Erika Schmidt

Tagebucheintrag

Das sind die Tagebuch Eintragungen einer viel beschäftigten Mutter und Hausfrau im Advent.

           Jetzt ist es wieder Weihnachtszeit
           Man nennt es auch die Stille Zeit


1. Adventswoche
In 4 Wochen ist Weihnachten, es wird nun höchste Zeit, daß ich mit der Bäckerei anfange. Mindestens 20 Sorten wollen sie wieder haben. Wenn ich nur wüßte was für welche. Mein Mann ißt am liebsten Nußmakronen, aber die mag der Opa nicht, weil die Nüsse immer im Gebiß hängen bleiben. Die Mandelecken mögen die Kinder am liebsten, weil sie mit dem Schokoladenguß so schön die Wände bemalen können. Spekulatius gelingen mir nie so recht, die machen auch viel zu viel Arbeit. Die Lebkuchen waren letztes Jahr so hart, daß sich Tante Frieda einen Zahn ausgebissen hat. Das war vielleicht ein Theater, und das am Heiligen Abend, wo kein Zahnarzt zu haben ist. Na gut, Terassen und Vanillekipferl kann ich machen, die mag ich aber nicht. Doch danach fragt eh keiner.         
Ein paar neue Rezepte habe ich aus der Fernsehzeitung, die möchte ich unbedingt ausprobieren. Ich fange einfach mal an. Hoffentlich habe ich alle Zutaten da, damit ich nicht wieder bei der Nachbarin betteln gehen muß. Die fragt mich dann bloß wieder aus über Gott und die Welt, und macht alle schlecht. Herr je, hoffentlich finde ich meine Rezepte auch wieder. Jetzt geht der Streß    schon los.


          Ja, es ist Weihnachtszeit,
          man sagt auch die stade Zeit.

2. Adventswoche
Mein Gott, es sind nur noch 3 Wochen und ich habe noch keine Geschenke. Das wird wieder eine Rennerei geben, fast so schlimm wie nach Weihnachten beim Umtauschen. Die Kinder wollen ein Video Spiel und ein Handy, das geht ja schnell. Ich kenn mich da nicht so aus, aber sie haben genau aufgeschrieben was sie wollen. Hoffentlich macht da mein Geldbeutel mit.
Opa kriegt wieder seinen Tabak für die Pfeife. Das stinkt zwar fürchterlich, aber er läßt sich von der Qualmerei nicht mehr abbringen. Er meint, daß es noch sein einziges Vergnügen ist, und Oma verschwindet dann immer.
Bei Oma muß ich aufpassen, daß ich nicht wieder die gleiche Wolldecke kaufe wie im Jahr davor, ist mir schon mal passiert, war etwas peinlich und ich mußte mir die Vorwürfe das ganze Jahr über anhören.
Bei meinem Mann muß ich schauen, welche Krawatte er letztes Jahr bekommen hat. Ich glaube eine rote, dann ist heuer wieder eine blaue dran, daß ich da keinen Fehler reinkriege. Er trägt sie zwar selten, aber wenn ich sie lange genug aufhebe kann ich sie immer wieder verschenken.
Bei Onkel Ewald und Tante Frieda wird es schwieriger, die haben alles und meckern über alles. Aber wehe sie kriegen nichts, dann geht die Welt unter. Da werde ich wohl ein paar Stunden in der Stadt herumrennen, obwohl, eigentlich ist es wurscht was ich kaufe, sie tauschen es so wie so wieder um. Ja der Streß geht weiter.

          Doch es ist ja Weihnachtszeit,
          man sagt auch, es ist die ruhige Zeit.


