Peter Spiegelbauer

Drei kleine Worte können Welten zerstören

 

Es war fast schon zu warm für die Jahreszeit. Der Verkehr nahm langsam zu, als ich voller Lebensfreude meine Filiale absperrte und zu meinem Auto ging. Ich griff noch einmal in die Brusttasche meines Shirts und kontrollierte, ob der Antrag für die neue Wohnung noch an seinem Platz war. Es sollte eine Überraschung werden. Eine neue Wohnung, für meinen Sohn und die Frau an meiner Seite. Langsam stieg ich in mein Auto, summte ein Lied und lächelte mir selbst voller Glück aus dem Rückspiegel entgegen. Nichts absolut nichts hätte mir die Flügel stutzen können, mit denen ich immer höhere Greise am emotionalen Horizont zog.

Wie immer herrschte Stau auf dem Weg zum Arbeitsplatz meiner schwangeren Begleiterin. Aber das machte mir nichts aus. Ich kann mich noch gut daran erinnern wie ich, völlig untypisch andere Autos einbiegen, sich einreihen oder auch einparken ließ, ohne dabei die Ruhe und Ausgeglichenheit zu verlieren, die ich im Moment empfand. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich schließlich an.

Sie lächelte und umarmte mich nur. Rückblickend hätte mir schon auffallen müssen, dass etwas nicht stimmte. Sie stieg in den Wagen und wir fuhren zu meiner Wohnung. Ich bemerkte, dass sie nur wenig lächelte und viel mehr aus dem Fenster sah als sonst, doch ich war von meinem Hochgefühl derart benebelt, dass ich nicht spürte wie es ihr ging.

Zu Hause angekommen setzte ich ihren Lieblingstee auf und bereitete ein kleines Abendessen. Ich gab mir wirklich Mühe und wollte ihr gleich nach dem Essen von der erfreulichen Nachricht in Hinblick auf die Wohnung erzählen. Plötzlich bemerkte ich, dass sie die ganze Zeit in der Türe gestanden hatte und mir bei meinen Vorbereitungen zusah. Als ich sie genauer ansah, bemerkte ich die Tränen, die ihr übers Gesicht liefen. Ich ließ alles fallen, kam zu ihr, küsste und drückte sie sanft. Ich fragte sie, was denn los sei, doch sie brachte nur undeutliche Worte heraus. Momente später hatte sie sich ein wenig beruhigt und sagte…

"Emanuel ist tot."

Ich hielt sie immer noch in meinen Armen und versuchte nicht zu fest zuzudrücken, als sich meine Muskeln schlagartig verkrampften. Wie eine riesige Welle brach die Dunkelheit in mein Innerstes.

"Aber was redest du denn da?" fragte ich ungläubig.

"Es ist wahr. Emanuel ist tot." sagte sie mit tränenerstickter Stimme.

….und von da an wusste ich, dass es keinen größeren Schmerz im Leben eines Menschen gibt als den, wenn man sein Kind verliert.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.08.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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