Rita Bremm-Heffels

Chip-sy


Herrlich dieser Morgen.
Der Himmel blau, die Sonne lacht, wenn das mal kein guter Tag wird.

Der Parkplatz des EKD –Einkauf Zentrums ist trotz der frühen Stunde schon rappel voll.
Mist, weit entfernter Parkplatz – das heißt “ Karre weit schieben, drücken“ und dann meistens die mit den Rädern, die sich irgendwie fest geklemmt nur in eine Richtung drehen.
Doch von solchen Kleinigkeiten lasse ich mich doch nicht unterkriegen. Heute nicht. Ich habe mir vorgenommen heute ganz nett zu sein – zu mir selbst und zu anderen. Ein Hoch auf die gute Laune.

Leichter Dämpfer als ich an den EKD - Einkaufswagenstand komme.
Kann doch gar nicht sein, kein einziger da??
Etwas dümmlich, ratlos schaue ich mich um. Überall rattert und schnattert es, stehen welche mit fast leeren Wägelchen herum und reden anscheinend miteinander über die letzten zwanzig Jahre.
Ich warte – auch das längste Leben muss doch mal erzählt sein.
Der Chip in meiner Hand wird ganz feucht vom vielen Drehen. Und von leichter Nervosität.
Endlich – ich sehe sie von weitem. Mein Alter, ein etwas verbissener Gesichtsausdruck aber sie hat ihn......einen leeren Karren.
Und er scheint sogar gerade zu rollen. Ein Glücksfall, kein Linksdrall in Richtung diverser Kotflügel.

Ich gehe ihr hoffnungsfroh beschwingt entgegen „... einen wunderschönen Guten Morgen „.. sage ich. „könnte ich vielleicht ihren Wagen ....“
„...nein..“., schneidet sie mir abrupt das Wort ab . ....“ ich habe einen Chip drin.“
„Na prima,“ freue ich mich verführerisch lächelnd, „ich habe ja auch einen.“
Keine Reaktion, die Miene wird verkniffener.
Sie schiebt die Karre munter weiter, ich laufe wie Bello neben ihr her, wie die Schnorrer am Bahnhof.
„Hier schauen sie, ein Chip, sie geben mir den Wagen und kriegen von mir den Chip..o,k.??“
„ Nein, „ rattert sie weiter, „da ist MEIN Chip drin.“
„Aber Chip ist doch Chip ..“...ich komme ins Grübeln, werde zögerlich, habe ich vielleicht irgendein neues System übersehen? Etwas Besonderes an einer speziellen Art von Chips??
„Ich will MEINEN Chip und nicht irgendeinen“ schnauzt sie nun.

Wir sind da ....eine lange Schlage steht wartend im schmalen Unterstand, der „Karrenlaube.“
Sie schiebt die ihre erhobenen Hauptes an den anderen vorbei, bewußt, daß sie einen Schatz hat, den alle begehren.
Langsam, fast feierlich klickt sie den Riegel ins Karren Schloß – heraus fällt auf den Boden – ätsch---
der Chip, haargenau der Gleiche wie meiner. – EKD-Kauf steht drauf, weiß ist er, absolut identisch.

Ich stehe da, fassungslos und starre ihr mit offenem Mund nach..... die Karre ist schon wieder in guten Händen – nur nicht in meinen.

Blöde Kuh, blöde, ich hatte so gute Laune..........

RBH 14.05.2003

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