Andreas Dany

Zeitreise

Zeitreise

Das Erwachen

Dunkelheit umgibt mich. Und Gestank. Ein bestialischer stechender Gestank. Ich muss mich zwingen diesen übelriechenden Mief in meine Lungen zu saugen, aber es ist sinnlos gegen den Atemreflex ankämpfen zu wollen, mein Körper will leben! Ich kämpfe gegen den Würgereiz an, der jedem Atemzug folgt. Aber das Einzige was ich denken kann ist: „Wie entkomme ich diesem ekelhaften Gestank.“
Ich will die Augen aufreißen, aber dann merke ich, dass sie gar nicht geschlossen sind. Entweder bin ich blind, oder es ist so stockdunkel, dass man nichts sieht. Gar nichts. Bin ich überhaupt wach, oder ist das einer dieser Alpträume aus denen man nicht erwachen kann? Alpträume, die mich wie ein zäher Schleim umgeben, die mich lähmen, mich wie einen Kokon einspinnen und sogar verhindern, dass ich den kleinsten Laut von mir geben kann.
Ich versuche zu schreien. Ich höre ein leises, fremd klingendes Krächzen, dass sich nicht im entferntesten nach meiner Stimme anhört. Aber, wie hört sich meine Stimme überhaupt an? Ich weiß es nicht!
Dann ist es still und ich versinke wieder in dem zeitlosen stinkenden Brei dieser Dunkelheit.
 
Jemand gibt mir Wasser. Meine Lippen sind trocken und aufgesprungen. Das Wasser schmeckt abgestanden, aber ich trinke es trotzdem. Ich versuche die Augen zu öffnen, aber das gleißend helle Licht veranlasst mich, sie sofort wieder zu schließen. Gott sei Dank, ich bin nicht blind! Mein Kopf sinkt wieder zurück. Ich kneife die Augen zusammen und versuche etwas durch den schützenden Vorhang meiner Wimpern zu erkennen. Aber es ist zu hell. Und da ist er wieder, dieser bestialische Gestank. Wie ein alter Bekannter begrüßt er mich, versucht mir das wenige Wasser wieder aus meinem Magen zu locken. Ich zwinge mich flach zu atmen, denn mir ist klar: Ich brauche dieses Wasser, wenn ich überleben will!
Darüber verliere ich wieder das Bewusstsein.

Als ich wieder denken kann, umgibt mich das schwache Licht eines beginnenden Tages. Es stinkt immer noch bestialisch, aber entweder hat meine Nase sich an den Gestank gewöhnt, oder er ist erträglicher geworden. Schemenhaft erkenne ich meine Umgebung. Ich scheine in einer Art Scheune oder Stall zu liegen, denn das schwache Licht dringt durch die vielen Ritzen einer grob zusammengezimmerten Bretterwand. Meine Augen wandern umher, nehmen erste Umrisse wahr, die sich aber keinem konkreten Gegenstand zuordnen lassen.
Ich lausche. Leises Rascheln und Atemgeräusche lassen mich ahnen dass ich nicht das einzige lebende Wesen in diesem Raum bin. Diese Geräusche sind aber nicht menschlicher Natur, Tiere vielleicht. Ich liege ganz still und wage keine Bewegung, denn ich habe Angst wieder das Bewusstsein zu verlieren, habe Angst wieder in dieses nebelige Grau zu versinken, das mich bis jetzt umgeben hat.
Je länger ich wach liege umso mehr erkenne ich von meiner Umgebung. Ich hatte Recht, ich liege in einem Stall. Rechts und links von mir scheinen sich Holzwände als Absperrung zu befinden. Hier ist alles dunkel. Ich liege also in einer Art Verschlag. Vor mir kann ich auf eine Wand blicken, durch deren Ritzen das schwache Licht in den Raum fällt. Mein Blick wandert an mir herunter. Ich erkenne nichts. Über meinem Körper liegt eine grobe Decke, darunter bin ich vollständig nackt.

