Heike Clarissa Conundrum

Geliebter oder Hund?!

 

Etwas über einen geliebten Hund auf Papier oder in der heutigen Zeit in ein Word-Dokument zu bringen, ist eine relativ unkomplizierte Sache. Doch leider geht es hier nicht um einen solchen. Dabei wäre  es doch so einfach.
Aber, erstens ist vieles nicht einfach mal einfach und zweitens ist gerade keine Tiergeschichte dran. Und wenn es ein erstens und zweitens gibt, dann darf natürlich auch ein drittens nicht fehlen. Also drittens.. Wie würde ich immer sagen: “Frauen sind halt einfach kompliziert.”
Und da ich eine Frau bin…

Kurze Rede, langer Sinn, ich will wieder einen Hund.
Ein Hund gibt Freude, er ist ein Teil der Familie und mit ihm ist es nie langweilig.
Und ich, ich fühle mich etwas gelangweilt und leer. Mir fehlt etwas.
Mir fehlt das sich freuende Etwas, wenn man nach Hause kommt und es einen mit großen Kulleraugen erwartungsvoll anschaut. Mir fehlen die regelmäßigen Spaziergänge durch den Wald. Sogar die Runden bei schlechtem Wetter, wo man im Grunde glücklich ist, nicht aus dem Haus zu müssen und den eklig, nach Schaumküssen muffelnden, eines aus dem Regen kommenden Hundes, fehlen mir.
Einfach deshalb, weil man keine Wahl hat. Die Frage nach dem: “Möchte ich überhaupt?”, stellt sich nicht. Man muss und fertig!
Das alles fehlt mir!

Die beiden Täubchen Schwefel und Phosphor, mit denen nie etwas los war,  haben das Haus verlassen. Zusammen mit der inzwischen erwachsenen Tochter. Sie sind allesamt umgezogen in eine eigene Wohnung.
Die wenigen Fische, bestehend aus  einem Goldfisch, einem Schleierschwanz und einem Wels, glubschen nur verfressen durch die Aquariumscheibe. Ihnen kleine Kunststücke beizubringen, wie zum Beispiel durch Feuerreifen springen, funktioniert nicht. Sie weigern sich rigoros, außerdem verlischt das Feuer im Wasser zu schnell.
Die Findelkind-Meise Würmchen macht keinerlei Anstalten das Haus in irgendeiner Weise zu verlassen. Und wann wurde je schon jemand, mit einer Meise beim Gassi gehen gesehen? Immerhin würde das die Aussage: “Die hat doch ´ne Meise” beweisen.
Dann sind da noch die zwei Katzen, die bereits im hoch betagten Alter sind. Sie machen sich mein Bett zu eigen und verweilen die längste Zeit des Tages dort.
Somit fallen auch sie aus.

Was bleibt? Mein Mann Georg!
Und der ist dank seiner Ausredenvielfalt ungeschlagener Meister. Er will  auch nicht mit mir über Wiesen und durch Wälder streifen.

Es muss also ein neuer Hund her. Ein neuer, knuddelig-zottliger Liebling, den man mit einfachen Dingen glücklich machen kann. So wie auch mich.
Denn ich bin eine Frau, die sooo einfach glücklich zu machen wäre. WÄRE!!

Aber Georg ist ein Mann, der das Glück seiner Frau nicht sehen will.
Er will verdammt noch mal keinen Hund mehr!
Schließlich ist er, und das sind, mehr meine als seine Worte, mit neunundvierzig Jahren, dem hoch betagten Alter schon bedenklich nah. Er kann vieles nicht mehr ab und verträgt nur noch weniges.
Ich habe den winzigen Verdacht, dass auch ich zu dem gehöre, was er nicht mehr so ganz verträgt. Oder heißt das Wort “versteht”? Nein, verstanden hat er mich noch nie. Aber das ist normal. Und auch der Grund, warum Männer und Frauen eigentlich gar nicht zueinander passen. Ich finde ja, “Mann und Frau” sollte der Kategorie der Oxymorone zugeordnet werden.
Ich schweife manchmal ab, also zurück zum Thema.

Eines Tages (vorvorgestern war es), stellte ich ihm, ich war selbst überrascht, dann die fragende Forderung:
“Also: Entscheide dich! Geliebter oder Hund?!”
Seine mir gelieferte, prompte Antwort, erschütterte mein hundeliebendes Herz.
Er sagte: “Na dann einen Geliebten. Aber leise muss er sein und er darf keinen Dreck machen.”

Damit schaffte er es. Er überforderte mich komplett. Ich und einen Geliebten?
Der spinnt doch.
In meinem Kopf wuselten die Fragen nur so umher. Sie hatten gar nicht alle auf einmal darin Platz.
War eine gedanklich fast fertig gestellt, kam bereits die nächste und der Anfang der davorigen war schon wieder vergessen. Am Ende schwirrten nur noch verschwommene W´s und Fragezeichen in meinem Schädel umher.

Ich brauchte dringend etwas, was mich ablenkte. Nur was??
Und da war schon wieder einer. Ein Satz mit einem riesigen Fragezeichen am Ende.

