske, dem grauen Gefieder und den roten Schwanzfedern. Meine drei Freunde Kasimier, genannt »Karl-Karl Kasel«, Grete, genannt »Motte-Maus« oder »Prinzessin«, Peter, genannt »O«, und ich leben seit Dezember 1994 in einem schönen Einfamilienhaus in einem Dorf in der Vorharzregion. Ich habe mir vorgenommen, aus meinem Leben zu berichten, was mir alles so passiert ist, wie mein Tagesablauf ist und war und was mich alles so bewegt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Wie das Leben so spielt" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Peter Spiegelbauer

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Kristian - Gangrel - Teil 1 von Peter Spiegelbauer (Rollenspiele / Adventures)
Sybilles Hände von Adalbert Nagele (Wie das Leben so spielt)
Flaumis Entscheidung von Helga Edelsfeld (Einfach so zum Lesen und Nachdenken)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen