Magdalena Wysocka

Ilona

Ilona trat in den Raum. In den hohen Hacken, schmerzten ihre Füße. Gedämpfte Stimmen drangen ihr entgegen und Schwindel überkam sie. Ilona, sie hasste diesen Namen. Ilona war der Name einer Hure, einer Hure, zu der man sie gemacht hatte.

„Ilona, komm zu uns Süße!“ hörte sie eine raue Stimme rufen. Sie kannte diese Stimme. Der Geruch von Tabak und Alkohol durchzog den Raum und brannte sich in ihre Nase, verflocht sich in ihrer Kleidung und brachte das Schwindelgefühl, sobald es verflogen war, auch sofort wieder zurück.

Es war dunkel, doch sie kannte diesen Raum. Kannte ihn wie ihre Westentasche und setzte behutsam einen Fuß vor den anderen. Sie sah diesen Raum häufiger, als das Tageslicht und sie hasste ihn mehr denn je.

„Zuckerpuppe wo bleibst du?“ Ertönte dieselbe Stimme wieder. Betrunken, dachte Ilona. Schon so früh.

Wie gern hätte sie jetzt ein weites Sommerkleid angezogen. Wie gern wäre sie draußen durch die Wiesen gerannt. Wie gern hätte sie dem Bach gelauscht und mit den Vögeln gesungen. Sie liebte die Sonne. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

Ein Donnern ertönte und das Lächeln erstarb. Sie verkrampfte sich, blieb stehen und lauschte den näher kommenden Schritten.

„So, mein Schatz. Du hast jetzt genug rumgetrödelt.“ Sein heißer Atem stieß ihr in den Nacken „Du kannst doch nicht zulassen, dass wir anfangen dich zu vermissen.“ Und so süß die Worte auch klingen mochten, die unverkennbare Drohung, die in seiner Stimme mitschwang, ließ sie erschaudern.

Eine große, kräftige Hand packte sie an der Hüfte und zog sie mit sich. Es war Zeit die Hüllen fallen zu lassen und die Wand, die Wand die sie am leben hielt, hochzuziehen.

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