Von der Motorroller Hölle in Saigon, deren Gestank und Hupen Lärm mir fast den Verstand geraubt hat, bin ich auf die einsame Robinson Insel Con Dao geflüchtet.
Dieses Eiland liegt ganz weit im Südchinesischen Meer 320 km südlich von vietnamesischen Festland und war unter der französischen Besatzungsmacht der sicherste Platz, um Gefangene unterzubringen. Die alten Gefängniß Anlagen sind noch heute zu besichtigen, obwohl sie allmählich dem Verfall preisgegeben sind.
In den letzten Jahren wurde versucht, diese Insel für den Tourismus zu erschließen. Ein Flughafen verbindet jetzt Saigon mit der Insel. Leider hat die Bevölkerung hier noch nicht begriffen, dass der Tourismus nur funktionieren kann, wenn ein Minimum an Englisch angeboten wird. Vorläufig gibt es nur die vietnamesische Sprache, und die wenigen Touristen müssen sich mit Händen und Füßen verständlich machen.
Mein Hotel liegt direkt am Strand, ich gehe aus dem Bungalow einige Schritte und tauche ins kristallklare Wasser ein. Die ersten Tage waren friedlich. In mehreren Aquarien des Restaurants schwammen verschiedene Fische und warteten wohl darauf, verzehrt zu werden.
Doch heute Abend ist alles anders. Eine Meute von über 20 vietnamesischen Männern ist wie ein Erdbeben im Restaurant eingefallen. Sie lassen offensichtlich die Sau raus. Alle schreien wild durcheinander, sie prosten sich ständig zu und scheinen allmählich betrunken zu sein. Die Aquarien sind leer. Alle Fische verschwunden und auf deren Tellern gelandet.
Vietnam ist noch immer ein armes Land. Die meisten Menschen arbeiten in der Landwirtschaft, meist auf den Reisfeldern und verdienen einen geringen Lohn. Der Krieg ist noch immer präsent in den Köpfen, und im täglichen Fernsehprogramm flimmern die schwarz-weiß Bilder von den grässlichen Verbrechen gegen die Zivilbevölkerung.
Aber es scheint eine kleine Schicht von Neureichen zu geben, die sich den Luxus leistet, für zwei Tage auf eine der letzten einsamen Insel zu fliegen, um sich dort ungestört austoben zu können.
Von einem Umwelt Bewusstsein hat weder die einfache Bevölkerung noch die sogenannte Oberschicht eine Ahnung. Da wird der Abfall aus den Fenstern der Busse geworfen oder die Strände mit Plastikmüll zugeschüttet, und niemand räumt auf.
Die Küste südöstlich von Saigon ist mit Erdölklumpen verschmutzt, die Menschen baden in einer dunkelbraunen Brühe. Das Mekong Delta trägt sämtliche Abwässer der Anwohner ins Meer. Niemand scheint sich Gedanken zu machen, was das für den Fischbestand bedeutet, der dort verseucht und ungenießbar geworden ist.
So fliegen die reichen Vietnamesen in eines der letzten sauberen Gebiete, um die letzten frei gefangenen Fische zu verzehren. Wie lange noch?
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 07.03.2015.
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