Wie jedes Jahr fuhr Greta mit den Kindern ins Allgäu auf den Bauernhof der Familie Lederer.
Ihr Mann konnte erst in zwei Wochen nachkommen.
Die beiden größeren Kinder, Paolo und Mira, halfen jeden Morgen im Stall beim Melken der Ziegen. Die Ziegen kannten die beiden und ließen willig alles geschehen, wenn sie hinterher mit ein paar Streicheleinheiten und einem Spielchen belohnt wurden.
Die kleine Berta, knapp drei Jahre alt, wollte auch helfen. Als sie aber schon am ersten Tag von einem Zicklein ungestüm umgeworfen wurde, verlor sie den Mut, in den Stall zu gehen. Auch zu den Schafen traute sie sich nur in Begleitung eines Erwachsenen.
Aber helfen wollte sie der Mama doch so gerne!
So schickte Greta sie eines Tages mit einer kleinen Kanne zum Milchholen. Der Kuhstall lag abseits vom Bauernhaus. Berta machte sich auf den Weg zum Stall, sie wusste, dass die Bäuerin darin war. Alle Kühe waren dort angebunden, die großen Tanks mit der Milch standen gleich hinter dem Eingang. Es gab keine Gefahr, dass eine Kuh sie umwerfen konnte, und Frau Lederer war ja auch noch da.
Greta sah die kleine Berta kommen. So schnell hatte sie selbst noch keine Milch geholt. „Nanu, Berta, das ging aber fix.“ Berta sagte nichts und verzog ihren Mund.
„Na, gib mal erst die Milchkanne, dann erzählst du mir, was geschehen ist.“
„Ich habe keine Milch“, fing Berta an zu weinen.
„Aber warum denn nicht? War die Bäuerin nicht da?“
„Weiß ich nicht.“
„Aber Kindchen, was ist den passiert?“
„Da saß eine schrecklich große Katze in der Tür! Da bin ich weggelaufen.“
„Soso, eine Katze. Die wollen wir uns dann jetzt genau ansehen. Ich komme mit. Ich bin sicherlich größer als die Katze.“
© I. Beddies
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.11.2014.
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