Der unaufhaltsame Aufstieg des FCB

Chronik des Unvermeidlichen ...


Mitte 2014

Der FCB gewinnt alle verfügbaren deutschen Titel (und wenn man es genau nimmt, auch die Fußballweltmeisterschaft). Die Vereins-Kasse (und ebenso ein paar eidgenössische Geheimkonten) ist so gut gefüllt wie nie.

 

Ende 2014

Dank der guten finanziellen Ausstattung ist dem bewährten Zukauf von Spielern, die in anderen deutschen Vereinen noch ab und an Tore schießen, kaum eine Grenze gesetzt. Der Vereinskader ist so leistungsstark wie noch nie.

 

Anfang 2015

Murren im Vereinskader. Immer mehr Spitzen-Spieler kommen kaum noch zum Einsatz. Darauf besucht der Mannschaftskapitän den Vereinspaten Hoeneß im Gefängnis. Hoeneß, der seine Zeit im Landsberger Gefängnis eigentlich dazu nutzt, ein kleines Buch namens 'Mein Fußball-Kampf' zu verfassen, antwortet darauf kurz: '"Ich kümmere mich drum..."

 

Mitte 2015

Hoeneß hat sich gekümmert. Nach langen Telefonaten sowohl mit eidgenössischen Kreditanstalten als auch mit DFB-Verantwortlichen erreicht Hoeneß eine so notwendige wie grundlegende Reform der Ersten Bundesliga: Ab Saisonbeginn 2015/16 tritt der FCB mit seiner ersten, zweiten und dritten Mannschaft in der Ersten Liga an. Unmut aus anderen Vereinen kontert der Münchner Vereinspate mit hochrotem Kopf, diese seien ja nur neidisch auf den Erfolg der Bayern.

 

Ende 2015

Hoeneß kommt wegen guter Führung aus dem Landsberger Gefängnis frei. Noch am Tag seiner Freilassung übernimmt er wieder das Amt des Vereinspräsidenten. Gleichzeitig bringt er sein in Festungshaft verfasstes Buch heraus, das sich in den Folgemonaten millionenfach verkauft. (Bei seinen zahlreichen Auftritte wächst übrigens die Zahl der mit feschem Dirndl bekleideten Mädels, die Schilder mit Aufschriften wie "Ulli, i wui oan Bub von dia" hochhalten. Das schmeichelt dem jung gebliebenen Star-Autoren!).

 

Anfang 2016

Die drei Bayern-Bundesligisten belegen die Plätze eins, zwei und drei der Fußballbundesliga. Auf die Frage eines Fernsehjournalisten, ob Fußball dadurch nicht etwas langweilig werde, antwortet Hoeneß mit hochrotem Kopf, wer meckert, sei nur neidisch auf den Erfolg der Bayern. (Nach einigen kurzen Telefonaten erreicht Hoeneß, dass der Journalist ab sofort im Archiv seines Zeitungshauses arbeiten muss.)

 

Mitte 2016

Wo und wann sollen denn all die Spieler spielen, die der FCB aufgrund seiner immer praller gefüllten Kassen ständig einkauft? Wieder macht sich Ratlosigkeit breit. Hoeneß überlegt – und weiß abermals Rat. Er erreicht mit einigen Telefonaten eine so notwendige wie grundlegende Reform der Ersten Bundesliga: Ab Saisonbeginn 2016/17 tritt der FCB mit nunmehr 12 Mannschaften in der Ersten Liga an.

 

Ende 2016

Der enorme Erfolg und die damit einhergehende Popularität des FCB bleibt auch Münchner Politikern nicht verborgen. Nachdem Horst Seehofer mit einer jungen Sekretärin durchgebrannt ist, fragt die CSU-Spitze bei Hoeneß an, ob er nicht neuer Ministerpräsident werden möchte. Der erklärt sich dazu bereit und holt für die CSU in vorgezogenen Landtagswahlen fantastische 75% der Stimmen.

 

Anfang 2017

Die katholische Kirche, wie stets gerne um die Aufmerksamkeit der Mächtigen buhlend, landet einen bemerkenswerten Coup. Sie bittet Hoeneß, ihn schon zu Lebzeiten selig sprechen zu dürfen. Hoeneß sagt zu, fordert vom Papst aber in einem 4-Augen-Gespräch, dass dann auch die gesamte erste Mannschaft des FCB selig gesprochen werden müsse. Der Papst stimmt zu. Katholische Gläubige können nun zu ihnen beten – was in vielen katholischen Gebieten freilich ohnehin seit langem getan wird.

 

Mitte 2017

Die 12 FCB-Mannschaften belegen zum Ende der Saison erwartungsgemäß die Plätze 1 bis 12 der Fußballbundesliga. Etliche der übrigen Vereine lösen sich auf oder wandern freiwillig in den Amateursport ab. Es entsteht eine gefährliche Lücke. Da hat Minister- und Vereinspräsident Hoeneß eine rettende Idee. Erneut wird die Erste Bundesliga reformiert. Ab Saisonbeginn 2017/18 spielen nun 17 Mannschaften des FCB in der Ersten Liga. (Nur der HSV darf aus Nostalgiegründen dabei bleiben, muss aber, um seine Spieler bezahlen zu können, über Hoeneß' eidgenössische Konten stillschweigend querfinanziert werden.)

 

Ende 2017

In den breiten Volksmassen erfreut sich der so erfrischend nette, umgängliche FCB-Star Mario Götze besonderer Beliebtheit. Die FCB-Merchandise-Abteilung greift dieses Phänomen auf, lässt kleine Anhänger mit Mario-Götze-Bild herstellen und verspricht, dass er den Trägern Glück bringe. Nach wenigen Tagen sind bereits einige Millionen Anhänger verkauft.

