Chiara Fabiano

Der Teufel und die Liebe

 Spöttisch lächelnd zog er seine Kreise um sie und betrachtete derweilen jedes Stück ihres Körpers. „Sieh einer an“, sprach er in einer verachtenden Stimme,
„Sind wirklich zwei Jahre vergangen?“. Sie zitterte und versuchte ihren Atem stiller zu legen. Es war ihre größte Angst gewesen von ihm gefunden zu werden.
Doch nun, als er so vor ihr stand, verwunderte es sie umso mehr, dass sie ganz ruhig da stand. In seinen Augen spiegelte sich die pure Entsetzung,
es war als bestünde er vollständig aus Hass. Früher fiel ihr dies kaum auf. Heute jedoch machte es ihr Angst. „Traurig…“, stammelte er und blieb mit dem Rücken zu ihr gewandt stehen. Sie hob ihren Kopf. Er drehte sich mit einer hastigen Bewegung um. „Einfach nur… traurig“. Sein angewiderter Blick traf sie eindringlich.
„Siehst du es nun? Was sie aus uns macht!“, er kam näher an sie heran, sein Atem traf ihren. Verwundert sah sie auf. Er wirkte beinahe menschlich,
und das erschreckte sie. Er bemerkte ihre Verwunderung und drehte sich weg. „Was ist nur aus dir geworden…“, flüsterte er. „Ein schwaches Etwas,
ohne jeglichen Kampfgeist. Ohne jeglichen Hass…“. Er musste nicht mal schreien, sein Tonfall traf sie, wie ein Dolch ins Herz. Das erste Mal hob sie ihren Kopf und sah ihm in die Augen. „Bin ich das?“, fragte sie. Der Teufel verzog angewidert das Gesicht. „Bin ich so schwach, wie du es mir sagst?“.
„Ach hör auf! Sie ist es, die dich schwach macht. Die Liebe. Sie macht dich labil, raubt dir den Verstand. Und du bist schwach, denn du kannst dich nicht dagegen wehren. Dir fehlt die Kraft! Dir fehlt der Hass“, sagte er in einem strengen Ton. Sie schüttelte den Kopf.
„Das ist nicht wahr. Es stimmt nicht, was du mir erzählst“, wiedersprach sie. Er schnaufte verächtlich.
„Überzeug mich vom Gegenteil“, sagte er leise.
„Die Liebe macht uns nicht schwach! Sie stärkt uns. Oft schmerzt sie, doch Schmerzen stärken uns. Hass jedoch füllt unseren Körper mit Verachtung und lässt uns alleine. Wer nicht lieben kann, wird nie ein erfülltes Leben haben“. Er betrachtete sie. Und langsam, aber immer mehr bröckelte seine Hülle.
„Du enttäuschst mich“, sagte er und richtete seinen Blick auf den Boden.
„Du enttäuschst mich, meine Liebe“. Ihr Atem war nun völlig ruhig und ihre Hände hörten auf zu zittern, als sie die eigentliche Menschlichkeit in seinem Körper bemerkte. „Weil ich lebe?“, fragte sie ihn. Er schüttelte seinen Kopf.
„Weil du liebst“. Dann ging der Teufel ohne ein weiteres Wort.

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.04.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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