Iris Klinge

Sterben in Thailand

Es ist erstaunlich, wie viele Ausländer gewollt oder ungewollt hier ihr Leben beenden.
Jeden Tag berichten die Medien von Menschen, die sich aus Verzweiflung aus irgendeinem Hochhaus in den Tod gestürzt haben. Oft war der Grund, dass sie kein Geld mehr oder auch ihre erlaubte Visum Zeit weit überschritten hatten.
 
Ob die buddhistischen Mönche diesen Selbstmördern eine religiöse Einäscherung ermöglichen, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber es gibt die Möglichkeit der „Armenbestattung“, wenn keine Angehörigen auffindbar sind. Der Leichnam wird in einem Massengrab beigesetzt in der Hoffnung, dass sich noch jemand meldet. Nach 6 Monaten Wartezeit wird er dann verbrannt und die Asche dem Meer übergeben.
 
Stirbt ein Christ hier eines natürlichen Todes, hat niemand ein Problem damit, ihm eine buddhistische Feuerbestattung zukommen zu lassen.
 
Dieses Zeremoniell habe ich vor wenigen Tagen persönlich erlebt. Ein deutscher Bekannte verstarb in einem Krankenhaus in Bangkok, nachdem er hier einen Herzinfarkt erlitten hatte. Sein Leichnam wurde nach Hua Hin überführt, wo er zuletzt lebte, und in einem „Wat“ (eine Art Gemeinschaftshaus, religiöses Zentrum oder auch Tempel) aufgebahrt. Ein pompöser Sarg mit eingebauter Kühlung wird von den Mönchen vermietet, damit der Verstorbene bis zum Tag seiner Verbrennung in einem einfachen Holzsarg ruhen kann.
 
Fünf Tage lang halten mindestens vier Mönche Abschiedsrituale ab. Alle Teilnehmer sind in weiß gekleidet, die buddhistische Farbe der Trauer. Es werden Sutras rezitiert und für einen  guten Übergang in ein neues Leben  gebetet. Jeden Tag erwarten die Mönche Spenden und Opfergaben, teils in Geld, teils in Naturalien. Die Familie des Verstorbenen muss alle Gäste beköstigen. Die Thais sehen die Feierlichkeiten als Fest an, es darf gelacht und Späße gemacht werden, denn es geht um ein neues Leben für den Verstorbenen.
 
Nach der Verbrennung fuhren am folgenden Morgen alle mit einem Fischerboot aufs Meer hinaus, wo ein Mönch die Asche dem Wasser übergab.
 
Unsere Bekannte sagte mir, sie habe lediglich etwa 250 Euro Festkosten gehabt, jedoch waren die Spenden und Opfergaben wesentlich teurer, wenn auch freiwillig. Alles in allem gab sie etwa 2000 Euro für den Transport ins 230 km entfernte Hua Hin, für die fünf Tage Feierlichkeiten und die anschließende Feuerbestattung aus.
 
Inzwischen habe ich erfahren, dass es sogar ein deutsches Bestattungsinstitut hier in Hua Hin gibt. Dort wird alles geregelt, sogar die Erbangelegenheiten, doch sicher sind dort die Preise höher als bei den Einheimischen. Anscheinend ist der Bedarf groß, denn die vielen Rentner, die ihren Lebensabend in Thailand verbringen, wollen sicher nicht mehr in der alten Heimat bestattet werden.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.02.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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