Also Angriff.
Ich blubberte nuschelnd, meinen in der Küche sitzenden und im Handy vertieften Georg an, das nur er wieder an allem Schuld sei.
Mich kaum eines Blickes würdigend, geschweige denn  zugehört zu haben,  klebte er weiter am Handy.

Ich ging ins Wohnzimmer. Von dort schickte ich ihm, von meinem  Handy eine Nachricht in die Küche, wo ich ihm einen schönen und störungsfreien Tag wünschte.
Dann sammelte ich ein paar “Wiesenutensilien” zusammen und sattelte meinen Drahtesel.
Auf meiner Wiese angekommen, tat ich das, was ich dort schon immer tat.
Fast nichts.
Maximal beobachtete ich kleine Insekten, lauschte den dort anwesenden Tieren und ließ alles baumeln, was baumelbar war.
Körper, Geist und Seele.
Und Mundwinkel.
Denn ständig kamen Leute mit Hunden vorbei. Hunde in allen Formen, Farben und Größen.
“Hunde über Hunde, sie sind überall. Und ich muss mir einen Geliebten zulegen.”
Seufzend schloss ich die Augen.

Es verging nur wenig Zeit bis ich ihn sah. Meinen Geliebten.
Weit entfernt und kaum erkennbar.
Entsetzt riss ich die Augen wieder auf.
Mein Geliebter verschwand augenblicklich. Glücklicherweise hab ich nichts näheres von ihm erkennen können. Denn, was bringt es mir zu wissen, wie er aussehen soll, bevor ich weiss, wie und  woher ich ihn bekommen soll.

Sollte ich den erstbesten, einsamen Spaziergänger, der an meiner Wiese vorbei schritt, mit einem Zauber oder Fluch belegen? Ihm zu dem machen, was er vermutlich gar nicht sein möchte?
Zumindest war dies eine Idee.
Schöner, wenn auch deutlich schwieriger wäre es aber, einen zu finden, den ich auch wirklich will und vor allem einen, der mich ebenso will.

 Das wird ein schweres Stück Arbeit!!

Zwei Tage sind vergangen und  das Projekt “Geliebter” liegt brach. Es fiel in dieser Zeit kein potentieller Mann dafür vom Himmel.
Dieses Projekt ist einfach zu kompakt, als das ich es auf gut Glück angehen oder dem Zufall überlassen kann.
So alt würde ich nicht werden.

Dabei will ich doch nur einen Hund!!!

An einen Hund würde ich über viele Möglichkeiten kommen.
Aber wie an einen Geliebten?
Nachbarschaft oder Kollegenkreis? Niemals, absolut ausgeschlossen.
Zeitungsannonce?
“Dralle ewigverheiratete Fast-Mittvierzigerin sucht Geliebten, zwecks jener Dinge, die Geliebte üblicher Weise tun?“ Und mit Rücksicht auf Georgs Wunsch: “Lautlos und dreckfrei bevorzugt!”

Und wie soll ich mich als Ewigverheiratete so akut plötzlich auf einen anderen Mann  einstellen? Muss es denn überhaupt so eins-zwei-fix gehen oder geht das auch mit “zeitlassen”?
Wo ist der vorerste Unterschied zwischen einem Geliebten und einer Affäre?

Um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, sehe ich nur eine Möglichkeit. Ich muss schleunigst recherchieren. Und zwar im Internet.
Zu meinem Bedauern gibt es keine eindeutige Definition zum “Geliebten”.
Andererseits bedeutet es, dass ich die Regeln dazu frei bestimmen kann. Ganz so, wie ich es mag. Das klingt gut.
Also erstmal einen suchen, finden und dann weiter sehen.

Es stellt sich mir die Frage, ob ich auf “Königin Internet” bei meiner Suche zählen kann.
Da ich eine gelegentlich-öfter-mal-bis-hin-und-wieder-oft-Chatterin bin, weiß ich, dass mindestens jeder zweieinhalbte Mann auch eine Geliebte sucht. Nicht ernst zu nehmende Angebote gibt’s da reichlich, das weiß ich. Sie interessierten mich bisher gar nicht bis am gar nichtesten.
(PS: Ich weiß selbst, dass es einige meiner benutzten Wörter nicht gibt, aber ich liebe sie!)
Soll ich dort auf Lauer gehen?
Oder vielleicht eine Seitensprung-Plattform? Ein Finde-und-nimm-mich-sofort-Forum?

Alles doof.
So etwas will ich nicht.
Ich will einen charmanten, leicht romantischen, sehr gefühlvollen (Gefühle der unterschiedlichsten Art natürlich), keck-gewitzten Liebhaber, der zu meinem Fast-Wechsel-Jahre-Alter passt. Außerdem sollte er bedingt ehrlich sein. Bedingt nur deshalb, weil grenzenlose Ehrlichkeit eher schädlich als wirksam ist. Zu ehrliche Leute sind immer verdächtig!
Er sollte nicht rauchen und nicht mehr streitbar sein als ich.
Da ich zum Sexmuffel mutiere, wäre es nicht allzu schlimm, wenn die schönste Nebensache der Welt auch nur Nebensache bleibt…

Verdammt!!
Ich warte einfach einen günstigen, aber so was von günstigen Zeitpunkt ab, um noch einmal das Thema “Hund” mit Georg zu besprechen.                                                                                                   

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.05.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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