Irgendetwas stimmt hier nicht, denn ich bin mir sicher: ich gehöre nicht an diesen Ort. Alles um mich herum ist mir fremd. Gerüche, Geräusche selbst meine Gefühle. Was mir aber noch mehr Angst macht, was mich fast vollständig lähmt ist: ich selbst bin mir fremd. Ich weiß nicht wer ich bin, ich weiß nicht wo ich bin und ich weiß nicht warum ich hier bin. Aber was am Schlimmsten ist: ich weiß noch nicht einmal was ich überhaupt bin.
Eine Tür wird knarrend aufgezogen. Durch die geöffnete Tür fällt noch mehr Licht in den Raum. Gegen das Licht sehe ich schemenhaft eine Gestalt in der Öffnung stehen. Sie blickt zu mir herüber, stutzt und wendet den Kopf über die Schulter. Dann ruft sie ein paar Worte laut in einer ungewohnt klingenden Sprache. Eine zweite Person erscheint in der Tür. Sie ist größer und kräftiger als die erste. Jetzt gehen die beiden Gestalten langsam auf mich zu. Sie nähern sich mir sehr vorsichtig. So wie man sich einem gefährlichen Tier nähern würde, bei dem man sich nicht sicher ist ob es im nächsten Augenblick blitzschnell angreift.

Ich erwarte wieder in Ohnmacht zu fallen, bleibe aber wach. Jetzt sind die beiden Gestalten vor meinem Lager angekommen. Sie beugen sich vorsichtig über mich. Ich erkenne einen älteren Mann und ein junges Mädchen. Der Mann hat einen Stock in der Hand, mit dem er mir etwas unsanft in die Seite stößt, dabei brummt er Worte, deren Sinn ich zuerst nicht verstehe: „ Wer bist du?“ Ich verstehe jetzt was er meint, kann ihm aber nicht antworten. Zum einen, weil ich im Moment nicht in der Lage bin auch nur ein einziges Wort zu formen da meine Zunge sich anfühlt wie ein trockener klebriger Klumpen. Zum anderen, weil ich selbst nicht weiß, wer ich bin.
„Woher kommst du?“, seine nächste Frage wird wieder von einem kräftigen Stoß mit seinem Knüppel begleitet. Ich stöhne leise auf. Das Mädchen drängt sich an ihm vorbei und reicht mir in einer Schale einen Schluck Wasser. Ich schaue sie dankbar an und trinke gierig ohne meinen Blick von ihr zu wenden Ich verschlucke mich und muss husten. Um sie nicht nass zu spritzen wende ich meinen Kopf zur Seite. Dann schaue ich sie wieder an und versuche ein Wort zu formen. Mit viel Phantasie kann sie wohl erahnen was ich sagen möchte: „Danke!“
Sie lächelt, aber der Alte schiebt sie zur Seite und tritt mir unsanft gegen meine Hüfte. Der Laut, den ich zwischen meinen aufgesprungenen Lippen hervorstoße, ähnelt mehr dem Knurren eines räudigen Hundes als einem menschlichen Wort. „Lass ihn, er ist bestimmt keiner von Ihnen!“, wieder schiebt sich das Mädchen zwischen den Alten und mich und beugt sich erneut über mich, um mir noch einen Schluck Wasser zu reichen. Dankbar nehme ich einen kleinen Schluck. Die wenigen Bewegungen haben mich so sehr angestrengt, dass ich wieder auf mein Lager sinke und die Augen schließe. Meine Besucher sehen ein, dass es im Moment wohl keinen Sinn hat mich weiter zu befragen und verlassen den Stall. Ich bin wieder alleine. Die wenigen Worte der beiden gehen mir immer wieder durch den Kopf. Was meinte das Mädchen damit als sie sagte: „ Er ist bestimmt keiner von Ihnen.“? Zu wem gehöre ich nicht? So wie sie es gesagt hatte war es auf jeden Fall besser für mich- nicht- zu „Ihnen“ zu gehören, wer immer „ Die „ auch sind. Aber Das Mädchen hatte noch etwas gesagt, etwas, dass mir nicht in den Kopf will. Erst jetzt wird mir bewusst warum sich mein Kopf gegen ihre Worte wehrt. Sie hat gesagt: „Lass I h n zufrieden“, und: „ E r ist bestimmt keiner von Ihnen“. Wieso „ er“? Ich bin ein Mädchen! Ich kann mich zwar an nichts erinnern aber dennoch bin ich mir absolut sicher: Ich bin eine junge Frau! Als ob mein Gehirn diese Erkenntnis bestätigen will, gleiten meine Hände unter das grobe Tuch der Decke. Einen Augenblick später erstarre ich! Was meine Hände ertasten ist eindeutig nicht weiblich! Auch als ich wiederholt unter die Decke greife, ist das Ding nicht verschwunden, ganz im Gegenteil! Alles in mir sträubt sich gegen diese unwiderlegbare Erkenntnis: „ Ich bin ein Mann!“
 
