Elke Müller

Liebe, Kampf, SEHNSUCHT

Mittlerweile kannte sie sich ziemlich gut im Haus aus. Nur zum Abend sperrte man sie im Zimmer ein, aus Vorsicht, wie man sagte. Sie kannte auch die Kleiderkammer, gleich schräg gegenüber ihrem Zimmer und die entdeckte Spalte im Boden, von dort hat sie heimlich so manches Gespräch belauscht. So wusste sie von dem ständigen Schlafmitteln in ihren Getränken. Von den seltsamen Besuchern, die bestimmt nichts Gutes im Schilde führten. Irina hat noch nicht geschlafen und wartete auf die Dunkelheit. Niemand begegnete ihr, als sie auf Zehenspitzen ihr Zimmer verließ. Sie erreichte ohne Mühe den großen prunkvoll ausgestatteten Raum, mit kostbaren Exponaten aus aller Welt. Sie hatte diesmal keinen Blick dafür. Die große alte Standuhr, die ihre beste Zeit längst hinter sich hatte, zog sie magisch an. Das Glas der Tür war zersprungen und ein Riss verlief quer über das Ziffernblatt. Das schwere Uhrpendel stand still. Ein Skelett saß, wie ein Wächter darauf. Hier sollte sich ein gut versteckter Verschlussmechanismus befinden, welcher den Fluchtweg frei gab. Aber auf den mitgeführten Plan, ist derartiges nicht aufgeführt. Was jetzt? Sie musste ihn schnell finden, bevor Sven ihre Flucht bemerkte. Sie spürte die Kälte des Zimmers, auch weil sie einfach Barfuß losgegangen war. Etwas fröstelte sie, wobei auch Angst darin mitspielte. Was konnte nicht alles geschehen, wenn sie entdeckt würde. Es war sehr still. Sie schaute zum Fenster. Es war dunkel und es gab keine Sterne am Himmel. Die zwei Kerzenständer, rechts und links, auf einem offenen, nicht brennenden Kamin, lieferten noch etwas spärliches Licht, aber es dauerte bestimmt nicht lange und auch sie werden bald erlöschen. Sie konnte nicht lange warten, die Zeit schlich langsam dahin. Neugierig suchte sie weiter. Doch was war das! Erschrocken fuhr sie zusammen. Ganz plötzlich bewegten sich die Uhrzeiger. Das schwere Pendel begann zu schwingen. Das Skelett kicherte auf und in den leeren Augenhöhlen leuchtete es rot auf. Irina schaute sich nach einem Versteck um. Hinter einen dicken Fenstervorhang fand sie gerade noch Schutz. Konnte aber das Geschehen durch einen Spalt beobachten. Aus der Uhr, entstiegen mehrere in Kutten dunkel gekleidete Männern, die Gesichter waren durch eine Kapuze verdeckt. Einer schaute sich suchend um. Schob dann, um besser sehen zu können, die Kapuze zurück. Irina erschrak. Es war Macina Scott ! Er hob die Hand, drehte die Zeiger der Uhr auf 12 Uhr zurück, schloss die Tür und das Pendel stand wieder still. Noch ein prüfender Blick in die Runde, dann schritt die Gruppe ohne ein Wort zu sagen, auf die Tür zum Treppenaufgang zu. Als die Tür ins Schoss fiel, atmete Irina auf. Die Uhr war also doch der gesuchte Fluchtweg! Schnell trat sie aus ihrem Versteck hervor und stieß dabei unglücklicherweise gegen eine hohe Vase, die polternd umfiel. Sie hörte das Rücken von Stühlen und Schritte, die Stimme von Scott. Lähmendes Entsetzen ergriff sie. Jetzt musste alles schnell gehen. Sie ging zur Standuhr. Öffnete die Tür, bewegte die Zeiger bis sich das schwere Pendel erneut in Gang setzte. Das Skelett blieb dabei ruhig. Die Rückwand schob sich durch den Uhrwerkmechanismus zurück und gab den gesuchten Weg frei. Gespannt schaute sie in das Dämmerlicht hinein. Dann trat sie ein. Auf der Rückseite befanden sich erneut Uhrzeiger. Sie drehte die Zeiger zurück, die Rückwand schob sich zu, schloss die Tür und das Pendel blieb stehen. Geschafft. An den Wänden befanden sich mehrere brennende Öllampen. Die wohl Scott mit seinem Clan angezündet haben, als sie hier durchkamen. Es gab kein zurück mehr. Mit schnellen Schritten ging sie über schmale Stege. Manchmal durchschnitt ein Wasserrinnsal den Weg, dann musste sie springen, oder nach oben klettern. Immer tiefer stieg sie in ein Labyrinth von Gängen und Gewölbe hinab. Unangefochten erreichte sie später ein kleines schmales Plateau an dessen Rückseite eine Felsspalte in eine schmale, langgestreckte Höhle führte.

