Sabrina Abels

Zorro


Zorro saß in seiner üblichen Ecke, in der er immer saß.Immer wenn er betteln ging, wenn er was zu Essen brauchte.Früher hatte er nicht gebettelt oder geschnorrt.Er war zur Schule gegangen, hatte mittags gearbeitet.Aber jetzt, jetzt ging er betteln.Es interessierte ihn nicht was die Leute dachten.Das war aber schon immer so gewesen.Zorro war immer schon anders.Er wusste das und auch alle anderen wussten das.Seine angeblichen Eltern hatten es auch gewusst.Das war auch der Grund gewesen warum er gehen musste.Was sollten sie mit einem verrückten Sohn?
“Er geht in ein Heim, da ist er besser aufgehoben“ Ihre Worte.Zorro hörte sie noch immer.Er hatte an der Tür gestanden, nicht gewusst warum, warum musste er gehen.Sie waren doch seine Eltern, warum wollten sie ihn loswerden.Nach und nach hatte er es verstanden.Zorro war nicht ihr Sohn.Er konnte garnicht ihr Sohn sein.Eine Mutter die öfter betrunken war, als nüchtern.Ein Vater, der nie da war.Er war noch nie dagewesen.Vielleicht hatte er bis zu diesem Tag nicht einmal gewusst, dass er einen Sohn hatte.Bis jetzt, bis zu diesen Worten “Er geht in ein Heim, da ist er besser aufgehoben“
Und wer fragte ihn?Es wurde beschlossen.Zorro hatte seine Sachen zu packen.Er sagte nichts dazu.Warum denn auch, hätte es etwas geändert?Zorro kam in eine Wohngruppe.Er hatte es sich schlimmer vorgestellt.Er war bei seinem Einzug in die Gruppe vierzehn Jahre alt gewesen.Schwer erziehbar, man konnte nicht mit ihm umgehen.Seine Mutter konnte nicht mit ihm umgehen.Aber Zorro wusste, dass sie es nie versucht hatte.Woher also wusste sie das?Er sprach nie darüber, es würde nichts ändern.Zorro ging zur Schule, kümmerte sich nicht viel darum aber er ging.Die Betreuer waren zufrieden.Dann kamen die Drogen.Ein bisschen kiffen, das kann nicht schaden.Das hatte zumindest Killy gesagt.Sie machte das schon lange, und sie war ja auch schon fast siebzehn.Zorro probiere es, es gefiel ihm.Er konnte alles vergessen, die Worte vergessen.“Er geht in ein Heim, da ist er besser aufgehoben“
Für wenige Augenblicke war er frei.Diese Augenblicke genoss er, er lebte für sie.Nachher probierte er auch andere Drogen aus.Killys Freund, der mit der Narbe auf der Stirn, der kannte sich damit aus.Er gab Zorro die Pillen.Die Augenblicke des Vergessens hielten damit viel länger an.Zorro schwänzte die Schule.Er war sowieso nie gerne hingegangen.Killy zeigte ihm noch andere Sachen, Sachen mit denen er in eine andere Welt abtauchen konnte.Eine Welt in der ihn niemand wegschicken konnte.Jetzt, jetzt hier an seinem Stammplatz, da war es wieder so.Zorro war in seiner eigenen Welt.In seinem Paradies.Aus der Wohngruppe war er abgehauen, sie hatten ihn nicht verstanden.Er kam gut zurecht, ging betteln, wenn das nicht reichte klaute er.Seine Drogen bekam er immernoch vom selben Dealer.Von Killys Freund.Zorro würde wohl nie wieder davon loskommen, er war jetzt gerade fünfzehn.“Er geht in ein Heim, da ist er besser aufgehoben“ Diesen Satz wird er nie wieder hören, denn er wird es nicht zulassen.Er lebt in seiner Welt, die er am liebsten nie verlassen würde.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 23.05.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Aus dem Wald in die Pfanne ... Tief unterm Büschel Gras versteckt, mit einem Blatt noch abgedeckt, beobachtet ein Pilz im Wald so manch befremdliche Gestalt. Sie schlurfen, ein paar trampeln auch, in Stiefeln und 'nem Korb vorm Bauch, das scharfe Messer in der Hand, den Blick zum Boden stets gewandt. Ein Freudenschrei, ein scharfer Schnitt, so nehmen sie Verwandte mit; und der versteckte Pilz, der weiß, im Tiegel ist es höllisch heiß. So brutzeln aber will er nicht! Da bläst ein Sturm ihm ins Gesicht, es rauscht und wirbelt ringsherum, schon bebt der Wald - ein Baum fiel um. Genau auf seinen Nachbarn drauf. Das ändert seinen Denkverlauf: "Welch übles Ende: Einfach platt! Da mach' ich lieber Menschen satt." Drum reckt er sich aus dem Versteck, er will jetzt plötzlich dringend weg: "Vergesst mich nicht! Ich bin gleich hier und sehr bekömmlich, glaubt es mir."

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