 

Anfang 2018

Die wie immer miesepetrig daherkommende evangelische Kirche mäkelt, das sei Götzendienst. Da haben aber die Evangelen ein Eigentor geschossen! Empört treten Millionen Deutsche aus der Evangelischen Kirche aus und werden stattdessen FCB-Mitglieder. (Auch viele Geistliche haben die Nase voll. Sie quittieren ihr geistliches Amt, nachdem Hoeneß ihnen großherzig eine Weiterbeschäftigung als Schiedsrichter zugesagt hat.)

 

Mitte 2018

Die 17 FCB-Mannschaften belegen die ersten 17 Plätze der Fußballbundesliga. Was für ein grandioser Erfolg. Die FCB-Begeisterung in der Bevölkerung ist zwar so umfassend wie nie zuvor, in den Bayernmannschaften vernimmt man aber wieder ein Murren: Das Ganze werde langsam langweilig. Ministerpräsident Hoeneß reagiert. Mit ein paar Telefonaten erreicht er eine Verfassungsänderung: der Chef der Innenverteidigung ist ab sofort bayerischer Innenminister, der der Außenverteidigung Außenminister. Da macht Fußball wieder Spaß!

 

Ende 2018

Der grandiose Erfolg des FCB bleibt auch im Ausland nicht unbeachtet. Beispiel Schweden: Weil Fußball im Allgemeinen und der FCB im Besonderen unermesslich viel zur Völkerverständigung beiträgt, entschließt sich das Stockholmer Nobelpreiskomitee einstimmig, Hoeneß den Friedensnobelpreis zu verleihen. In gleicher Sitzung wird überdies beschlossen, einen Nobelpreis für Sport einzuführen. Preisträger: Ulli Hoeneß! Des Weiteren gilt es, seine herausragenden Leistungen auf dem Felde der Ökonomie zu würdigen. Deswegen erhält Hoeneß auch den Nobelpreis für Wirtschaft. Hoeneß ist damit der erste Mensch, dem das Nobelpreis-Triple gelingt!

 

Anfang 2019

Weil die Überschneidungen zwischen FCB und CSU ohnehin immer größer werden, entschließt sich Vereins- und Ministerpräsident Hoeneß zu einer grundlegenden Reform. Die CSU wird dem FCB als politische Abteilung eingegliedert. Bayern wird nun auch offiziell vom FCB regiert!

 

Mitte 2019

Weil immer mehr Menschen an den Wochenenden nur noch FCB-Spiele schauen möchten, statt in den Gottesdienst zu gehen, ringt sich die in theologischen Zugeständnissen ja nicht ungeübte katholische Kirche zu einem weiteren Entgegenkommen durch: Die dem Volk ja ohnehin kaum noch vermittelbare trinitarische Konstruktion von Vater, Sohn und Heiligem Geist wird umgewandelt in Vater, Hoeneß und FCB. (Die Maßnahme ist ein voller Erfolg. Die Kirchen füllen sich wieder merklich. Das mag freilich auch daran liegen, dass parallel auch der Gottesdienst grundlegend reformiert wird: Statt biblische Geschichten lebendig werden zu lassen, werden in den Gottesdiensten nunmehr herausragende FCB-Spiele gezeigt. Pfarrer werden immer häufiger durch Sport-Kommentatoren ersetzt.)

 

Ende 2019

Die im Bundestag vertretenen Parteien einigen sich unisono darauf, Hoeneß zu ersuchen, das Amt des Bundespräsidenten zu übernehmen. Hoeneß sagt zu (und ist damit Vereins-, Minister- und Bundespräsident ... das Präsidententriple ist geschafft!!).

 

Anfang 2020

Jürgen Klopp, einer der letzten Kritiker des Erfolgsmodells FCB, wird, wie es bei solchen Prozessen seit einiger Zeit üblich ist, im Namen des FCB wegen Landesverrats zu einer hohen Gefängnisstrafe verurteilt. Vereins-, Minister- und Bundespräsident Hoeneß zeigt menschliche Größe und begnadigt seinen größten Kritiker. Als der undankbare Klopp darauf sagt: "Da gehe ich doch lieber ins Gefängnis" und sich auf den Weg nach Landsberg macht, wird er unterwegs von einer aufgebrachten Menschenmenge gestellt und gesteinigt. (Abermals zeigt Vereins-, Minister- und Bundespräsident Hoeneß menschliche Größe und begnadigt die Steinewerfer.)

 

Mitte 2020

Vereins-, Minister- und Bundespräsident Hoeneß wird unruhig. Er wird bald 70 Jahre alt, spürt angesichts der vielen Aufgaben schon erste Ermüdungserscheinungen ... und dabei gibt es noch so viel zu tun. Hoeneß überlegt – und weiß Rat. Kurzentschlossen ruft er den HERRN an und bittet um eine Verlängerung seiner Lebenszeit. Der HERR ist darüber not amused, ringt sich aber am Ende dazu durch, Hoeneß' Lebenszeit um 70 Jahre zu verlängern.

 

Ende 2020

Jetzt hält ihn keiner mehr auf. Hoeneß ist der größte Präsident aller Zeiten. Aber was hat er vor?? In Fernsehinterviews redet er immer häufiger davon, der FCB sei ein Verein ohne Raum. Und am FC-Bayerischen Wesen solle die Welt genesen. Was aber hat das zu bedeuten? An dieser Stelle verdüstert sich die Zukunft in einem Maße, dass sie auch für uns Hellsichtige nicht mehr erkennbar ist...

 

Sorry. Irgendwie ist die Titelzeile nicht lang genug gewesen. Es muss heißen:
"Chroniken des Unvermeidlichen"Olaf KF, Anmerkung zur Geschichte

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