  
 
 

Ein Name
 
 
Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, seit ich diesen Schock bekommen habe, aber ich muss wieder eingeschlafen sein, denn neben mir liegt ein kleiner Haufen Kleidung. Ich versuche mich zu bewegen. Jede Faser meines Körpers wehrt sich dagegen, jeder Muskel, jeder Knochen schickt mir Schmerzen ins Gehirn die mir nur eines sagen wollen: Bleib liegen. Ich will aber nicht liegen bleiben. Ich will aufstehen, mich bewegen. Ich will Leben! Leise stöhnend schiebe ich die Decke von meinem Körper. Im Halbdunkel der Scheune werfe ich einen Blick auf meine Gestalt. Nein, das bin nicht ich! Schlank und muskulös- ja aber doch nicht so sehnig und hager und vor allem, nicht behaart! Gedankenfetzen jagen mir durch den Kopf, kreischende  Bremsen, ein dumpfer Aufschlag verbunden mit einem alles zerreißenden Schmerz. Dann diese Dunkelheit. Die Dunkelheit und der Gestank. Ich warte, versuche an nichts zu denken.

Wenn ich geträumt habe, und mir diesen Traum wieder ins Gedächtnis rufen möchte dann mache ich das auch immer so. Ich versuche an nichts zu denken und lasse meine Gedanken ungehindert fließen. Manchmal ist es ein bestimmter Geruch,der mich auf die Spur des Traumes bringt, manchmal ein wages Gefühl oder ein einziger Gedankenfetzen. Wenn ich  erst einmal den Anfang gefunden habe, ziehe ich daran den gesamten verschütteten Traum wie an einer eisernen Kette aus den verborgenen Abgründen meines Unterbewusstseins.Aber heute kommen keine Gerüche, keine Gefühle nicht einmal der kleinste Gedankenfetzen, der Gestank hat sie alle
weggeätzt. Er hat alle Gedanken und Gefühle ausgemerzt. Er hat mein Gehirn komplett „resetet“.Ich zwinge mich die grobe Leinenhose im Liegen überzustreifen. Offensichtlich ist sie für jemanden gefertigt worden, dessen Leibesumfang deutlich größer ist als meiner, aber es liegt eine Kordel daneben. Meine Hände erfassen die
fast zwei Meter lange, kleinfingerdicke Schnur. Die linke Hand ergreift die beiden Enden, die Rechte fährt an der Schnur entlang, bis sie deren Mitte erreicht hat. An dieser Stelle fast sie zu und drückt mir die Kordel gegen den Leib und hält dabei die Hose. Beide Hände führen das Band so hinter meinen Rücken, dass es sich dort kreuzt. Die Hände übergeben sich die Enden und führen sie wieder nach vorn. Das eine Ende wird unter der Kordel hindurch geführt und mit dem anderen zu 
einem festen Knoten verbunden. Verwundert betrachte ich mein Werk. Die Hose wird jetzt sicher durch die Kordel gehalten. Diese Handgriffe habe ich bestimmt schon unzählige Male ausgeführt. Meine Hände brauchen für diese Bewegungen keinen Befehl meines Gehirns, ganz im Gegenteil, ich hätte diesen Ablauf nicht bewusst stoppen können. Es war ein einstudierter Bewegungsablauf, fast so wie ein vertrautes Ritual.  Ein Ritual ausgelöst dadurch, dass meine Hände eine Kordel halten, mit der ich meine Kleidung gürten will. Etwas anderes erschreckt mich. Es ist das Gefühl, dass ´seit dem Schließen des Gürtels durch meinen Körper fließt. Ein Gefühl der Stärke und der Überlegenheit. Ein Gefühl, das so gar nicht zu meiner jetzigen Situation passen will, dass aber trotzdem vollständig Besitz von mir ergreift. Wie ein alter Bekannter begrüßt es mich und wie ein alter Bekannter ruft es mich bei meinem Namen:
„ Kieara, wir sind zum Kampf bereit!“
 
