Peter Spiegelbauer

Wenn Engel irren

Blut tropft unregelmäßig auf den Boden. Der Wind singt sein schneidendes Lied dazu. Links und rechts erstrecken sich Felder, die eine abgemagerte Gestalt immer wieder neu beackert. Ein Pflug aus Knochen und ein Pferd mit blutroten Augen davorgespannt, pflügt sie die Felder der toten Körper. Langsam stapft ein Mann mit einem Buch dessen Einband durch den Schmutz schon unleserlich geworden ist und einem Schwert, das große Rostflecken aufweist, durch dieses bizarre Bild der letzten Tage. Ein goldener Blitz schlägt vor ihm ein und eine seltsame Lichtgestalt erscheint. Sie legt eine Hand auf seine Stirn und während er auf die Knie fällt, schließt er seine Augen. Da öffnet sich sein drittes Auge und die Lichtgestalt fließt in seinen Kopf. Doch das Auge schließt sich nicht, sondern sendet einen unendlichen Strahl aus goldener Energie gen Himmel. Die Szene scheint zu erstarren und die dunkle Wolkendecke wird durch die Energie ein wenig aufgerissen. Zwei Blitze schlagen auf der Erde vor ihm ein. Die Explosion ist groß genug um ihn ein paar Schritte zurückzuwerfen. Als er sein drittes Auge schließt und seine richtigen Augen öffnet erkennt er zwei vertraute Gestalten.

„Was macht ihr hier?“

„Du hast uns gerufen. Doch was hast du mit meinem Schwert gemacht?“ fragt Michael.

„Und mein Buch? Was ist passiert?“ Gabriel wirkt enttäuscht.

„Ich wollte so gerecht richten wie du.“ Sagt Raphael zu Michael.

„Und ich wollte die warnen, die geradewegs in die letzten Tage liefen.“ Sagt er zu Gabriel.

„Versucht hast du es. Doch du bist kein Richter. Und auch kein Bote.“ Erwidert Michael sanft und hilft ihm auf die Beine.

„Wo habt ihr die Schutzzeichen, die ich euch zur Aufbewahrung übergab?“ fragt Raphael kraftlos.

„Hier bei mir.“ Sagt Gabriel und bringt eine Reihe energetisch glänzender Zeichen zum Vorschein.

„Gib Michael sein Schwert zurück und mir das Buch des Boten. Dann geb ich dir deine Heilkraft und du kannst dich um die Schutzbedürftigen kümmern. Denn das ist deine wahre Aufgabe, die du aus den Augen verloren hast.“

Müde nickt Raphael und reicht Michael das rostige Schwert. Als dieser es berührt, erstrahlt es in blendend weißem Licht und die Klinge beginnt nach einigen Augenblicken zu brennen. Dann übergiebt er Gabriel das Buch und es beginnt von innen heraus bläulich zu leuchten.

„Nun ist es an der Zeit dir deine Kraft zurückzugeben.“ Beide Engel berühren Raphael an den Schultern. Auf seinem schmutzigen, zerschundenen Oberkörper werden seltsame Schutzsymbole aus gleißender Energie sichtbar. Die Wunden heilen sofort und auch der Schmutz fällt augenblicklich von ihm ab. Als seine Flügel aus dem Rücken wachsen brüllt er ohrenbetäubend.

„Jetzt ist es wie zuvor“ murmelt Michael schlägt mit den Flügeln und fliegt in die Richtung aus der Raphael gekommen war.
„Lass uns das Gleichgewicht wieder herstellen.“ Sagt Gabriel, schlägt mit den Flügeln und tut es Michael gleich.
Die grüne Aura Raphaels leuchtet wie schon lange nicht mehr.

„Lass es noch nicht zu spät sein, für meine Freunde.“ Spricht er betend zu sich selbst.
Als er sich umdreht, ist von der Landschaft der letzten Tage nichts mehr da. Vor ihm steht eine Legion an Tieren und Kindern. Allen voran seine Freunde, die Wölfe. Sie tragen alle Wunden und Narben der letzten Tage und als er sich dessen bewusst wird, beginnt er sie zu rufen und öffnet seine Arme….
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.08.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Wörterworte von Iris Bittner



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