Andreas Rüdig

Obstsucht

 

Völlerei wird auch Freßsucht, Schwelgerei, Gefräßigkeit, Maßlosigkeit und Unmäßigkeit genannt. In der katholischen Kirche ist sie als die sechste der insgesamt sieben Todsünden bekannt. Die Völlerei ist die Charaktereigenschaft, mithin das Laster (nein, nicht der PKW, auch nicht der LKW) eines Menschen, die ihn zu einem maßlosen und ausschweifenden Leben führt. Der Mensch wird so undankbar dem Schöpfer gegenüber. Der Mensch erkennt nicht mehr das Geschenk des Lebens.

Wie die Strafe für diese Sünde aussieht? In der katholischen Mythologie wird der maßlose Mensch in die Hölle verbannt, wo er ewige Schmerzen erleidet. Nonnen, Mönche und sehr gläubige Christen ein eher bescheidenes. Ob sie wohl ins Paradies kommen und dort ewige Freude erleben?

Wer das Ei des Kolumbus gefunden hat, konnte etwas wichtiges entdecken. Ob es wohl auch ein Völler-Ei gibt? Zumindest aus dem Fußball ist nichts derartiges bekannt? Und ich konnte mir auch diesen Kalauer nicht verkneifen.


Die Erdbeere
ich sehr begehre
sie ist so rot, so pyramidig
niemand macht sie mir jetzt madig
doch oh wehe, ich muß mich bücken
will ich sie am Boden pflücken
„Das ist kein Entzücken,“
ruft da mein gequälter Rücken
drum frag ich meinen Vatersbruder
doch was sagt mir das gemeine Luder?
„Die Erdbeere ich nicht gern verzehre
Kein Erdbeerpflücken kommt mir in die Quere!“
Zum Wochenmarkt ich also laufe
sonst die Erdbeere ich dort billig kaufe
doch kein Obsthändler ist dort zu sehen
„Im Winter sie hier nicht stehen!“
Erdbeeren zu dieser Zeit des Jahres?
Ist hier Luxus, wie in Benares
warte noch bis kommt der Frühling
dann kannst du essen dein Lieblingsding



Wie kommt die Birne
in mein Gehirne?
Vorlauter Mund
tat hier Wahrheit kund
Ich steckt´ die Birne mir in den Schlund
doch sie war nicht richtig rund
so blieb sie im Hals mir stecken
bewegte sich nicht vom Flecken
da kam – hicks – ein Schluckauf
die Birne bekam `nen neuen Lauf
mit dem viele Gase
flog sie in meine Nase
ich röchelte, ich nieste
Und die Birne? Sie fieste
ein Loch im Knochen sie wohl nutzte
auf der Flucht sie Klinken putzte
sie passierte Augen und Schädeldecke
und zum häuslich niederlassen Zwecke
sie schnell eine leere Stelle fand
ein Kern sich nicht bei ihr befand
das wäre auch des Guten viel zu viel
ein Birnbaum im Kopf nie gefiel
seit die Birne in meinem Kopf
ist ihr Verzehr ein alter Zopf
ich habe ihre Vitamine
zum bösen Spiel mach ich gute Mine.

An die Kirsche
ich mich heranpirsche
man glaubt es kaum:
sie hängt an einem Baum
doch sieht sie mich beim Schleichen
will sie schnell entweichen
sie hat Angst vor`m Gegessenwerden
das bereitet ihr Kernbeschwerden
weil sie noch sehr braucht
wenn sie in den Boden taucht
ein neuer Kirschbaum soll entstehen
jeder soll die Schönheit sehen
komm ich also unauffällig an
rennt sie weg, so schnell sie kann
versteckt sie in Tannen, Birken, Hecken
die ihr helfen bei diesen Zwecken
ihr dunkelrot zeigt dort ein rotes linde
sie hofft, daß ich sie dort nicht finde
doch wenn ich sie zu meiner Freude seh´,
tut mir das Pflücken weh.
Wenn ich rupfe, ernte, esse
ich ihre Träume schnell vergesse
den Kern futter ich natürlich mit
den Magen passiert er mit dem Mist
und verbreitet so den Samen
er landet selbst bei den fernen Flamen
ganze Kirschbaumgärten ich schon gepflanzt
die Kirsche jetzt vor Freude tanzt
doch dann kam die Magenstopfung
es dauerte bis zur WC-Betopfung
ein Kirschenkern blieb mir erhalten
er tat auf Wachstum schalten
mein Körper war bald mit Kirsch´ gefüllt
jegliches Organ zerknüllt
ich war nur rot und rund
„Ein neuer Fall tut sich mir kund!“
sagt mein Arzt mir voller Stolz
du wirst zum Kirschbaumholz
erste Kirschen wachsen an den Haaren
„Das muß ich mir aufbewahren.“
was ich sonst gar nicht will:
meine Füße stehen plötzlich still
sie nun Wurzeln schlagen
selbst die Finger Kirschen tragen
eßt keine Kirschen, Leute
sonst seid ihr Kirschbäume noch heute!


Was reimt sich auf Banane nur?
Meine Phantasie stellt sich da stur.
Das Gedicht hat kein Gewicht
darum verrate ich dir nichts

Der neues Befund:
Bananen sind gesund.
Darum viele Bananen esse, raten alle Ärzte
was jeder Händler gern verschmerzte
doch oh Graus, oh weh
wenn ich heut die Affen seh´
sie sind dünn und mager
im Gesicht ganz hager
geht ihnen die Bananen wieder
dann sie wieder frohe Lieder



Sie sind ein Wüstling, mein Herr.

Erkläre Er sich, der Herr Doktor!

Sie sind Obstfan, Früchteliebhaber, Obstfanatiker.

Stimmt, edler Arzt. Wie weiß Er das?

Ich habe Ihro Bekleidung gesehen. Überall sind Flecken von saftigem, frischen Obst.

Und – sonst noch was?

Ja, Euer Würden. Auf Eurem Brustkorb klebt überall Obstwerbung.

Noch irgendwas anderes?

Natürlich. Auf den Röntgenbildern entdeckten wir ganz viele Obstkerne.

Und das war es dann?

Nein, selbstverfreilich nicht, Ihro Hochwohlgeboren. Bei der Magenspiegelung waren Sie nicht nüchtern. Im Bereich zwischen Speiseröhre und Enddarm entdeckten wir jede Menge Apfelmus und Obstsalat.

Uff, endlich ist er fertig.
Nein, mitnichten bin ich das. Ihro Durchlaucht sehe gnädigst unsere geschwollene Art zu reden.

Ja, sind wir denn kein Adel?

Vielleicht obstiger fruchtiger Landadel...

Was schlägt er vor, wie Wir Unsere Eßgewohnheiten und damit unsere Ernährung umstellen können?

Nun, das ist doch ganz einfach. Morgens gibt es Brot mit Konfitüre und / oder Wurst. Hier kann auf Vollkornprodukte zurückgegriffen werden, so daß Itzo Durchlaucht Weizenprodukte zu sich nimmt. Mittags schlage ich Gemüseprodukte vor. Und abends stehen Milchprodukte auf dem Speiseplan. Also beispielsweise Vollmilch, Buttermilch, Quark und Joghurt.

Darf Obst im Joghurt sein?

Ja. Es darf. Aber nicht im Vordergrund stehen.

Weiß der Herr Doktor, wie verquast er spricht?

Er weiß. Er hat es von seinem Herrn Patienten übernommen.

Oh! Und ich dachte schon, der Herr Quacksalber würde zu viel Gemüse essen.

Aber nicht doch. Dann würde ich doch wie Er werden.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.02.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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