 
Der falsche Ort, die falsche Zeit

Irgendwie habe ich es geschafft mir auch das grobe Leinenhemd überzustreifen. Jetzt wo ich nicht mehr nackt bin fühle ich mich deutlich besser.

Ich traue mich noch nicht aus der schützenden Umgebung des Stalles. Stattdessen beginne ich meine steifen Glieder zu strecken. Es schmerzt, aber je mehr ich mich bewege, umso wacher werde ich. Ich verbiege meinen Körper bewege meine Muskeln die sich mit aller Macht dagegen wehren. Aber seit ich mir diesen Gürtel umgebunden habe ist auch etwas von meiner Kraft wiedergekommen. Von der Kraft, dessen bin ich mir sicher, die ich früher einmal besessen habe.

Wieder wird die Tür knarrend aufgezogen. Gegen das Licht sehe ich das junge Mädchen. Ich bin froh, dass sie es ist und nicht der unfreundliche Alte mit seinem Knüppel.
Sie trägt eine Schüssel in den Händen, in der eine dampfende Flüssigkeit ist. Ich versuche mit der Nase zu erspüren um was es sich handeln könnte, aber der bestialische Gestank scheint meinen Geruchssinn vollständig zerstört zu haben.

Zögernd kommt sie näher. Sie ist vielleicht fünfzehn oder sechzehn Jahre alt. Ihr blondes langes Haar fällt ihr in sanften Locken über die schmalen Schultern. Sie lächelt: „ Du bist wach! Das ist gut. Iss!“ Sie reicht mir die Holzschüssel und einen hölzernen Löffel. Ich setze mich auf den Boden und beginne die dampfende Flüssigkeit zu schlürfen. Die Brühe ist kochend heiß. Ich verbrenne mir fast den Mund. Die Wärme tut gut, schmecken kann ich nichts. „Langsam, die Brühe ist sehr heiß!“, das Mädchen hat sich vor mich hingekauert und betrachtet mich aufmerksam. Auch wenn ihre Warnung zu spät kommt, ich verziehe mein Gesicht um ebenfalls ein Lächeln zustande zu bringen. „Heiß, aber sehr gut!, Danke“, stoße ich zwischen den einzelnen Schlucken hervor.
Erst jetzt, wo die heiße Brühe in meinem Magen ankommt merke ich, wie hungrig ich bin. Gierig reiße ich mit den Zähnen ein Stück aus dem harten Brotkanten, den mir das Mädchen mit einem glücklichen Lächeln in die Hand gedrückt hat. Sie lässt mich nicht aus den Augen und verfolgt jede meiner Bewegungen mit ihren aufmerksamen, neugierigen Augen.

„Wer bist du?“, fragt sie mich unvermittelt. Ich schaue ihr gerade in ihr ebenmäßiges Gesicht: „Ich erinnere mich an gar nichts mehr.“ Sie blickt mich wortlos an. Wartet, wartet darauf das ich von selbst anfange zu reden. Ihre Blicke bedrängen mich nicht, sie streicheln meine geschundene Seele, ermuntern mich meinem Herzen Luft zu machen.
Ich schlürfe die heiße Brühe, beiße immer wieder kleine Stücke aus dem Brotkanten und lächle sie zwischendurch kurz an.