Wie immer, hatte diese Nacht das Personal frei, es war ein Feiertag, überall gab es kleine Feste mit Musik und Tanz. Es war normal, wie immer, das er der letzte war, wenn er nach einen langen harten Arbeitstag, sein Arbeitszimmer verließ. Dann konnte er seine übrigen Arbeiten erledigen. Diesmal konnte ihn also keiner unverhofft überraschen. Jetzt zog Sven behutsam langsam, einen alten beschädigten aufgerollten Bauplan von seiner Festung aus einem Geheimfach vom Schreibtisch. Rollte ihn auf. Oh, es hat ihn einiges gekostet, um an den Plan zu kommen. Er hatte die ganze Bibliothek danach durchsucht. Durch einen Zufall bekam er ihn in seine Hände. Der alte kranke Exarch hatte noch das besagte Wissen darüber. Sven musste all seine Raffinessen aufbringen, um die Zunge des Alten zu lockern. Leider gab es dabei einige ungebetene Zeugen, die eben mit Pech hatten. Sven kennt keine Gnade, mit niemanden. Nun leuchteten seine Augen auf, er beugte sich mehr über den Entwurf und da... da war dieses Kreuz. Ihm fielen wieder die Worte ein, welche der Alte damals sagte, bevor das Messer in seinen dürren Körper fuhr. Sven kramte sein Schlüsselbund aus der Hosentasche, daran suchte er den kleinen goldenen Schlüssel und schloss ein zweites Schubfach auf. Daraus entnahm er zwei Revolver sowie eine Maschinenpistole samt Munition. Ein breites Lächeln machte sich auf seinen Gesicht breit. „ Tja, unser Macina Scott wird sich wohl oder übel daran erinnern, das seine Verbrechen noch nicht vergessen und ihm Gefängnis oder gar der Galgen droht. Wenn nicht, dann puste ich ihm sein Leben aus, er ist sowieso nur ein Klotz am Bein. Munition habe ich genügend dabei.“ Er war ein Meister seines Faches und wusste genau wie man bei einem eventuellen Prozess, die Geschworenen gekonnt auf seine Seite ziehen konnte. Aber sein Beruf als Anwalt nahm unglaublich viel Zeit in Anspruch. Was sich natürlich auch auf seine Einkünfte auswirkte. Er nahm nochmals einen kräftigen Schluck Whisky zu sich und schenkte sich erneut ein und kippte ihn abermals hinunter. Er hatte es nun eilig. Griff zu den Waffen und steckte sie ein. Denn nun war es nur noch ein Kinderspiel diese verhassten Gegenspieler für immer verstummen zu lassen.

