Anas Echcharai

Wut

Das Gefühl wenn ich ein Bild zeichne?
Die Frage die sich vor dem leeren Blatt stellt?
Die Idee die am Anfang wie ein kleines Feuer wirkt , doch sich dann entfacht.
Ich nehme den Bleistift in meine rechte Hand und halte ihn mit meinem Daumen und Zeigefinger. Das sind für mich wahrlich die wichtigsten Gliedmaßen.
Der erste, sanfte Strich zählt. Der erste, sanfte Strich zeigt ob es sich lohnt das Bild fortzusetzen oder nicht.
Der erste, sanfte Strich zeigt was das Bild fühlt, was es sagt und was es meint.
Nach den ersten dreihundert Bewegungen der Hand, tut mir das Handgelenk weh.
Ich weiche mit der Hand vom Bild und drehe meine Hand um das Gelenk zu lockern und schaue auf die Spitze des Bleistifts. Ich sehe dass die Bleistiftmine so schrumpfte, dass, wenn ich nun so weiter schreiben würde, ich nur mit dem Holz am Blatt kratzen würde. Ich lege den Bleistift hin um die Schublade zu meiner Rechten zu öffnen. Auf der Suche nach einem Anspitzer, wedle ich wild in der Schublade umher. Nichts. Ein alter Brief meines Großvater, eine Dose voller Schlaftabletten, ein Foto, eine Iphone Hülle und eine Bild von meinem Bruder, doch es ist kein Anspitzer drin. 
Mir wird warm und meine Hände, sie schwitzen.
Ich nehme den Bleistift nun in beide Hände. Der Bleistift. Der Bleistift ist das Wichtigste für jeden Künstler, wie ein Taschenrechner für den Mathematiker oder wie das Maßband für den Schneider.
Ich spanne meine Arme an und sehe die ersten Adern an meinen Unterarmen.
Er ist durchgebrochen, mitten in der Mitte.
Links, neben der Nachttischlampe, liegt eine Schere.
Ich lege die zwei Teile des Bleistifts auf den Tisch und nehme nun die Schere in die Hand. 
Ich steche mit der Schere in die Nähe des oberen Rand und halte mit der linken Hand das Blatt mit der Zeichnung und ziehe die Schere durch das Blatt nach unten.
Das Blatt ist getrennt in zwei Teile.
Ich spüre eine Ruhe, meine Körpertemperatur sinkt und meine Hände sind trockener als jemals zuvor.
Ich schalte die Nachttischlampe aus und gehe zu Bett.
Ich schlafe.

Anas Echcharai

Die Wut ist solange ungesund , bis man mit ihr so umgehen kann
wie mit Feuer .
Feuer ist löschbar und die Wut ist auch .
Anas Echcharai, Anmerkung zur Geschichte

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.01.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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