Je leerer die Schüssel wird, umso langsamer führe ich den Holzlöffel zum Mund. Ich habe Angst davor  diese Mahlzeit zu beenden, Angst davor wieder Allein zu sein, Angst davor das Mädchen nie wieder zu sehen.
Irgendwann ist die Schüssel geleert. Den Hunger hat diese Mahlzeit nicht gestillt, ganz im Gegenteil, sie hat ihn erst geweckt!

„Wie heißt du?“, frage ich sie. „ Ännlin“, sie antwortet mit einem Lächeln. „ Und du kannst dich an nichts erinnern?“, fragt sie und ihre großen braunen Augen schauen mich unschuldig an. „Nein, an gar nichts. Wie bin ich hierhergekommen?“
„Mein Großvater und ich haben dich vor fast einer Woche im Wald gefunden. Wir waren mit unserem Karren auf dem Rückweg vom Markt und du lagst mitten auf dem Weg. Ohnmächtig, grün und blaugeschlagen und völlig nackt. Großvater wollte dich liegenlassen, er meinte das du nur Ärger bringst und wahrscheinlich von den Rittern aus dem Schloss geworfen wurdest.“ Wieder schaut sie mich fragend an, so unschuldig, so verletzlich aber ich kann ihr nicht antworten.

Meine Gedanken überschlagen sich. Ritter, Schloss – was soll das, es gibt schon lange keine Ritter mehr und Schlösser kann man besichtigen, Sonntags, manchmal mit Familienrabatt, aber man wohnt doch nicht darin! Ich schrecke auf: „ was ist heute für ein Tag?“, frage ich sie. „Heute ist Montag“, antwortet sie mir sofort. „ Nein, ich meine welcher Monat, welches Jahr?“, setze ich nach. „ Es ist Juni im Jahre des Herrn 814“


Der Angriff

 
Es sind zwei Wochen vergangen, seit ich erfahren habe warum mir alles hier fremd ist. Eine Erklärung gibt es nicht. Ich suche auch nicht danach. Dinge die ich nicht ändern kann nehme ich hin. Mein Körper ist mir noch immer fremd, aber ich arrangiere mich langsam mit ihm. Einige Funktionen sind sehr nützlich, andere eher lästig. Das tägliche Rasieren zählt auf jeden Fall zu den Lästigen-Pinkeln ist eher praktisch.

Ich fange an mich auf dem Hof nützlich zu machen. In einer Ecke steht ein Reisigbesen. Ich beginne damit langsam die groben Steine des Hofes zu fegen. Stück für Stück, Meter für Meter immer mit der gleichen, ruhigen Bewegung. Dabei versinke ich in eine Art Tagtraum, nehme nichts um mich herum wahr. Der Alte geht an mir vorbei, grummelt irgendetwas Unverständliches. Ännlin streift mich im Vorbeigehen, wirft mir ein kurzes, schüchternes Lächeln zu. Ich fege, ich weiß nicht wie lange ich gefegt habe, der ganze Hof ist schon lange sauber. Plötzlich reißt mich ein lautes Geräusch aus meiner Versenkung. Der Klang von beschlagenen Hufen auf Kopfsteinpflaster, begleitet von lauten Rufen. Ich halte inne, drücke mich in eine Ecke und halte den Stiel des Besens fest umschlossen. Das Reisig ist fast abgenutzt. Nur noch der schwere Eichenstab mit ein paar dünnen Ästchen ist übriggeblieben. Aber der Stab liegt gut in meinen Händen.

Die Reiter preschen wild rufend auf den Hof. Einer hat sein Schwert gezogen und treibt den Alten mit der Breitseite vor sich her.“ Wir haben nichts – lasst uns zufrieden!“, ruft er jammernd und durch Schmerzenslaute unterbrochen. Ich bleibe in meiner dunklen Ecke, beobachte, warte ab.

Jetzt ertönt ein heller Schrei. Er fährt mir durch Mark und Bein. „Ännlin“, schießt es mir durch den Kopf. Schon kommt einer der Männer um die Hausecke. Am ausgestreckten Arm hält er Ännlin, zieht sie an ihrem goldenen Haar hinter sich her.