Die Beratung unter den Männern war beendet. Man teilte sich wieder zu zweier Trupps auf. Ryan und Mako gingen nun zusammen auf Streife. Ron schulterte seine Kalaschnikow und ging allein davon, um neue Erkenntnisse zu bekommen. Kreuz und Quer führten die Wege durch Gänge, Verliese und Gewölbe, die niemand mehr betreten hatte. Erneut versperrte eine Tür Mako und Ryan ihren Weg. Durch rütteln versuchte man sie auf zu bekommen. Ryan stolperte über etwas, als er versuchte sich gegen die Tür zu werfen und stieß mit der Schulter hart gegen die Felsenwand, die plötzlich nachgab. Ein verborgener Mechanismus öffnete Stück für Stück einen Durchlass. Die Wunden an Schulter, Arm und Händen, die Ryan erlitten hatte, brannten und taten sehr weh. Er nahm die Schmerzen in Kauf. Ohne zu zögern traten beide ein. Der Schein ihrer Taschenlampen fiel auf alte verstaubte und mit dichten Spinnweben besetzte Sarkophage. Diese standen entlang der Wände oder in Nischen abgestellt. „ Eine Gruft,“ flüsterte Mako. „ Sieht aus, als ob lange Zeit, niemand, je einen Fuß, nach hier unten gesetzt hat. Wahrscheinlich sind sie nie gefunden worden..“ „ Na, das wäre doch mal was für die Presse und Archäologen, die werden bestimmt große Augen machen. Vielleicht ist der Fund gar eine Sensation, dann haben sie hier viel zu tun,“ meinte Ryan. Sie gingen einige Schritte weiter, jeden Winkel leuchteten sie mit ihren Lampen aus. Bleiche Skelette tauchten aus dem Dunkel auf. Sie saßen auf den Boden, ihre Waffen lagen neben ihnen, dabei den Blick auf die Tür gerichtet. „ Die haben sich wohl im Labyrinth der Gänge verirrt und fanden nicht mehr heraus, oder sind als Wächter der Toten mit eingeschlossen worden,“ lies sich Mako erneut hören. „ Ein schreckliches Ende, langsam qualvoll zu verhungern.“ Ryan schauten sich den Boden unter seinen Füßen noch einmal an, er war ohne Besonderheiten. Als er sich schon abwenden wollten, da fiel ihm etwas auf. An einer unscheinbaren Stelle an der Felswand, war der Boden etwas aufgeworfen. Also doch! Möglicherweise musste sich hier schon seit einige Zeit jemand anderes herumgetrieben haben. Etwas erwischte ihn von hinten. Er spürte einen Windhauch und fuhr herum. Vor ihm stand, mit in der Höhe gerissenen Messer, Mako, bereit zu zuschlagen. „ Hey, bist du wahnsinnig geworden?“ Dieser hörte nicht auf die Worte. Mit voller Kraft stieß Mako das Messer nieder. Ryan bemerkte einen höllischen Schmerz. Er wurde blass. Dann wurde es dunkel um ihn. Mako erschrak sichtlich, lies das Messer fallen und fing seinen Freund gerade noch rechtzeitig auf, bevor er auf den harten Boden gestürzt wäre. Ihm fiel der besondere Abdruck auf seinen Unterarm auf. Er holte eine rote Tinktur aus seiner Brusttasche. Ryan öffnete langsam die Augen. „ Du... du weinst doch nicht etwa, oder?“meinte er leicht lächelnd. „ Doch“, schluchzte Mako auf. „ Ich heule.“ „ Es ist alles okay. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich bin nur etwas müde....“ „ Ryan, du schaffst es, du musst es schaffen....“ Mako sah plötzlich den sonderbaren leeren Blick. Er spürte, wie sich seine Kehle zusammenschnürte. Trotzdem konnte Ryan den Schmerz in seiner Stimme hören. „ Los Ryan, lass dich nicht hängen, haben es nicht bis hierher geschafft um...“ „ Ich bin müde, entschuldige...etwas Schlaf...“ „ Auf die Beine Ryan, es geht nach Hause. In ein paar Tagen werden wir das hier alles vergessen haben. Hey, du darfst nicht einschlafen. Dr. Davis ist hier, er wird dich....Ryan! R y a n n n....“ Sekundenlang starrte Mako auf den fast leblosen Körper des Freundes. Er wandte sich ab, seine Augen verschleierte sich. Dann rollte eine Träne über die Wange. War es vielleicht ein Fingerzeig des Schicksals? Er bekam sich wieder in den Griff.


 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 16.03.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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