Klaus Eylmann

Marketing

Olaf Hertz von der Kostenrechnung griff nach der Flasche und nahm einen kräftigen Schluck.
“Pfui Deibel, schmeckt ja ekelhaft. Heinrich, was hab ich da getrunken, Pferdepisse?”
“Ja.”
Hertz lief rot an und blickte nervös um sich. “Das ist doch wohl nicht dein Ernst.”
Laubermann zeigte auf die Flasche.
“Hättest du sie auch getrunken, wenn das auf der Flasche stünde? Doch wohl nicht. Nun,” Laubermann wandte sich an die anderen Abteilungsleiter, “ein Name wie ‘Klostergeist’ zieht immer, und wenn wir eine Nonne dazu auf die Flasche pappen, wird das Produkt ein Renner.” Laubermann war Marketing-Manager.

“War das wirklich Pferde….? Na du weißt schon.” Müller von der Buchhaltung tippelte neben Laubermann her.
“Natürlich nicht. Betschwestern vom Carmeliterorden. Wir haben mit ihnen einen Vertrag abgeschlossen. In der Flasche war eine unverdünnte Probe. War ja auch nicht zum Trinken gedacht. Nur der Hertz kann nichts stehen lassen.”
Bevor Müller in der Buchhaltung verschwand, hielt Laubermann ihn am Ärmel fest.
“Ich verrate Dir das Rezept. Aber, um Gotteswillen, erzähl es nicht deiner Frau: ¼ Zuckerwasser, ¾ Kirschwasser, ein Schuss Zitronensaft und, du weisst schon, ein Schuss von den Carmeliterschwestern in homöopathischer Verdünnung.
Die Nonnen beten jeden Tag, das überträgt sich auf das Produkt. Der Effekt ist erstaunlich, selbst bei dieser Verdünnung. Meine Tochter hat ein Glas davon getrunken und gleich am Morgen darauf ihren Nasenring ausgetauscht. Jetzt trägt sie einen mit Jesus-Anhänger.”
Laubermann sah Müller nach. Heute abend wusste es Müllers Frau, am nächsten Tag der Friseurladen und danach die ganze Stadt. Müller war eine Marketing-Kanone ohne es zu wissen.

“’Das Rezept bleibt unser Geheimnis’. Laubermann. Diesen Spruch bringen wir noch zusätzlich auf die Flasche”, forderte Direktor Breitenstein.
“Und was sagten Sie: ¼ Zuckerwasser, ¾ Kirschwasser, ein Schuss Zitronensaft und ein Schuss von den Carmeliterschwestern in homöopathischer Verdünnung? Das letzte ist doch sicher ein Scherz.”
“Sicher, Herr Breitenstein. Das hab ich mir ausgedacht.”
“Gut so. Gerüchte heben das Geschäft. Und noch eines. Ändern wir es ab auf ¾ Zuckerwasser und ¼ Kirschwasser. Das senkt die Kosten.”
Bevor Laubermann zur Tür raus ging.
“Laubermann, war das wirklich Pferdepisse?”
Laubermann drehte sich um. “Das wollen Sie doch nicht wirklich wissen, Herr Breitenstein?”, sprachs und verließ den Raum.









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