„ Schaut was ich gefunden habe – hat sich bei den Schweinen versteckt.“,er zieht sie näher zu sich und stößt sie in die Mitte der Reiter, die einen Kreis gebildet haben. „ Stinkt auch so!“
Einer der Männer, es scheint ihr Anführer zu sein lässt ein grölendes Lachen hören: „ Na mein Täubchen, es lohnt sich nicht sich zu verkriechen- irgendwann finden wir jedes Weibstück!“ er wendet sich an den Alten: „ Du weißt was das für dich und den Hof bedeutet, jedes Weibstück zwischen 12 und 25 Jahren gehört dem Fürsten! Wolltest sie wohl für dich behalten, sollte dir dein Bett und deine alten Knochen wärmen- was?“, dabei schlug er den Alten mit seinem Schwert abwechselnd auf Rücken und Bauch, bis dieser jammernd liegen blieb. „ Los, holt das Vieh aus dem Stall und brennt die Hütte nieder- und du“, dabei schlug er nochmals mit dem Schwert auf den am Boden liegenden ein, „bringst die Schweine zur Burg – und das mir keines fehlt!“ Einer der Männer nähert sich dem Haus mit einer brennenden Fackel.

Er kommt auf mich zu, „ Wer bist..“ weiter kommt er nicht. Meine Wut hat sich bis zum Überkochen gesteigert. Der Besen beschreibt in meinen Händen fast von selbst einen Kreis, reißt die Fackel zu Boden und noch ehe sie die Erde erreicht hat stoße ich ihm den Eichenstab in den Leib. Ich drehe mich und es gibt einen hässlichen Laut als der Stab sein Gesicht zerschlägt.

Es ist still. Außer dem Schnauben der Pferde ist nichts zu hören. Ich zähle vier Pferde. Also noch drei Männer. Zwei stürmen mit gezogenen Schwertern auf mich zu. Ich erwarte Sie. Den Stab halte ich mit der linken Hand längs zum Körper. Ich stehe noch still als das erste Schwert  mich fast berührt. Im letzten Moment mache ich eine Drehung Der Schlag verfehlt mich um Haaresbreite, der Angreifer ist nicht im Gleichgewicht Als er an mir vorbeifällt lasse ich den Stab los und ergreife mit beiden Händen seinen Kopf. Das Knacken klingt grausam, aber er hört es nicht mehr, er wird nie wieder etwas hören. Der zweite Angreifer stutzt einen Augenblick zu lange. Ich stoße ihm das Schwert, das mich soeben verfehlt hat in ganzer Länge in seinen Bauch.

Aus der Bewegung ergreife ich wieder den Eichenstab und bin in zwei schnellen Schritten beim Anführer. Der hat die Gefahr erkannt und attackiert mich mit seinem Schwert. Ich ducke mich unter seinem Hieb und stoße ihm den Stab in die Seite. Er trudelt, fällt vom Pferd. Blitzschnell ist er wieder auf den Beinen. Grinst: „Dreckskerl dich schlitz ich auf“ Genau das versucht er, der Streich ist gut ausgeführt, aber er hat mich ja gewarnt. Der Stab trifft die Schwerthand und das stumpfe Ende des Besens durchstößt seine Kehle.

Das letzte Bild, das seine Augen in dieser Welt sehen, ist mein ausdrucksloses Gesicht und das grobe Leinengewand, das stoßweise von seinem Blut in ein fleckiges Rot getaucht wird.

Wortlos hebe ich sein Schwert auf und gehe zum ersten Angreifer, der langsam aus seiner Ohnmacht erwacht. Mit dem Schwert durchstoße ich seine Kehle. Mit gesenktem Haupt stehe ich einen Moment regungslos da. Ännlin hat aufgehört zu Schluchzen, der Alte stöhnt noch vor Schmerzen. Ich gehe zu ihm und helfe ihm auf die Beine. Er stößt mich weg: „Damit hast du uns alle umgebracht. Wir werden gefoltert und hingerichtet, die Ritter dulden keinen Widerstand!“ Er verschwindet im Haus.

Wenn ihr wissen wollt wie es weitergeht - Komentare, Komentare, Komentare.....
 

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Andreas Dany).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.09.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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