3. Adventwoche
Noch 2 Wochen, es wird Zeit für den Christbaum. Tja, das wird wieder schwierig. Er soll nicht zu groß, nicht zu klein, nicht zu breit und nicht zu schmal sein, und natürlich schön gewachsen und möglichst nichts kosten.
Die Kinder wollen eine Tanne, Oma und Opa eine Föhre so wie früher, mein Mann eine Fichte, weil die am billigsten ist. Aber die kommt nicht in Frage, ich will nicht wieder bis Ostern die Nadeln aus dem Teppich klauben. Ich glaube, ich werde dieses mal meinen Willen durchsetzen und eine Nordman Tanne nehmen. Ja, so mache ich das, ich muß den Baum ja eh alleine nach hause schleppen.
Oh Gott der Ständer, der hat letztes Jahr den Geist aufgegeben, den darf ich nicht vergessen zu kaufen. Und die Kugeln? Hoffentlich finde ich die wieder, die hat letztes Jahr mein Mann aufgeräumt, was selten vorkommt. Da hatte er so einen Anfall von Helfen. Den brauche ich aber nicht zu fragen, der weiß so wie so nicht mehr wo die sind. Also suchen, dabei ist Weihnachten und nicht Ostern. Aber jetzt erst mal schnell los, damit ich noch einen ordentlichen Baum kriege.

          Weil es ist Weihnachten, 
          man sagt auch die besinnliche Zeit.

4. Adventwoche
Jetzt wird es höchste Zeit für das Festmenue. Was koche ich bloß wieder. Jedes Jahr das gleiche Theater, keinem kann man es recht machen. Mal überlegen, Heilig Abend einen Karpfen? Aber nein, den gibt es ja an Silvester. Vielleicht einen schönen Rinderbraten? Den können Oma und Opa nicht beißen, obwohl ich ihn immer schön weich koche.
Wiener Schnitzel mag mein Mann nicht, und mir dreht sich der Magen um wenn ich Bratwürste machen muß. Das wird wieder schwierig werden und den ganzen Tag in der Küche stehen will ich auch nicht, hab eh schon mit Baum schmücken und putzen genug Arbeit. Mal überlegen. Ich glaube, ich habs: Die Kinder kriegen Pizza wie immer, das geht schnell. Und der Rest der Familie Nudeln mit Tomatensauce, wie immer. So mache ich es, das wäre geklärt.
Am ersten Feiertag gibt es natürlich eine Gans wie immer. Da stehe ich immer ganz früh auf, damit die auch fertig wird. Und bis alle die Beilagen und Vorspeisen und Nachspeisen gemacht sind ist es meist schon Mittag.
Ja, das wird wieder ein schönes und ruhiges Fest, wie immer. War eigentlich gar nicht so schlimm, man muß es nur machen wie immer. Natürlich nur für die anderen, nicht für mich. Denn das schönste Fest ist nichts ohne Vorbereitungen. Und wer macht die denn wohl?  Na ich, wie immer.

Und eines ist auch ganz sicher: Es ist Weihnachtszeit
                                                   man nennt es auch die stille Zeit.

           

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Erika Schmidt).
Der Beitrag wurde von Erika Schmidt auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.11.2014. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Erika Schmidt als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Fabelhaft Tierisch: Gedichte und Zeichnungen von Gerhild Decker



Auch in diesem Buch erkennt man die ausgezeichnete Beobachtungsgabe der Autorin und Tierfreundin. In erfrischend heiterer Sprache lässt sie Tiere zu Wort kommen, stattet sie mit menschlichen Eigenschaften, Gedanken und Empfindungen aus und hält Menschen auf humorvolle, unterhaltsame Weise oftmals einen moralischen Spiegel vor. Dabei erkennt man, dass der Ursprung manch einer Weisheit durchaus bei den Tieren zu finden ist. Die Botschaften dieser Fabelgedichte sind durch Federzeichnungen geschmückt und sprechen Jung und Alt gleichermaßen an.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Weihnachten" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Erika Schmidt

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Muttertag von Erika Schmidt (Gedanken)
FUCHS ALS LEBENSRETTER von Christine Wolny (Weihnachten)
Komische Zahlen von Norbert Wittke (Glossen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen