Thomas Wassertheurer

Zu hause = ?


~~„Du kommst doch nach Hause oder?“ hörte ich die Stimme meiner Mutter leicht verzerrt im Hörer meines Handys. Ich ärgerte mich gerade darüber, dass das Lesegerät im Bus meine Karte nicht erkennen wollte. Erst beim zweiten Versucht gab es das grüne Licht und ich konnte einen Platz im hinteren Teil ergattern. „Hallo?!“ drang die Stimme wieder aus dem Hörer.  „Ja Moment Mum ich bin um Bus, ich ruf dich wieder an!“ sagte ich etwas entnervt und legte dann nach einem kurzen Ciao auf und sortierte mich erstmal. Der Regen war plötzlich gekommen und natürlich hatte ich keinen Schirm oder eine gute Jacke dabei. Der Bus fuhr an und die Regentropfen wuchsen zu kleinen Strömen an der Scheibe an.

Zu hause. Zu Hause ist der Ort wo man sich wohlsten fühlt oder?

Ursprünglich kam ich aus einem kleinen Dorf aus Mittelkärnten. Ich lebte seit 7 Jahren in Deutschland und war schon 2 Mal umgezogen. Jetzt wohnten meine Frau und ich in einer Stadt im Ruhrgebiet und nach einem Jahr hatte sich langsam für mich dieses Gefühl „zu Hause“ zu sein endlich eingestellt. Die ersten Jahre viel es mir schwer mit meiner neuen Umgebung zurecht zu kommen und umzugehen. Ich konnte es nur der Erziehung meiner Eltern danken, welche trotz der Konservativen Haltung im Dorf mich und meine Schwester sehr Welt offen erzogen haben.

Meine Gedanken schweiften ab und ich schüttelte kurz meinen Kopf während ich wieder dem Regen nachsah. Der Bus fuhr am Stadtzentrum vorbei und beobachtete die Innenstadt und die umliegenden Gebäude ganz genau. Vor 2 Jahren hatte ich diese Stadt noch nicht einmal gekannt, geschweige einen Gedanken daran verschwendet hier mal zu leben und zu arbeiten. Ich kannte sie nur aus Gesprächen und neckischen Kommentaren, dass sie das beste Gesicht für den vergangenen Glanz des Ruhrpotts sei.

Aber sie hat was aus sich gemacht, gut sie würde nie so elitär wirken wie Düsseldorf mit seinem Glanz und Glamour aber sie hatte ihren ganz eigenen Charme, welcher mich von Anfang an mich wohlfühlen lies.

Der Bus hatte an der Haltestelle endlich angehalten und ich musste einen kurzen Sprint hinlegen um ins Trockene zu kommen. Meine Gedanken über zu Hause bekamen eine neue Dimension als mir bewusst wurde was wirklich ein zu Hause ausmachte: Ich schloss die Tür auf und sah meine Frau auf dem Sofa sitzen, und wie sie mir entgegenlächelte. Unsere beiden Katzen überboten sich an Faulheit neben ihr und ich konnte beruhigt meine Tasche abstellen. Das war mein zu Hause, hier gehörte ich hin. Ich hatte im Laufe der Jahre eins gelernt: Dort wo das Herz wohnt ist zu Hause, dort wo man herkam war Heimat.

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