Edwin, der Frosch, lebt schon seit vielen Jahren am Teich neben dem Schloss der Zauberfee Griseldis. Jeden Morgen begrüßt er dort fröhlich quakend die zwitschernden Vögel, winkt den bunten Schmetterlingen hinterher und berechnet mit seinem Freund Max, dem Tausendfüßler, anschließend die Flugbahnen der Pusteblumen.„Ach, wenn wir doch auch fliegen könnten“ sagt Edwin nachdenklich. Meine Füße sind vom Hüpfen schon ganz wund und ich fühle mich immer müde und schlapp.
„Ich bräuchte dann auch nicht so oft neue karierte Schuhe kaufen und könnte meiner Frau von dem gesparten Geld endlich den grünen Hut schenken, den sie sich schon solange wünscht“, fügt Max mit leiser Stimme hinzu.
Schweigsam sitzen beide ein Weilchen nebeneinander und träumen vor sich hin.Plötzlich hören sie von weitem leises Wehklagen. Edwin und Max hüpfen und laufen so schnell sie können in Richtung des Wimmerns und bleiben vor Schreck wie angewurzelt stehen.In den blauen Kornblumen am Feldrand liegt verletzt und weinend Griseldis, die Zauberfee und über ihr surrt bedrohlich Alberich, der dicke Brummer.
„Hilfe, Hilfe, Alberich hat mir beim Bestäuben der Blumen aufgelauert. Er will meine rosa Mimose stehlen und damit der schönen Prinzessin „Rühr mich nicht an“ einen Heiratsantrag machen. Dieser Grobian hat mir einen derben Stoß versetzt, den Flügel gebrochen und das Töpfchen Nektar für mein Frühstücksbrötchen mit seinem Rüssel aufgesaugt“, jammert die Zauberfee.Edwin streckt blitzschnell seine lange Zunge raus und verschluckt Alberich, den fetten Brummer, ohne mit der Wimper zu zucken. Max rennt mit seinen tausend Füßen flink zum Schloss der Fee, holt den Zauberstab und berührt damit den verletzten Flügel.
„Als Dank für eure Hilfe darf sich jeder etwas wünschen “, sagt Griseldis sichtlich erleichtert zu den beiden glorreichen Helden und lächelt dabei schon wieder ein bisschen..„Wir möchten fliegen wie die Vögel und Schmetterlinge“, ruft Edwin wie aus der Pistole geschossen.Doch bevor Max seinen Wunsch äußern kann, spricht die Zauberfee mit erhobenen Zeigefinger folgende Worte: Vielleich werden in fernen Zeiten den Fröschen und Tausendfüßlern auch Flügel wachsen, doch ihr beide sollt schon jetzt für 1 Stunde dieses Wunder erleben. Sie nimmt den Zauberstab und pustet ein kräftiges Lüftchen Edwin und Max in die Ohren.
„Wir fliegen, wir fliegen, die Welt hier oben ist aufregender und schöner als unten am langweiligen Teich“, kreischen beide so laut sie können. Sie fühlen sich wunderbar leicht und spucken aus der Luft ins Wasser. Doch schon nach 5 Minuten schmerzen ihre Glieder wie Tennisarme Völlig außer Puste landen sie auf dem Wipfel der höchsten Tanne im Wald.
„Mir wird schlecht, ich glaube ich habe Höhenangst“, quakt Edwin ängstlich. „Mich plagen in 311 meiner tausend Beine schreckliche Wadenkrämpfe“, seufzt Max. Zitternd klammern sich beide krampfhaft an den schwankenden Ästen der Tanne fest.
Plötzlich verdunkelt sich der Himmel. Heinrich, der Storch, traut seinen Augen nicht als er Edwin und Max in den Zweigen erblickt. „Welch willkommener Happen für meine hungrigen und quengelnden Kinder zum Frühstück“, denkt er voller Freude und fliegt gierig mit aufgerissenem Schnabel auf die Beiden zu.
„Hilfe, Hilfe, Griseldis versteck uns auf der Erde", ruft Max so laut er kann. Die Zauberfee schwingt ihren Stab und sofort plumpst Edwin ungebremst in den Teich, das die Wellen bis zu den Seerosen schwappen. Max landet unsanft in den Disteln neben dem Moos.
Am nächsten Morgen sitzen beide ziemlich ramponiert und doch zufrieden beim Angeln nebeneinander. Sie rauchen hingebungsvoll mit der Pfeife Kringel in die Luft und lassen sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Beide sind froh das sie ihr Flugabenteuer mit nur einem blauen Auge und zwölf gebrochenen Beinen glimpflich überstanden haben.
Griseldis, die Zauberfee, winkt ihnen durch das Fenster der Schlossküche zu. Sie stellt ihr selbstgemachtes Kornblumenpüree zum abkühlen in eine Schüssel, setzt sich dann in den Schaukelstuhl und beginnt, in dem erst kürzlich erschienenem Buch mit den neuesten Zaubersprüchen, zu lesen.
© Martina Wiemers
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.08.2014.
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