Christa Astl

Sich selber ausgeliefert?


 
Schlechtwettertag, zu unbeständig um die große Wanderung zu machen. Am Sofa mehr liegen als sitzen, ein Buch lesen. Fremde Gedanken, die sich allmählich mit eigenen vermischen.
Ich lege das Buch beiseite, die Brille als Lesezeichen hinein.
Ich schaue ins Leere, ein unbestimmter und unbestimmbarer Blick richtet sich auf eine Ecke der gegenüberliegenden Fichtenholzwand. Aus nebligem Trüb nehmen die Gedanken Gestalt an...
 
Wie schwer, grausam, spannend, aber  schön, tröstlich ist es, sich den eigenen Gedanken auszuliefern. Sich nicht ablenken durch das Einschalten eines Radios oder Fernsehers, das Einlegen einer CD, ein Computerspiel, ein Telefonat, all dessen was uns auf andere Gedanken bringen könnte.
Nein, einfach da zu sitzen, ruhig zu bleiben, und (sich) auszuhalten. Das können nur wenige Menschen, wie ich manchen Antworten entnehmen durfte.
Gedanken kommen lassen, sie anschauen, anhören, nachfühlen, in ihnen verharren, sich von ihnen führen lassen, zu Menschen, Ereignissen, in eine bewegte, bewegende Vergangenheit.
Vieles ist abgeschlossen, längst vorbei, manches ist (nur) abgelegt, verdrängt worden. Es wagt sich immer wieder an die Oberfläche des Bewusstseins, manchmal leises Lächeln hervor lockend, manchmal aber auch als stechender, brennender Schmerz, den man für den Moment aushalten muss.
Soll man diese Gedanken noch einmal aufrollen, die damalige Situation bewusst wieder beleben? Ereignisse waren damals nur so, auf die damalige Art zu lösen, jetzt, in anderen Lebensumständen, würde man anders handeln, (oder auch nicht?). Diese Gedanken, und vor allem dadurch vielleicht aufkommende Schuldgefühle, muss man mit allen Mitteln unterbinden. - Was war, ist vorbei, unwiderruflich! Kein "was wäre, wenn..." bringt die Situation zurück.
Gedanken, nicht festgehalten, verschwinden wieder, neue tauchen auf. Gegenwärtige Menschen, mit denen man in Kontakt war, kommen aus unbestimmbarer Richtung, stellen Fragen, deren Beantwortung dir schwer fällt, laden zu Diskussionen, fordern zum Widerspruch heraus.
Diese Gedanken weiterzuspielen, bringt auch nichts, nur Sehnsucht und Unzufriedenheit. So lässt man auch diese kommen, vorbeiziehen, ein wenig verweilen, vergehen, wie die Wolken draußen vor dem Fenster...
 
 
ChA 24.08.14    

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.01.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Weihnachten, Advent, die Zeit der Stille, der frühen Dunkelheit, wo Menschen gerne beisammen sitzen und sich auch heute noch Zeit nehmen können, sich zu besinnen, zu erinnern. Tirol ist ein Land, in dem die Krippentradition noch hoch gehalten wird. Ich habe meine Krippe selber gebaut und auch die Figuren selber gefertigt. So habe ich mir auch die Geschichten, wie jede wohl zur Krippe gefunden hat, dazu erdacht.

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