Richard von Lenzano
Die Mauer
Die Mauer
Ich träume.
Von einer großen Mauer.
Mein Schlaf ist tief und mein Traum wird durch eine Mauer gebremst.
Eine riesige rote Backsteinmauer, mit silbergrauen Fugen.
Ich suche eine Tür, einen Durchbruch oder einen Riss.
Nichts!
Weit und breit eine geschlossene rote Mauer.
Nun schaue ich nach oben, aber das rote Monster scheint bis in den Himmel zu reichen.
Überklettern kann ich mir abschminken.
Nun markiere ich meinen Standort, indem ich mein Taschentuch fallenlasse.
Dann beginne ich, die Mauer nach rechts zu umrunden. Irgendwie muss man doch durch sie hindurchkommen, denn - nichts ist absolut.
Anfangs sind mein Schritte schnell und mein Gang aufrecht.
Doch – der rote Moloch scheint kein Ende zu nehmen. Mein Zeitgefühl ist inzwischen außer Takt geraten und ich weiß nicht, welche Tageszeit wir haben.
Stupide gehe ich weiter rechts der ausgeblichenen riesigen Mauer.
Mein Blick geht zum Himmel und ich erkenne, dass di Sonne den Zenit bereits erheblich überschritten hat und - ich bin immer noch nicht am Ende der Mauer angelangt.
Irgendwie bekomme ich jetzt einen trockenen Hals, ich komme mir bereit ausgedörrt vor, sehe aber nichts Trinkbares vor mir oder in meiner Nähe. Meine Schritte werden kleiner und schlürfender und mein Gemüt erreicht den Nullpunkt.
Es beginnt bereits zu dunkeln, und ich habe immer noch keine Maueröffnung erreicht.
Langsam komme ich in Panik, Verzweiflung macht sich breit und ich werde immer unruhiger.
Verdammt noch mal, wieso finde ich keinen Durchlass durch diese blöde Mauer!
Es muss doch irgendwo eine Öffnung gebe.
Nun laufe ich schon Stunden nach rechts und habe immer noch keinen Durchlass gefunden.
Ich gebe mir noch einmal die Chance und schleiche weiter an der Mauer entlang.
Dann - komme ich mir vor, wie ein Clown, wie ein Bekloppter.
Plötzlich liegt mein Taschentuch genau vor mir auf dem Boden.
Es ist grausam, denn ich erkenne, ich Idiot bin einfach meiner Nase nachgelaufen und habe mich im Kreis bewegt.
Reichlich spät erkenne ich, dass es sich nicht um eine einfache Mauer sondern um einen
Hochgemauerten Ring aus rotem Backstein handelt. Es ist ein Monument ohne Fenster und ohne Türen. Einfach aus rotem Backstein hochgemauert.
Jetzt suche ich verzweifelt nach einer Erklärung, wieso ich das nicht bemerkt habe.
Wie konnte mir entgehen, dass die Mauer nicht gerade sondern rund war?
Wo war ich mit meinen Gedanken?
Ich habe einfach keine plausible Erklärung gefunden.
Hier endet mein Traum ergebnislos, eine Lösung ist nicht zu erkennen.
Ich verdränge den Traum und mache meine Augen langsam auf.
Ich sehe und erkenne eine große Wand
Nein, bitte nicht schon wieder.
RICHARD von LENZANO
© 08-2014
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.08.2014.
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