Peter Spiegelbauer

Sonnenaufgang

Am Horizont zeichnen sich die ersten Lichtstrahlen des neuen Tages ab. Das Ende der dunkelsten Stunde hat begonnen. Durch den lauwarmen Luftzug, der durch die Ruinen der Stahlbetonbauten weht, trocknen die Blutspuren auf Händen und Gewändern der Menschen. Die meisten starren wie gebannt auf die goldgelben Strahlen, die von Sekunde zu Sekunde zu wachsen scheinen. Alle haben sie die dunklen Anzüge und Bluse-Rock Kombinationen an, die so typisch für ihre Welt sind. Unaufhörlich rattern immer noch die Maschinen in den Keller- und Bunkergewölben vor sich hin, um immer neue Zahlen auszuspucken. Verstört sehen sich so manche leichenblasse Gesichter an. Sie erschrecken oder zucken zusammen, als sie die Spuren der letzten Kämpfe an sich gegenseitig entdecken. Die Ausrottung der anderen Menschen. Die Zerstörung der Individuen, die es gewagt haben sich den Kleidungsvorschriften zu widersetzen und ihre eigene Kleidung zu erzeugen und zu tragen. Dieser letzte Krieg war nicht wie die anderen davor. Kein Akt des Hasses oder der Verzweiflung. Keine Emotion beherrschte das tötliche Streben der uniformierten Menschen. Nur eiskaltes Kalkül führte sie zu den letzten Schlachtfeldern, auf denen sie durch ihre technische Überlegenheit triumphierten. Kinder, Frauen und Männer wurden dahingeschlachtet. Doch kein Mitleid während all des Terrors. Nicht die kleinste Gefühlsregung auf den Gesichtern war zu erkennen. Erst jetzt, wo sie inmitten ihrer Betonbunker stehen, die sie sich gegenseitig zu Ruinen gesprengt haben, jetzt bemerken sie wie viel Blut es gekostet hat. Wieviel Ressourcen verbraucht wurden, und wie dunkel die Nacht war, die sie erzeugten. Doch während all der Kämpfe vergaßen sie auf den Morgen, der nun anbricht. Erschöpft und ausgehungert errechnen einige Wenige noch Gewinnstrategien. Wie Wahnsinnige noch an den Endsieg glaubend kreischen sie ihr irres Gelächter der aufgehenden Sonne entgegen. Einige lassen sich von der Angst lähmen, andere töten sich selbst. Nur die kräftigsten unter ihnen bleiben stehen und ergeben sich den Sonnenstrahlen des neuen Morgens.

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Momentan laboriere ich an einer schweren Verletzung, durch die ich leider nicht mehr so regelmäßig an meinen Schriften arbeiten kann wie noch vor einigen Wochen.
Allen Lesern, die mich per Mail wissen ließen, dass sie sich wieder mehr zum Lesen wünschen würden, sei gesagt:
Ich habe euch nicht vergessen und werde so oft wie möglich weiter schreiben. Nehmt diese Kurzgeschichte als kleines Trostpflaster für die längere Durststrecke.

Liebe Grüße
Peter Spiegelbauer
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.07.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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