Irene Beddies

Die Geschwister (5): Aufbruch


 
Zwei Wochen vergingen zwischen Wolkenbrüchen und kurzen sonnigen Pausen, dann war die Regenzeit vorüber.
Die Steppe hatte sich vollständig verändert. Sie war grün und fruchtbar, wundervolle Düfte wehten zum Felsüberhang, viele Pflanzen zeigten bunte Blüten.
Gewaltige Herden von Antilopen, Gnus und Elefanten belebten die sonst so trockene Savanne.
Ruk merkte, wie Horu unruhig wurde bei ihrem Anblick, wie der Jagdinstinkt in ihm erwachte. Sein Arm aber war noch nicht ganz geheilt und eine Waffe besaß er auch nicht. Dennoch beobachtete er unverwandt die Herden, die sich in der Nähe befanden.
Eines Morgens stießen Geier aus der Luft auf einen Fleck nicht weit entfernt. Horu nahm seinen Faustkeil, ein geflochtenes Seil und Ruks Steinschleuder und machte sich eilig auf den Weg.
Die Geschwister sahen der kleiner werdenden Gestalt neugierig nach.
 
In der von hohem Gras bedeckten Savanne verloren sie seine Gestalt teilweise aus den Augen. Horu machte sich klein, er schien irgendetwas zu beschleichen.
Die Geier kümmerten sich nicht um ihn, sie zankten sich um ihre Beute.
Plötzlich tauchte Horu in ihrer Mitte auf, scheuchte sie ein paar Meter weiter.
Er bückte sich. Ruk und Nali wunderten sich, was das zu bedeuten hatte.
Horu richtete sich wieder auf. Er trug etwas in den Händen und entfernte sich schnell. Die Geier kehrten zurück.
 
Bald erkannten die Geschwister, dass Horu an dem Hinterbein eines Grus schwer zu schleppen hatte und eilten ihm entgegen.
Horu legte das schwere Stück Fleisch im Schatten ab, häutete es und begann es in dünne Scheiben zu schneiden. Ruk half, die Fleischstücke in der Sonne auszubreiten, damit sie trocknen konnten. Dann setzte er sich mit der bereitliegenden Steinschleuder daneben und hielt Wache. Kein Raubtier, und wenn es noch so klein sein sollte, durfte die kostbare Beute stehlen. So viel hing von ihr ab!
Wenn das Fleisch getrocknet wäre, so fühlte er, würden sie zusammen aufbrechen, um andere Menschen zu finden.
Horu schien einen Weg zu kennen.
 
© I. Beddies


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.05.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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